"Thun Sie, was Sie wollen, Humorist; nur seyn Sie heute mit Ihrer blühenden Toch- ter mein Gast im großen Brunnensaale," sagte Strykius; er fand seine Bitte gern gewährt, und schied mit einem eiligen Handdruck, um einen verdrüßlichen Grafen zu antworten, der eben gesagt: Franchement, Mr. Medecin, ich habe bisher von dem detestabeln Gesöff nur die Hälfte Ihrer vorgeschriebenen Gläser ver- schluckt; ich verlange nun durchaus nur diese Hälfte verordnet."
"Gut, versetzte er, von morgen an, dür- fen Sie keck mit der bisherigen Hälfte fort- fahren."
Diese Antwort vernahm noch der Doktor mit unsäglichem Ingrimm; er, der sich von keinem Fürsten nur eine einzige von 1000 verordneten Merkurialpillen hätte abdingen lassen. Stry- kius milde Höflichkeit verdroß ihn mehr als die größte Grobheit gethan hätte, auf die er zu-
„Thun Sie, was Sie wollen, Humoriſt; nur ſeyn Sie heute mit Ihrer bluͤhenden Toch- ter mein Gaſt im großen Brunnenſaale,“ ſagte Strykius; er fand ſeine Bitte gern gewaͤhrt, und ſchied mit einem eiligen Handdruck, um einen verdruͤßlichen Grafen zu antworten, der eben geſagt: Franchement, Mr. Medecin, ich habe bisher von dem deteſtabeln Geſoͤff nur die Hälfte Ihrer vorgeſchriebenen Glaͤſer ver- ſchluckt; ich verlange nun durchaus nur dieſe Haͤlfte verordnet.“
„Gut, verſetzte er, von morgen an, duͤr- fen Sie keck mit der bisherigen Haͤlfte fort- fahren.“
Dieſe Antwort vernahm noch der Doktor mit unſaͤglichem Ingrimm; er, der ſich von keinem Fuͤrſten nur eine einzige von 1000 verordneten Merkurialpillen haͤtte abdingen laſſen. Stry- kius milde Hoͤflichkeit verdroß ihn mehr als die groͤßte Grobheit gethan haͤtte, auf die er zu-
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„Thun Sie, was Sie wollen, Humoriſt;
nur ſeyn Sie heute mit Ihrer bluͤhenden Toch-
ter mein Gaſt im großen Brunnenſaale,“ ſagte
Strykius; er fand ſeine Bitte gern gewaͤhrt,
und ſchied mit einem eiligen Handdruck, um
einen verdruͤßlichen Grafen zu antworten, der
eben geſagt: Franchement, Mr. Medecin,
ich habe bisher von dem deteſtabeln Geſoͤff nur
die Hälfte Ihrer vorgeſchriebenen Glaͤſer ver-
ſchluckt; ich verlange nun durchaus nur dieſe
Haͤlfte verordnet.“
„Gut, verſetzte er, von morgen an, duͤr-
fen Sie keck mit der bisherigen Haͤlfte fort-
fahren.“
Dieſe Antwort vernahm noch der Doktor mit
unſaͤglichem Ingrimm; er, der ſich von keinem
Fuͤrſten nur eine einzige von 1000 verordneten
Merkurialpillen haͤtte abdingen laſſen. Stry-
kius milde Hoͤflichkeit verdroß ihn mehr als die
groͤßte Grobheit gethan haͤtte, auf die er zu-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/146>, abgerufen am 17.07.2024.
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