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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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den ziehen, nur muß der Weg ein Sonnenziel
haben, oder wir jagen ewig einem rückenden
Regenbogen nach."

Wir waren nun einander freundlich, wie vor-
her feindlich, näher gerückt, und hörten auf mit
Recht; ein solcher Streit kann nur abgebrochen,
nicht abgeschlossen werden, er lässet, wie die
ganze Philosophie, nur Waffenstillstände, nicht
Friedensschlüsse zu. Alle Untersuchungen sollten
daher, wie die platonischen und lessingischen poe-
tisch, nämlich dramatisch seyn, damit sich hinter
dem Reichthum der Ansichten die Ansicht des
Autors versteckt erhielte, weil der blinde Gläu-
bige so gern und zuerst diese als eine Autorität
aufsucht und annimmt, um sich dann in ruhi-
gem Besitze aller übrigen nur zu deren Defensoren
und Geschäftsträgern, statt zu Richtern zumachen.

Ich wende mich wieder zur Geschichte, die
freylich in so vielen Schlußketten kaum drey
Schritte thut. Ich und die alte fromme Mut-
ter hatten uns beredet, den Jüngling zum Ge-
burtstag, wie den Montaigne, mit Musik zu
wecken, womit sich andere einschläfern. Bloß

den ziehen, nur muß der Weg ein Sonnenziel
haben, oder wir jagen ewig einem ruͤckenden
Regenbogen nach.”

Wir waren nun einander freundlich, wie vor-
her feindlich, näher geruͤckt, und hoͤrten auf mit
Recht; ein ſolcher Streit kann nur abgebrochen,
nicht abgeſchloſſen werden, er laͤſſet, wie die
ganze Philoſophie, nur Waffenſtillſtaͤnde, nicht
Friedensſchluͤſſe zu. Alle Unterſuchungen ſollten
daher, wie die platoniſchen und leſſingiſchen poe-
tiſch, naͤmlich dramatiſch ſeyn, damit ſich hinter
dem Reichthum der Anſichten die Anſicht des
Autors verſteckt erhielte, weil der blinde Glaͤu-
bige ſo gern und zuerſt dieſe als eine Autoritaͤt
aufſucht und annimmt, um ſich dann in ruhi-
gem Beſitze aller uͤbrigen nur zu deren Defenſoren
und Geſchaͤftstraͤgern, ſtatt zu Richtern zumachen.

Ich wende mich wieder zur Geſchichte, die
freylich in ſo vielen Schlußketten kaum drey
Schritte thut. Ich und die alte fromme Mut-
ter hatten uns beredet, den Juͤngling zum Ge-
burtstag, wie den Montaigne, mit Muſik zu
wecken, womit ſich andere einſchlaͤfern. Bloß

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[252/0270] den ziehen, nur muß der Weg ein Sonnenziel haben, oder wir jagen ewig einem ruͤckenden Regenbogen nach.” Wir waren nun einander freundlich, wie vor- her feindlich, näher geruͤckt, und hoͤrten auf mit Recht; ein ſolcher Streit kann nur abgebrochen, nicht abgeſchloſſen werden, er laͤſſet, wie die ganze Philoſophie, nur Waffenſtillſtaͤnde, nicht Friedensſchluͤſſe zu. Alle Unterſuchungen ſollten daher, wie die platoniſchen und leſſingiſchen poe- tiſch, naͤmlich dramatiſch ſeyn, damit ſich hinter dem Reichthum der Anſichten die Anſicht des Autors verſteckt erhielte, weil der blinde Glaͤu- bige ſo gern und zuerſt dieſe als eine Autoritaͤt aufſucht und annimmt, um ſich dann in ruhi- gem Beſitze aller uͤbrigen nur zu deren Defenſoren und Geſchaͤftstraͤgern, ſtatt zu Richtern zumachen. Ich wende mich wieder zur Geſchichte, die freylich in ſo vielen Schlußketten kaum drey Schritte thut. Ich und die alte fromme Mut- ter hatten uns beredet, den Juͤngling zum Ge- burtstag, wie den Montaigne, mit Muſik zu wecken, womit ſich andere einſchlaͤfern. Bloß

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/270>, abgerufen am 24.11.2024.