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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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schon bey den größten lyrischen Katarakten seiner
dichterischen Alpenwirthschaft, und die Musik
fällt (auf kleine Finger-Winke) bald vor, bald
nach, bald unter den Wasserfällen ein, und
alles harmonirt. --

Der Karakter des Ritters einer größern
Zeit war endlich so weit vorgerückt, daß viele
Zuhörerinnen seufzten, um nur zu athmen und daß
Theoda gar ohne Scheu vor den scharf geschlif-
fenen Frauen-Blicken darüber in jene Traual-
tars- oder Brautthränen (ähnlich den männli-
chen Bewunderungsthränen) zerschmolz, welche
freudig nur über Größe, nicht über Unglück flie-
ßen. Der geschilderte blühende Ritter des Ge-
mäldes, schamhaft wie eine Jungfrau, liebend
wie eine Mutter, schlagend und schweigend wie
ein Mann und ohne Worte vor der That, und
von wenigen nach der That, stand im Gemälde
eben vor einem alten Fürsten, um von ihm zu
scheiden. Es war ein prunkloses Gemälde, das
ein jeder leicht hätte übertreffen wollen. Der
ältliche Fürst war weder der Landesherr, noch
Waffenbruder des Jünglings; er hatte sich bloß

ſchon bey den groͤßten lyriſchen Katarakten ſeiner
dichteriſchen Alpenwirthſchaft, und die Muſik
faͤllt (auf kleine Finger-Winke) bald vor, bald
nach, bald unter den Waſſerfaͤllen ein, und
alles harmonirt. —

Der Karakter des Ritters einer groͤßern
Zeit war endlich ſo weit vorgeruͤckt, daß viele
Zuhoͤrerinnen ſeufzten, um nur zu athmen und daß
Theoda gar ohne Scheu vor den ſcharf geſchlif-
fenen Frauen-Blicken daruͤber in jene Traual-
tars- oder Brautthraͤnen (aͤhnlich den maͤnnli-
chen Bewunderungsthraͤnen) zerſchmolz, welche
freudig nur uͤber Groͤße, nicht uͤber Ungluͤck flie-
ßen. Der geſchilderte bluͤhende Ritter des Ge-
maͤldes, ſchamhaft wie eine Jungfrau, liebend
wie eine Mutter, ſchlagend und ſchweigend wie
ein Mann und ohne Worte vor der That, und
von wenigen nach der That, ſtand im Gemaͤlde
eben vor einem alten Fuͤrſten, um von ihm zu
ſcheiden. Es war ein prunkloſes Gemaͤlde, das
ein jeder leicht haͤtte uͤbertreffen wollen. Der
aͤltliche Fuͤrſt war weder der Landesherr, noch
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[155/0173] ſchon bey den groͤßten lyriſchen Katarakten ſeiner dichteriſchen Alpenwirthſchaft, und die Muſik faͤllt (auf kleine Finger-Winke) bald vor, bald nach, bald unter den Waſſerfaͤllen ein, und alles harmonirt. — Der Karakter des Ritters einer groͤßern Zeit war endlich ſo weit vorgeruͤckt, daß viele Zuhoͤrerinnen ſeufzten, um nur zu athmen und daß Theoda gar ohne Scheu vor den ſcharf geſchlif- fenen Frauen-Blicken daruͤber in jene Traual- tars- oder Brautthraͤnen (aͤhnlich den maͤnnli- chen Bewunderungsthraͤnen) zerſchmolz, welche freudig nur uͤber Groͤße, nicht uͤber Ungluͤck flie- ßen. Der geſchilderte bluͤhende Ritter des Ge- maͤldes, ſchamhaft wie eine Jungfrau, liebend wie eine Mutter, ſchlagend und ſchweigend wie ein Mann und ohne Worte vor der That, und von wenigen nach der That, ſtand im Gemaͤlde eben vor einem alten Fuͤrſten, um von ihm zu ſcheiden. Es war ein prunkloſes Gemaͤlde, das ein jeder leicht haͤtte uͤbertreffen wollen. Der aͤltliche Fuͤrſt war weder der Landesherr, noch Waffenbruder des Juͤnglings; er hatte ſich bloß

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/173>, abgerufen am 24.11.2024.