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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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sache und Erklärung, nämlich die Täuschung der
Liebe und Furcht ansage; aber ich unterließ den
Zweifel; über Geistererscheinungen wurde ohne-
hin bisher noch nicht mit rechter Religion
und Freyheit zugleich geurtheilt, und am we-
nigsten können gegen sie, so wie gegen den thie-
rischen Magnetismus, negative Erfahrungen
entscheiden, die eben darum gar keine sind.
Mich besticht jeder Gebildete, der Geistererschei-
nungen glaubt, weil er mich an die religiösere
deutsche Zeit erinnert, wo man sie eben so fest
glaubte, als aushielt. Ich triplizirte aber
nun auf alles Vorige: man nehme das Körper-
kleid so fein gewoben an, als man wolle, so
verhalte sichs doch zum Ich wie der unorganisierte
Rock zum organischen Leibe; ein einziger irrdi-
scher Nerve sey aber schon der Sperrstrick vor
der andern Welt, und ein einziges Erdstäubchen
ziehe die ganze Erde, unser ganzes irrdisches
Treiben nach sich; das Leben nach dem Tode sey
dann eines vor demselben, und der Gestorbene
vom Lebenden nur dadurch verschieden, daß er
hinter dem Alter alt, und aus dem Neunziger

ſache und Erklaͤrung, naͤmlich die Taͤuſchung der
Liebe und Furcht anſage; aber ich unterließ den
Zweifel; uͤber Geiſtererſcheinungen wurde ohne-
hin bisher noch nicht mit rechter Religion
und Freyheit zugleich geurtheilt, und am we-
nigſten koͤnnen gegen ſie, ſo wie gegen den thie-
riſchen Magnetismus, negative Erfahrungen
entſcheiden, die eben darum gar keine ſind.
Mich beſticht jeder Gebildete, der Geiſtererſchei-
nungen glaubt, weil er mich an die religioͤſere
deutſche Zeit erinnert, wo man ſie eben ſo feſt
glaubte, als aushielt. Ich triplizirte aber
nun auf alles Vorige: man nehme das Koͤrper-
kleid ſo fein gewoben an, als man wolle, ſo
verhalte ſichs doch zum Ich wie der unorganiſierte
Rock zum organiſchen Leibe; ein einziger irrdi-
ſcher Nerve ſey aber ſchon der Sperrſtrick vor
der andern Welt, und ein einziges Erdſtaͤubchen
ziehe die ganze Erde, unſer ganzes irrdiſches
Treiben nach ſich; das Leben nach dem Tode ſey
dann eines vor demſelben, und der Geſtorbene
vom Lebenden nur dadurch verſchieden, daß er
hinter dem Alter alt, und aus dem Neunziger

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[244/0262] ſache und Erklaͤrung, naͤmlich die Taͤuſchung der Liebe und Furcht anſage; aber ich unterließ den Zweifel; uͤber Geiſtererſcheinungen wurde ohne- hin bisher noch nicht mit rechter Religion und Freyheit zugleich geurtheilt, und am we- nigſten koͤnnen gegen ſie, ſo wie gegen den thie- riſchen Magnetismus, negative Erfahrungen entſcheiden, die eben darum gar keine ſind. Mich beſticht jeder Gebildete, der Geiſtererſchei- nungen glaubt, weil er mich an die religioͤſere deutſche Zeit erinnert, wo man ſie eben ſo feſt glaubte, als aushielt. Ich triplizirte aber nun auf alles Vorige: man nehme das Koͤrper- kleid ſo fein gewoben an, als man wolle, ſo verhalte ſichs doch zum Ich wie der unorganiſierte Rock zum organiſchen Leibe; ein einziger irrdi- ſcher Nerve ſey aber ſchon der Sperrſtrick vor der andern Welt, und ein einziges Erdſtaͤubchen ziehe die ganze Erde, unſer ganzes irrdiſches Treiben nach ſich; das Leben nach dem Tode ſey dann eines vor demſelben, und der Geſtorbene vom Lebenden nur dadurch verſchieden, daß er hinter dem Alter alt, und aus dem Neunziger

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/262>, abgerufen am 24.11.2024.