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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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ziehen läßt -- poetische Blumen ersetzt er durch
die Poesie. -- Das Schweizer Alpenhorn der
jugendlichen Sehnsucht und Freude hat er am
Munde, indeß er mit der andern Hand auf das
Abendblühen der hohen Gletscher zeigt, und zu
beten anfängt, wenn auf den Bergen die Bet-
glocken schön herüberrufen -- gleich Griechen und
einigen Mahlern umschließet er seine Gemälde,
aus Verachtung der Pointe, zuweilen mit Bil-
dern, die sich in den Rahmen verlieren *) und
so ist der Mann. Wahrlich eine liebliche Er-
scheinung, aber keine außer der Jahreszeit!
Denn auf dem deutschen Musenberg, der jetzt
unter einer stechenden Frühlingssonne zugleich
blüht und dampft, kann jetzt Alles auffah-
ren: Gleicher-Blumen und nordisches Gestrippe
und Gift und Duft.

Ich hätte gern meine Freude mit einigen
Proben entschuldigt, wenn Schönheiten, die
immer ein Ganzes bilden, so leicht einen Aus-
zug vertrügen als Mängel, die eben darum ei-
nes stören. Auch gäb' ich am liebsten das längste

*) Fast überall z. B. S. 50 und 60 -- S. 81 u. s. w.

ziehen laͤßt — poetiſche Blumen erſetzt er durch
die Poeſie. — Das Schweizer Alpenhorn der
jugendlichen Sehnſucht und Freude hat er am
Munde, indeß er mit der andern Hand auf das
Abendbluͤhen der hohen Gletſcher zeigt, und zu
beten anfaͤngt, wenn auf den Bergen die Bet-
glocken ſchoͤn heruͤberrufen — gleich Griechen und
einigen Mahlern umſchließet er ſeine Gemaͤlde,
aus Verachtung der Pointe, zuweilen mit Bil-
dern, die ſich in den Rahmen verlieren *) und
ſo iſt der Mann. Wahrlich eine liebliche Er-
ſcheinung, aber keine außer der Jahreszeit!
Denn auf dem deutſchen Muſenberg, der jetzt
unter einer ſtechenden Fruͤhlingsſonne zugleich
bluͤht und dampft, kann jetzt Alles auffah-
ren: Gleicher-Blumen und nordiſches Geſtrippe
und Gift und Duft.

Ich haͤtte gern meine Freude mit einigen
Proben entſchuldigt, wenn Schoͤnheiten, die
immer ein Ganzes bilden, ſo leicht einen Aus-
zug vertruͤgen als Maͤngel, die eben darum ei-
nes ſtoͤren. Auch gaͤb’ ich am liebſten das laͤngſte

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[187/0205] ziehen laͤßt — poetiſche Blumen erſetzt er durch die Poeſie. — Das Schweizer Alpenhorn der jugendlichen Sehnſucht und Freude hat er am Munde, indeß er mit der andern Hand auf das Abendbluͤhen der hohen Gletſcher zeigt, und zu beten anfaͤngt, wenn auf den Bergen die Bet- glocken ſchoͤn heruͤberrufen — gleich Griechen und einigen Mahlern umſchließet er ſeine Gemaͤlde, aus Verachtung der Pointe, zuweilen mit Bil- dern, die ſich in den Rahmen verlieren *) und ſo iſt der Mann. Wahrlich eine liebliche Er- ſcheinung, aber keine außer der Jahreszeit! Denn auf dem deutſchen Muſenberg, der jetzt unter einer ſtechenden Fruͤhlingsſonne zugleich bluͤht und dampft, kann jetzt Alles auffah- ren: Gleicher-Blumen und nordiſches Geſtrippe und Gift und Duft. Ich haͤtte gern meine Freude mit einigen Proben entſchuldigt, wenn Schoͤnheiten, die immer ein Ganzes bilden, ſo leicht einen Aus- zug vertruͤgen als Maͤngel, die eben darum ei- nes ſtoͤren. Auch gaͤb’ ich am liebſten das laͤngſte *) Faſt überall z. B. S. 50 und 60 — S. 81 u. ſ. w.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/205>, abgerufen am 24.11.2024.