ein Schutzheiliger oder gar die Maria zu seyn, wenn er an seinem Namenstage das widrige Preisen und Posaunen der Menschen im Him- mel hören müßte; wiewol es mit dem Allerheilig- sten -- oder richtiger mit dem Alleinheiligen noch schlimmer stehe. Ordentlich mit der Härte des Egoismus gegen Feindseeligkeiten, könnte er Freundseeligkeiten anfallen, und berennen; ein Geburtstag, sagt' er, wenn es nicht ein frem- der wäre, sey vollends dumm. Lasset den Jüng- ling! Eine rechte Jungfrau ist auch eine Heilige, warum nicht der rechte Jüngling ein Heiliger? -- Beyde sind unschuldig höhere Kinder, denen nur nach der Laubknospe auch die Blütenknospe zerspringt. Ein Jüngling ist ein Lebens-Trun- kener, und darum glüht er -- wie einer, der sich durch physische Trunkenheit, die jugendliche zurückholt -- zugleich vom Wangen- und Her- zensfeuer des Muthes und der weichsten Liebe. Die menschliche Natur muß tiefgegründete Güte haben, da sie gerade in den beyden Zuständen des Rausches, die sie verdoppeln und vor den Vergrößerungsspiegel bringen, statt vergrößer-
ein Schutzheiliger oder gar die Maria zu ſeyn, wenn er an ſeinem Namenstage das widrige Preiſen und Poſaunen der Menſchen im Him- mel hoͤren müßte; wiewol es mit dem Allerheilig- ſten — oder richtiger mit dem Alleinheiligen noch ſchlimmer ſtehe. Ordentlich mit der Haͤrte des Egoismus gegen Feindſeeligkeiten, koͤnnte er Freundſeeligkeiten anfallen, und berennen; ein Geburtstag, ſagt’ er, wenn es nicht ein frem- der waͤre, ſey vollends dumm. Laſſet den Juͤng- ling! Eine rechte Jungfrau iſt auch eine Heilige, warum nicht der rechte Juͤngling ein Heiliger? — Beyde ſind unſchuldig hoͤhere Kinder, denen nur nach der Laubknospe auch die Bluͤtenknospe zerſpringt. Ein Juͤngling iſt ein Lebens-Trun- kener, und darum gluͤht er — wie einer, der ſich durch phyſiſche Trunkenheit, die jugendliche zuruͤckholt — zugleich vom Wangen- und Her- zensfeuer des Muthes und der weichſten Liebe. Die menſchliche Natur muß tiefgegruͤndete Guͤte haben, da ſie gerade in den beyden Zuſtänden des Rauſches, die ſie verdoppeln und vor den Vergroͤßerungsſpiegel bringen, ſtatt vergroͤßer-
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ein Schutzheiliger oder gar die Maria zu ſeyn,
wenn er an ſeinem Namenstage das widrige
Preiſen und Poſaunen der Menſchen im Him-
mel hoͤren müßte; wiewol es mit dem Allerheilig-
ſten — oder richtiger mit dem Alleinheiligen noch
ſchlimmer ſtehe. Ordentlich mit der Haͤrte des
Egoismus gegen Feindſeeligkeiten, koͤnnte er
Freundſeeligkeiten anfallen, und berennen; ein
Geburtstag, ſagt’ er, wenn es nicht ein frem-
der waͤre, ſey vollends dumm. Laſſet den Juͤng-
ling! Eine rechte Jungfrau iſt auch eine Heilige,
warum nicht der rechte Juͤngling ein Heiliger? —
Beyde ſind unſchuldig hoͤhere Kinder, denen
nur nach der Laubknospe auch die Bluͤtenknospe
zerſpringt. Ein Juͤngling iſt ein Lebens-Trun-
kener, und darum gluͤht er — wie einer, der
ſich durch phyſiſche Trunkenheit, die jugendliche
zuruͤckholt — zugleich vom Wangen- und Her-
zensfeuer des Muthes und der weichſten Liebe.
Die menſchliche Natur muß tiefgegruͤndete Guͤte
haben, da ſie gerade in den beyden Zuſtänden
des Rauſches, die ſie verdoppeln und vor den
Vergroͤßerungsſpiegel bringen, ſtatt vergroͤßer-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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