Tochter seinen Thee einnöthigte, der Camillen- Thee war. Man gebe ihm aber, sagte er, Lum- penpack, Aschenbrödel, Kothsassen, Soldaten auf Stelzfüßen; so wißt' er, wem er gern zu geben habe; denn die Niedrigkeit und Armuth sey eine hartnäckige Krankheit, zu deren Hei- lung Jahre gehören, vom Töpfer oder Topf-Ko- lik, ein nachlassender Puls, eine fallende und galoppierende Schwindsucht, ein tägliches Fie- ber; -- venienti, aber sage man currite morbo, d. h. man gehe doch dem herkommenden Lumpen entgegen, und schenk' ihm einen Heller, das treue- ste Geld, das kein Fürst sehr devalvieren könne.
Der Zweck seiner Badreise war aber nicht, in Maulbronn sich zu baden -- oder seine Toch- ter -- oder da sich zu belustigen -- oder diese -- sondern es war der in der folgenden[.]
Tochter ſeinen Thee einnöthigte, der Camillen- Thee war. Man gebe ihm aber, ſagte er, Lum- penpack, Aſchenbrödel, Kothſaſſen, Soldaten auf Stelzfuͤßen; ſo wißt’ er, wem er gern zu geben habe; denn die Niedrigkeit und Armuth ſey eine hartnaͤckige Krankheit, zu deren Hei- lung Jahre gehören, vom Töpfer oder Topf-Ko- lik, ein nachlaſſender Puls, eine fallende und galoppierende Schwindſucht, ein taͤgliches Fie- ber; — venienti, aber ſage man currite morbo, d. h. man gehe doch dem herkommenden Lumpen entgegen, und ſchenk’ ihm einen Heller, das treue- ſte Geld, das kein Fuͤrſt ſehr devalvieren koͤnne.
Der Zweck ſeiner Badreiſe war aber nicht, in Maulbronn ſich zu baden — oder ſeine Toch- ter — oder da ſich zu beluſtigen — oder dieſe — ſondern es war der in der folgenden[.]
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Tochter ſeinen Thee einnöthigte, der Camillen-
Thee war. Man gebe ihm aber, ſagte er, Lum-
penpack, Aſchenbrödel, Kothſaſſen, Soldaten
auf Stelzfuͤßen; ſo wißt’ er, wem er gern zu
geben habe; denn die Niedrigkeit und Armuth
ſey eine hartnaͤckige Krankheit, zu deren Hei-
lung Jahre gehören, vom Töpfer oder Topf-Ko-
lik, ein nachlaſſender Puls, eine fallende und
galoppierende Schwindſucht, ein taͤgliches Fie-
ber; — venienti, aber ſage man currite morbo,
d. h. man gehe doch dem herkommenden Lumpen
entgegen, und ſchenk’ ihm einen Heller, das treue-
ſte Geld, das kein Fuͤrſt ſehr devalvieren koͤnne.
Der Zweck ſeiner Badreiſe war aber nicht,
in Maulbronn ſich zu baden — oder ſeine Toch-
ter — oder da ſich zu beluſtigen — oder dieſe —
ſondern es war der in der folgenden.
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/23>, abgerufen am 24.11.2024.
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