-- dann, als sie zu schnarchen anfing, gar den Mund.
Aber plötzlich hob die verstellte die Arme auf und umschlang die Freundin: du bist schon wieder zurück, Liebe, sagte sie, weil dein Dich- ter nicht da war?
"O, spotte viel stärker über die Sünderin, thue mir recht innig weh, denn ich verdiene es wohl von gestern her!" antwortete sie, und nannte ihr alles, was ihr feuriges Herz drückte. Bona legte die Wange an ihre, und konnte, vom vor- frühen Aufstehen ohnehin sehr aufgelöset, nichts sagen, bis Theoda sagte: "schilt oder vergieb!" und jener heiße Thränen aus den Augen schossen, und nun beyde sich in einer Entzückung verstan- den. "O jetzt möchte ich, sagte Theoda, mein Blut, wie dieses Morgenroth vertropfen lassen, für dich. Ach ich bin eigentlich so sanft; warum bin ich denn so wild, Bona?" -- "Gegen mich bist du gerade recht, erwiederte sie; nur einmal das beste Wesen kann dein wildes verdienen.
— dann, als ſie zu ſchnarchen anfing, gar den Mund.
Aber ploͤtzlich hob die verſtellte die Arme auf und umſchlang die Freundin: du biſt ſchon wieder zuruͤck, Liebe, ſagte ſie, weil dein Dich- ter nicht da war?
„O, ſpotte viel ſtaͤrker uͤber die Suͤnderin, thue mir recht innig weh, denn ich verdiene es wohl von geſtern her!” antwortete ſie, und nannte ihr alles, was ihr feuriges Herz druͤckte. Bona legte die Wange an ihre, und konnte, vom vor- fruͤhen Aufſtehen ohnehin ſehr aufgeloͤſet, nichts ſagen, bis Theoda ſagte: „ſchilt oder vergieb!” und jener heiße Thraͤnen aus den Augen ſchoſſen, und nun beyde ſich in einer Entzuͤckung verſtan- den. „O jetzt moͤchte ich, ſagte Theoda, mein Blut, wie dieſes Morgenroth vertropfen laſſen, fuͤr dich. Ach ich bin eigentlich ſo ſanft; warum bin ich denn ſo wild, Bona?” — „Gegen mich biſt du gerade recht, erwiederte ſie; nur einmal das beſte Weſen kann dein wildes verdienen.
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— dann, als ſie zu ſchnarchen anfing, gar den
Mund.
Aber ploͤtzlich hob die verſtellte die Arme auf
und umſchlang die Freundin: du biſt ſchon
wieder zuruͤck, Liebe, ſagte ſie, weil dein Dich-
ter nicht da war?
„O, ſpotte viel ſtaͤrker uͤber die Suͤnderin,
thue mir recht innig weh, denn ich verdiene es
wohl von geſtern her!” antwortete ſie, und nannte
ihr alles, was ihr feuriges Herz druͤckte. Bona
legte die Wange an ihre, und konnte, vom vor-
fruͤhen Aufſtehen ohnehin ſehr aufgeloͤſet, nichts
ſagen, bis Theoda ſagte: „ſchilt oder vergieb!”
und jener heiße Thraͤnen aus den Augen ſchoſſen,
und nun beyde ſich in einer Entzuͤckung verſtan-
den. „O jetzt moͤchte ich, ſagte Theoda, mein
Blut, wie dieſes Morgenroth vertropfen laſſen,
fuͤr dich. Ach ich bin eigentlich ſo ſanft; warum
bin ich denn ſo wild, Bona?” — „Gegen mich
biſt du gerade recht, erwiederte ſie; nur einmal
das beſte Weſen kann dein wildes verdienen.
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/44>, abgerufen am 16.07.2024.
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