Auen weg. Ein Montblanc aus dichtem Mond- licht gegossen, stand mitten unter Rosen, ich nahm meine Gedanken und löste ihn auf, und goß ihn gleißend über die breite Rosenflur. Ich stand vor einem glatten blauen Pallast ohne Thore, und mein Herz klopfte sehnsüchtig davor; siehe wie vor dem Erdbeben Thüren aufsprin- gen, und Uhren schlagen, so that sich vor mei- nem Herzklopfen der Tempel aus einander; siehe mein Erdenleben blühte darin an seinen Wän- den in Bilderchen angemalt, kleine Harmonika- glöckchen schlugen meine Jugendstunden nach; und ich weinte, und ein alter Erden-Garten war an der Wand und ich rief; schon darin, in jenen grauen Zeiten drunten, sehnt sich dein armes Herz wie jetzt, ach, das wird lange! --
Da segelte die weißschuppige endlose Schlange durch die hohen Blumen an mich heran, um sich unaufhörlich um mich zu gürten, aber ich nahm unter ihrem Aufsprunge meine Gedanken, und wand sie unausgesetzt als Perlenschnur um meinen Leib; da vertropften wieder diese Perlen
Auen weg. Ein Montblanc aus dichtem Mond- licht gegoſſen, ſtand mitten unter Roſen, ich nahm meine Gedanken und loͤſte ihn auf, und goß ihn gleißend uͤber die breite Roſenflur. Ich ſtand vor einem glatten blauen Pallaſt ohne Thore, und mein Herz klopfte ſehnſuͤchtig davor; ſiehe wie vor dem Erdbeben Thuͤren aufſprin- gen, und Uhren ſchlagen, ſo that ſich vor mei- nem Herzklopfen der Tempel aus einander; ſiehe mein Erdenleben bluͤhte darin an ſeinen Waͤn- den in Bilderchen angemalt, kleine Harmonika- glöckchen ſchlugen meine Jugendſtunden nach; und ich weinte, und ein alter Erden-Garten war an der Wand und ich rief; ſchon darin, in jenen grauen Zeiten drunten, ſehnt ſich dein armes Herz wie jetzt, ach, das wird lange! —
Da ſegelte die weißſchuppige endloſe Schlange durch die hohen Blumen an mich heran, um ſich unaufhoͤrlich um mich zu guͤrten, aber ich nahm unter ihrem Aufſprunge meine Gedanken, und wand ſie unausgeſetzt als Perlenſchnur um meinen Leib; da vertropften wieder dieſe Perlen
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Auen weg. Ein Montblanc aus dichtem Mond-
licht gegoſſen, ſtand mitten unter Roſen, ich
nahm meine Gedanken und loͤſte ihn auf, und
goß ihn gleißend uͤber die breite Roſenflur. Ich
ſtand vor einem glatten blauen Pallaſt ohne
Thore, und mein Herz klopfte ſehnſuͤchtig davor;
ſiehe wie vor dem Erdbeben Thuͤren aufſprin-
gen, und Uhren ſchlagen, ſo that ſich vor mei-
nem Herzklopfen der Tempel aus einander; ſiehe
mein Erdenleben bluͤhte darin an ſeinen Waͤn-
den in Bilderchen angemalt, kleine Harmonika-
glöckchen ſchlugen meine Jugendſtunden nach;
und ich weinte, und ein alter Erden-Garten
war an der Wand und ich rief; ſchon darin,
in jenen grauen Zeiten drunten, ſehnt ſich dein
armes Herz wie jetzt, ach, das wird lange! —
Da ſegelte die weißſchuppige endloſe Schlange
durch die hohen Blumen an mich heran, um
ſich unaufhoͤrlich um mich zu guͤrten, aber ich
nahm unter ihrem Aufſprunge meine Gedanken,
und wand ſie unausgeſetzt als Perlenſchnur um
meinen Leib; da vertropften wieder dieſe Perlen
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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