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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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damit den Gerührtesten zum Lachen. Er nennt
unser ewiges Sprechen über unsern Dichter ein
holländisch-langes Glockenspiel. Freilich kennt
ihn Hr. v. Nieß nicht oder will es nicht; so
seltsam fragt er ihn an. Ich habe Dir ihn über-
haupt noch nicht gemalt, so mag er mir denn
sitzen auf dem Kutschenkissen. Recht klug wird
man nicht aus ihm; er wirft nicht sich, aber
das Geld weg (fast zu sehr) -- er schimmert und
schneidet, wie der Demant in seinem Ringe; --
und ist doch weich dabey, und stets auf der
Jagd nach warmen Augenblicken -- ein Held ist
er auch nicht, ja nicht einmal eine Heldin, vor
dem kleinsten Stachelchen fährt er in die Bienen-
kappe -- wie ich Dir nachher meine eigne Perücke
als Beweis und Bienenkappe vorzeigen will --
übrigens hat er alle nachgiebige Bescheidenheit
des Weltmannes, der sich auf die Voraussetzung
seines Werths verläßt -- und dabey fein, fein
und sonst mehr. -- Dieß ist aber eben der
Punkt; von sich spricht er fast kein Wort, un-
aufhörlich von seinem Jugendfreunde, dem Dich-
ter, gleichsam als wäre sein Leben nur die Grun-

damit den Geruͤhrteſten zum Lachen. Er nennt
unſer ewiges Sprechen uͤber unſern Dichter ein
hollaͤndiſch-langes Glockenſpiel. Freilich kennt
ihn Hr. v. Nieß nicht oder will es nicht; ſo
ſeltſam fragt er ihn an. Ich habe Dir ihn uͤber-
haupt noch nicht gemalt, ſo mag er mir denn
ſitzen auf dem Kutſchenkiſſen. Recht klug wird
man nicht aus ihm; er wirft nicht ſich, aber
das Geld weg (faſt zu ſehr) — er ſchimmert und
ſchneidet, wie der Demant in ſeinem Ringe; —
und iſt doch weich dabey, und ſtets auf der
Jagd nach warmen Augenblicken — ein Held iſt
er auch nicht, ja nicht einmal eine Heldin, vor
dem kleinſten Stachelchen faͤhrt er in die Bienen-
kappe — wie ich Dir nachher meine eigne Peruͤcke
als Beweis und Bienenkappe vorzeigen will —
uͤbrigens hat er alle nachgiebige Beſcheidenheit
des Weltmannes, der ſich auf die Vorausſetzung
ſeines Werths verlaͤßt — und dabey fein, fein
und ſonſt mehr. — Dieß iſt aber eben der
Punkt; von ſich ſpricht er faſt kein Wort, un-
aufhoͤrlich von ſeinem Jugendfreunde, dem Dich-
ter, gleichſam als waͤre ſein Leben nur die Grun-

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[72/0090] damit den Geruͤhrteſten zum Lachen. Er nennt unſer ewiges Sprechen uͤber unſern Dichter ein hollaͤndiſch-langes Glockenſpiel. Freilich kennt ihn Hr. v. Nieß nicht oder will es nicht; ſo ſeltſam fragt er ihn an. Ich habe Dir ihn uͤber- haupt noch nicht gemalt, ſo mag er mir denn ſitzen auf dem Kutſchenkiſſen. Recht klug wird man nicht aus ihm; er wirft nicht ſich, aber das Geld weg (faſt zu ſehr) — er ſchimmert und ſchneidet, wie der Demant in ſeinem Ringe; — und iſt doch weich dabey, und ſtets auf der Jagd nach warmen Augenblicken — ein Held iſt er auch nicht, ja nicht einmal eine Heldin, vor dem kleinſten Stachelchen faͤhrt er in die Bienen- kappe — wie ich Dir nachher meine eigne Peruͤcke als Beweis und Bienenkappe vorzeigen will — uͤbrigens hat er alle nachgiebige Beſcheidenheit des Weltmannes, der ſich auf die Vorausſetzung ſeines Werths verlaͤßt — und dabey fein, fein und ſonſt mehr. — Dieß iſt aber eben der Punkt; von ſich ſpricht er faſt kein Wort, un- aufhoͤrlich von ſeinem Jugendfreunde, dem Dich- ter, gleichſam als waͤre ſein Leben nur die Grun-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/90>, abgerufen am 26.11.2024.