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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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gänger und Verdammten heften, der eben die
Gesellschaft verstärkt; sie müssen sich umdrehen
und schauen und einander etwas sagen, und
wieder nachschauen.

Ich will setzen, mein zweyter Satz wäre wahr,
daß für das Weiberherz ein Federbusch auf dem
Mannskopfe mehr wiege als ein ganzer Bund
gelehrter Federn hinter dem Ohre, weil mein er-
ster richtig wäre, daß interna non curat Prae-
tor
, oder wörtlich übersetzt, daß eine Frau vor
allen Dingen gern wissen will, wie ein Mann von
außen aussieht: so hätt' ich ziemlich erklärt, war-
um der junge Mann mit seinem Federbusch-Hut
in der Hand, mit seinem Jünglingsblicke und
seiner Manneskraft, und selber mit einigen Kriegs-
und Blatternarben, ja sogar mit dem düstern
Feuer, womit er dem Vorleser nachsah und
nachhörte, den ganzen weiblichen Hör- und
Sitz-Kreis wie in Einem Hamen gefangen und
schnalzend aus dem Wasser emporhob. Jetzt
schlug vollends die Nachricht der Wirthstochter
von einem beringten Ohre zum andern: der sey's,
der Dichter.

Erster Theil. 11

gaͤnger und Verdammten heften, der eben die
Geſellſchaft verſtaͤrkt; ſie muͤſſen ſich umdrehen
und ſchauen und einander etwas ſagen, und
wieder nachſchauen.

Ich will ſetzen, mein zweyter Satz waͤre wahr,
daß fuͤr das Weiberherz ein Federbuſch auf dem
Mannskopfe mehr wiege als ein ganzer Bund
gelehrter Federn hinter dem Ohre, weil mein er-
ſter richtig waͤre, daß interna non curat Prae-
tor
, oder woͤrtlich uͤberſetzt, daß eine Frau vor
allen Dingen gern wiſſen will, wie ein Mann von
außen ausſieht: ſo haͤtt’ ich ziemlich erklaͤrt, war-
um der junge Mann mit ſeinem Federbuſch-Hut
in der Hand, mit ſeinem Juͤnglingsblicke und
ſeiner Manneskraft, und ſelber mit einigen Kriegs-
und Blatternarben, ja ſogar mit dem duͤſtern
Feuer, womit er dem Vorleſer nachſah und
nachhoͤrte, den ganzen weiblichen Hoͤr- und
Sitz-Kreis wie in Einem Hamen gefangen und
ſchnalzend aus dem Waſſer emporhob. Jetzt
ſchlug vollends die Nachricht der Wirthstochter
von einem beringten Ohre zum andern: der ſey’s,
der Dichter.

Erſter Theil. 11
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[161/0179] gaͤnger und Verdammten heften, der eben die Geſellſchaft verſtaͤrkt; ſie muͤſſen ſich umdrehen und ſchauen und einander etwas ſagen, und wieder nachſchauen. Ich will ſetzen, mein zweyter Satz waͤre wahr, daß fuͤr das Weiberherz ein Federbuſch auf dem Mannskopfe mehr wiege als ein ganzer Bund gelehrter Federn hinter dem Ohre, weil mein er- ſter richtig waͤre, daß interna non curat Prae- tor, oder woͤrtlich uͤberſetzt, daß eine Frau vor allen Dingen gern wiſſen will, wie ein Mann von außen ausſieht: ſo haͤtt’ ich ziemlich erklaͤrt, war- um der junge Mann mit ſeinem Federbuſch-Hut in der Hand, mit ſeinem Juͤnglingsblicke und ſeiner Manneskraft, und ſelber mit einigen Kriegs- und Blatternarben, ja ſogar mit dem duͤſtern Feuer, womit er dem Vorleſer nachſah und nachhoͤrte, den ganzen weiblichen Hoͤr- und Sitz-Kreis wie in Einem Hamen gefangen und ſchnalzend aus dem Waſſer emporhob. Jetzt ſchlug vollends die Nachricht der Wirthstochter von einem beringten Ohre zum andern: der ſey’s, der Dichter. Erſter Theil. 11

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/179>, abgerufen am 25.11.2024.