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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Auszüge und Sentenzen aus meiner Aesthetik,
welche zu Michaelis erscheint. Aber ich muß um
die Erlaubniß bitten, gelogen zu haben. Einem
Autor wird es eben so schwer, mit seinen Ge-
danken das jeu de bateaux *) zu spielen als ei-
ner Mutter mit ihren Kindern. Gnomen, sagt
er, die er in alter Bedeutung als Denksprüche
gebe, können andern leicht in neues als Zwerge
erscheinen. Zögen Sie aber, lieber Spatzier,
statt meiner aus: so wär' es zehn Mal besser,
leichter und vernünftiger.

Lieber hätt' ich für diesen Brief aus Tiecks
ächt poetischen Oktavian die Geburt der Rose
und die Geburt der Lilie ausziehen mögen --
zwey Dichtungen, welche ihm die Blumengöttin
selber wie reife Frühlingsblüthen zugeworfen.
Auch wär' es in der ersten Entzückung über sein
Buch -- und in der ersten Entrüstung über ein
scham- und sinnloses Geschwätz über dasselbe,
verzeihlich gewesen, viel Worte über diesen ita-

*) Dieses war einmal in Paris eine moralische Spiel-Frage,
welche unter gleich lieben Personen in einem untersin-
kenden Kahne man opfern müsse und welche retten.

Auszuͤge und Sentenzen aus meiner Aeſthetik,
welche zu Michaelis erſcheint. Aber ich muß um
die Erlaubniß bitten, gelogen zu haben. Einem
Autor wird es eben ſo ſchwer, mit ſeinen Ge-
danken das jeu de bateaux *) zu ſpielen als ei-
ner Mutter mit ihren Kindern. Gnomen, ſagt
er, die er in alter Bedeutung als Denkſpruͤche
gebe, koͤnnen andern leicht in neues als Zwerge
erſcheinen. Zoͤgen Sie aber, lieber Spatzier,
ſtatt meiner aus: ſo waͤr’ es zehn Mal beſſer,
leichter und vernuͤnftiger.

Lieber haͤtt’ ich fuͤr dieſen Brief aus Tiecks
ächt poetiſchen Oktavian die Geburt der Roſe
und die Geburt der Lilie ausziehen moͤgen —
zwey Dichtungen, welche ihm die Blumengoͤttin
ſelber wie reife Fruͤhlingsbluͤthen zugeworfen.
Auch waͤr’ es in der erſten Entzuͤckung über ſein
Buch — und in der erſten Entruͤſtung uͤber ein
ſcham- und ſinnloſes Geſchwaͤtz uͤber daſſelbe,
verzeihlich geweſen, viel Worte uͤber dieſen ita-

*) Dieſes war einmal in Paris eine moraliſche Spiel-Frage,
welche unter gleich lieben Perſonen in einem unterſin-
kenden Kahne man opfern müſſe und welche retten.
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[190/0208] Auszuͤge und Sentenzen aus meiner Aeſthetik, welche zu Michaelis erſcheint. Aber ich muß um die Erlaubniß bitten, gelogen zu haben. Einem Autor wird es eben ſo ſchwer, mit ſeinen Ge- danken das jeu de bateaux *) zu ſpielen als ei- ner Mutter mit ihren Kindern. Gnomen, ſagt er, die er in alter Bedeutung als Denkſpruͤche gebe, koͤnnen andern leicht in neues als Zwerge erſcheinen. Zoͤgen Sie aber, lieber Spatzier, ſtatt meiner aus: ſo waͤr’ es zehn Mal beſſer, leichter und vernuͤnftiger. Lieber haͤtt’ ich fuͤr dieſen Brief aus Tiecks ächt poetiſchen Oktavian die Geburt der Roſe und die Geburt der Lilie ausziehen moͤgen — zwey Dichtungen, welche ihm die Blumengoͤttin ſelber wie reife Fruͤhlingsbluͤthen zugeworfen. Auch waͤr’ es in der erſten Entzuͤckung über ſein Buch — und in der erſten Entruͤſtung uͤber ein ſcham- und ſinnloſes Geſchwaͤtz uͤber daſſelbe, verzeihlich geweſen, viel Worte uͤber dieſen ita- *) Dieſes war einmal in Paris eine moraliſche Spiel-Frage, welche unter gleich lieben Perſonen in einem unterſin- kenden Kahne man opfern müſſe und welche retten.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/208>, abgerufen am 24.11.2024.