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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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taire, Diderot und D'Alembert gleich that, in-
dem er wie sie, Noten in die Werke machte
mit Namensunterschrift; -- die künftige Ent-
zückung darüber konnte er sich leicht denken.

Während Theoda zwischen dem Dichter und
der Freundin hin und her träumte: kam auf
einmal der Mann der letztern, der arme Mehl-
horn matt herein, der nicht den Muth gehabt,
seinen künftigen Gevatter um einen Kutschen-
sitz anzusprechen. Der Zoller war zwar kein
Mann von glänzendem Verstande -- er traute
seiner Frau einen größern zu -- und seine Aus-
gaben der Langenweile überstiegen weit seine
Einnahme derselben; aber wer Langmuth im
Ertragen, Dienstfertigkeit und ein anspruchlo-
ses redliches Leben liebte, der sah in sein im-
mer freudiges und freundliches Gesicht, und
fand dieß alles mit Lust darin. Theoda lief auf
ihn entzückt zu, und fragte selbstvergessen, wie
es ihrer Freundin ergangen, als wäre er später
abgereiset. Er verzehrte ein dünnes Mittags-
mahl, wozu er die Hälfte mitgebracht: "man
muß wahrhaftig -- sagt' er sehr wahr -- sich

taire, Diderot und D’Alembert gleich that, in-
dem er wie ſie, Noten in die Werke machte
mit Namensunterſchrift; — die kuͤnftige Ent-
zuͤckung daruͤber konnte er ſich leicht denken.

Waͤhrend Theoda zwiſchen dem Dichter und
der Freundin hin und her träumte: kam auf
einmal der Mann der letztern, der arme Mehl-
horn matt herein, der nicht den Muth gehabt,
ſeinen kuͤnftigen Gevatter um einen Kutſchen-
ſitz anzuſprechen. Der Zoller war zwar kein
Mann von glaͤnzendem Verſtande — er traute
ſeiner Frau einen groͤßern zu — und ſeine Aus-
gaben der Langenweile uͤberſtiegen weit ſeine
Einnahme derſelben; aber wer Langmuth im
Ertragen, Dienſtfertigkeit und ein anſpruchlo-
ſes redliches Leben liebte, der ſah in ſein im-
mer freudiges und freundliches Geſicht, und
fand dieß alles mit Luſt darin. Theoda lief auf
ihn entzuͤckt zu, und fragte ſelbſtvergeſſen, wie
es ihrer Freundin ergangen, als waͤre er ſpaͤter
abgereiſet. Er verzehrte ein duͤnnes Mittags-
mahl, wozu er die Hälfte mitgebracht: „man
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[47/0065] taire, Diderot und D’Alembert gleich that, in- dem er wie ſie, Noten in die Werke machte mit Namensunterſchrift; — die kuͤnftige Ent- zuͤckung daruͤber konnte er ſich leicht denken. Waͤhrend Theoda zwiſchen dem Dichter und der Freundin hin und her träumte: kam auf einmal der Mann der letztern, der arme Mehl- horn matt herein, der nicht den Muth gehabt, ſeinen kuͤnftigen Gevatter um einen Kutſchen- ſitz anzuſprechen. Der Zoller war zwar kein Mann von glaͤnzendem Verſtande — er traute ſeiner Frau einen groͤßern zu — und ſeine Aus- gaben der Langenweile uͤberſtiegen weit ſeine Einnahme derſelben; aber wer Langmuth im Ertragen, Dienſtfertigkeit und ein anſpruchlo- ſes redliches Leben liebte, der ſah in ſein im- mer freudiges und freundliches Geſicht, und fand dieß alles mit Luſt darin. Theoda lief auf ihn entzuͤckt zu, und fragte ſelbſtvergeſſen, wie es ihrer Freundin ergangen, als waͤre er ſpaͤter abgereiſet. Er verzehrte ein duͤnnes Mittags- mahl, wozu er die Hälfte mitgebracht: „man muß wahrhaftig — ſagt’ er ſehr wahr — ſich

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/65>, abgerufen am 24.11.2024.