Die Leser finden jetzt um 7 Uhr alle Maul- bronner von Bildung in Nießens Deklamier- saal. -- Das musikalische Vorspiel hat schon ausgespielt -- Nieß geht mit "dem Ritter einer größern Zeit" in der Hand, ihn drittels dekla- mierend, drittels lesend, drittels tragierend lang- sam zwischen der weiblichen und männlichen Kom- pagniengasse auf und ab, und hält bald bey diesem Mädchen still, bald bey jenem. Auch Katzenberger ging auf und ab, aber einsam im Vorsaal, theils um den reinen Musik-Wein ohne poetischen Bleizucker einzuschlürfen, theils weil es überhaupt seine Sitte war, im Vor- zimmer eines Konzertsaales unter unaufhörli- cher Erwartung des Billeteurs, daß er seine Ein- laßkarte nehme, so lange im musikalischen Ge- nusse gratis versunken hin und her zu spatzieren, bis alles vorbey war. -- Der Vorleser steht
25. Summula. Muſikaliſches Deklamatorium.
Die Leſer finden jetzt um 7 Uhr alle Maul- bronner von Bildung in Nießens Deklamier- ſaal. — Das muſikaliſche Vorſpiel hat ſchon ausgeſpielt — Nieß geht mit „dem Ritter einer groͤßern Zeit” in der Hand, ihn drittels dekla- mierend, drittels leſend, drittels tragierend lang- ſam zwiſchen der weiblichen und maͤnnlichen Kom- pagniengaſſe auf und ab, und haͤlt bald bey dieſem Maͤdchen ſtill, bald bey jenem. Auch Katzenberger ging auf und ab, aber einſam im Vorſaal, theils um den reinen Muſik-Wein ohne poetiſchen Bleizucker einzuſchluͤrfen, theils weil es uͤberhaupt ſeine Sitte war, im Vor- zimmer eines Konzertſaales unter unaufhoͤrli- cher Erwartung des Billeteurs, daß er ſeine Ein- laßkarte nehme, ſo lange im muſikaliſchen Ge- nuſſe gratis verſunken hin und her zu ſpatzieren, bis alles vorbey war. — Der Vorleſer ſteht
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25. Summula.
Muſikaliſches Deklamatorium.
Die Leſer finden jetzt um 7 Uhr alle Maul-
bronner von Bildung in Nießens Deklamier-
ſaal. — Das muſikaliſche Vorſpiel hat ſchon
ausgeſpielt — Nieß geht mit „dem Ritter einer
groͤßern Zeit” in der Hand, ihn drittels dekla-
mierend, drittels leſend, drittels tragierend lang-
ſam zwiſchen der weiblichen und maͤnnlichen Kom-
pagniengaſſe auf und ab, und haͤlt bald bey
dieſem Maͤdchen ſtill, bald bey jenem. Auch
Katzenberger ging auf und ab, aber einſam im
Vorſaal, theils um den reinen Muſik-Wein
ohne poetiſchen Bleizucker einzuſchluͤrfen, theils
weil es uͤberhaupt ſeine Sitte war, im Vor-
zimmer eines Konzertſaales unter unaufhoͤrli-
cher Erwartung des Billeteurs, daß er ſeine Ein-
laßkarte nehme, ſo lange im muſikaliſchen Ge-
nuſſe gratis verſunken hin und her zu ſpatzieren,
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/172>, abgerufen am 22.11.2024.
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