einem dummen Ding von Mädchen -- Gott weis, wo die Göttin jetzt ihre Ziegen melkt. -- Ich stellte ihr die schöne Natur vor, die schon dalag und warf die Frage auf: sieh, Suse, blüht nicht alles vor uns wie wir, der Wiesenstorch- schnabel, und die große Gänseblume und das Rindsauge, und die Gichtrose und das Lungen- kraut, bis zu den Schlehengipfeln und Birnen- wipfeln hinauf? Und überall bestäuben sich die Blumen zur Ehe, die jetzt dein Vieh frißt? -- Sie antwortete gerührt: wird Er immer so an mich denken, Amandus? Ich versetzte wild: Beym Henker an uns beyde; wohin ich künftig auch verschlagen und verfahren werde, und in welchen fernen Fluß und Bach ich auch einst schauen werde -- es sey in die Schweine in Meiningen -- oder in die Besau und die Gesau im Henneberg -- oder in die wilde Sau in Böhmen -- oder in die Wampfe in Lüneburg -- oder in den Lumpelbach in Salzburg -- oder in die Starzel in Tyrol -- oder in die Kratza oder in den Galgenbach in der Oberpfalz -- in welchen Bach ich, schwör' ich Dir, künftig schauen
einem dummen Ding von Maͤdchen — Gott weis, wo die Goͤttin jetzt ihre Ziegen melkt. — Ich ſtellte ihr die ſchöne Natur vor, die ſchon dalag und warf die Frage auf: ſieh, Suſe, bluͤht nicht alles vor uns wie wir, der Wieſenſtorch- ſchnabel, und die große Gaͤnſeblume und das Rindsauge, und die Gichtroſe und das Lungen- kraut, bis zu den Schlehengipfeln und Birnen- wipfeln hinauf? Und uͤberall beſtaͤuben ſich die Blumen zur Ehe, die jetzt dein Vieh frißt? — Sie antwortete geruͤhrt: wird Er immer ſo an mich denken, Amandus? Ich verſetzte wild: Beym Henker an uns beyde; wohin ich kuͤnftig auch verſchlagen und verfahren werde, und in welchen fernen Fluß und Bach ich auch einſt ſchauen werde — es ſey in die Schweine in Meiningen — oder in die Beſau und die Geſau im Henneberg — oder in die wilde Sau in Boͤhmen — oder in die Wampfe in Luͤneburg — oder in den Lumpelbach in Salzburg — oder in die Starzel in Tyrol — oder in die Kratza oder in den Galgenbach in der Oberpfalz — in welchen Bach ich, ſchwoͤr’ ich Dir, kuͤnftig ſchauen
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einem dummen Ding von Maͤdchen — Gott
weis, wo die Goͤttin jetzt ihre Ziegen melkt. —
Ich ſtellte ihr die ſchöne Natur vor, die ſchon
dalag und warf die Frage auf: ſieh, Suſe, bluͤht
nicht alles vor uns wie wir, der Wieſenſtorch-
ſchnabel, und die große Gaͤnſeblume und das
Rindsauge, und die Gichtroſe und das Lungen-
kraut, bis zu den Schlehengipfeln und Birnen-
wipfeln hinauf? Und uͤberall beſtaͤuben ſich die
Blumen zur Ehe, die jetzt dein Vieh frißt? —
Sie antwortete geruͤhrt: wird Er immer ſo an
mich denken, Amandus? Ich verſetzte wild:
Beym Henker an uns beyde; wohin ich kuͤnftig
auch verſchlagen und verfahren werde, und in
welchen fernen Fluß und Bach ich auch einſt
ſchauen werde — es ſey in die Schweine in
Meiningen — oder in die Beſau und die Geſau
im Henneberg — oder in die wilde Sau in
Boͤhmen — oder in die Wampfe in Luͤneburg
— oder in den Lumpelbach in Salzburg — oder
in die Starzel in Tyrol — oder in die Kratza
oder in den Galgenbach in der Oberpfalz — in
welchen Bach ich, ſchwoͤr’ ich Dir, kuͤnftig ſchauen
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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