Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.durch die Jahre wird man aus weichem Holze "Bey der Trennung von Ihrer Geliebten Da aber Nieß, um den seltenen Seefisch durch die Jahre wird man aus weichem Holze „Bey der Trennung von Ihrer Geliebten Da aber Nieß, um den ſeltenen Seefiſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0080" n="62"/> durch die Jahre wird man aus weichem Holze<lb/> ein hartes, das nachhaͤlt.”</p><lb/> <p>„Bey der Trennung von Ihrer Geliebten<lb/> mag Ihnen doch im Mondſcheine das Herz<lb/> ſchwer geworden ſeyn?” ſagte der Edelmann.<lb/> „Zwey Pfund — alſo halb ſo ſchwer als meine<lb/> Haut — iſt meines wie Ihres bey Mond- und<lb/> bey Sonnenlichtſchwer,” verſetzte der Doktor. „Sie<lb/> kamen ſo nach uͤber die empfindſame Epoche, wo<lb/> alle junge Leute weinten, leichter hinweg?”<lb/> fragte Nieß. „Ich hoffe, ſagt er, ich bin noch<lb/> darin, da ich ſcharf verdaue, und ich vergieße<lb/> taͤglich ſo viele ſtille Thraͤnen als irgend eine<lb/> edle Seele, naͤmlich vier Unzen den Tag; nur<lb/> aber ungeſehen (denn die Magenhaut iſt mein<lb/> Schnupftuch); unaufhoͤrlich fließen ſie ja bey<lb/> heilen guten Menſchen in den knochigen Naſen-<lb/> kanal und rinnen durch den Schlund in den<lb/> Magen und erweichen dadrunten manches Herz,<lb/> das man gekaͤuet, und das zum Verdauen und<lb/> Nachkochen da liegt.”</p><lb/> <p>Da aber Nieß, um den ſeltenen Seefiſch<lb/> immer mehr fuͤr ſeine dichteriſche. Naturalien-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0080]
durch die Jahre wird man aus weichem Holze
ein hartes, das nachhaͤlt.”
„Bey der Trennung von Ihrer Geliebten
mag Ihnen doch im Mondſcheine das Herz
ſchwer geworden ſeyn?” ſagte der Edelmann.
„Zwey Pfund — alſo halb ſo ſchwer als meine
Haut — iſt meines wie Ihres bey Mond- und
bey Sonnenlichtſchwer,” verſetzte der Doktor. „Sie
kamen ſo nach uͤber die empfindſame Epoche, wo
alle junge Leute weinten, leichter hinweg?”
fragte Nieß. „Ich hoffe, ſagt er, ich bin noch
darin, da ich ſcharf verdaue, und ich vergieße
taͤglich ſo viele ſtille Thraͤnen als irgend eine
edle Seele, naͤmlich vier Unzen den Tag; nur
aber ungeſehen (denn die Magenhaut iſt mein
Schnupftuch); unaufhoͤrlich fließen ſie ja bey
heilen guten Menſchen in den knochigen Naſen-
kanal und rinnen durch den Schlund in den
Magen und erweichen dadrunten manches Herz,
das man gekaͤuet, und das zum Verdauen und
Nachkochen da liegt.”
Da aber Nieß, um den ſeltenen Seefiſch
immer mehr fuͤr ſeine dichteriſche. Naturalien-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |