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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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von beyden den andern genug -- keiner konnte
im lauten Wasser sein eignes Wort hören, ge-
schweige Vernunft, nicht nur nach Lebensluft
des Lebens, sogar nach Ehren-Wind der Fama
mußten beyde schnappen -- die schönsten Tha-
ten und Stöße entwischten der Geschichte. Glück-
licher Weise stieß der Hallore und Fluß-Mi-
neur unten auf den Schiebkarren, womit Män-
nike als auf einem Triumphkarren vor wenigen
Minuten, wie ein glänzender Wassermann oder
wässriges Meteor gefahren war, und sich von
der Brücke hatte mit Lob beregnen lassen. --
Der Hallore faßte den Vorspringer, und stülpte
ihn so abgemessen auf den Karrn, daß dessen
Gesicht aufs Rad hinaussah, und die beyden
Beine mit den Zähen auf die Karren-Gabel
fest geheftet lagen. So schob er den verdienten
Artisten ans Ufer hinaus, wo er erwartete, was
die Welt zu seiner Fischgerechtigkeit, Fischer zu
fangen, sagen würde.

Die Freude war allgemein, Hr. Männike
wünschte während derselben auf dem terminiren-
den Teller Brückenzoll im schönern Sinne ein-

von beyden den andern genug — keiner konnte
im lauten Waſſer ſein eignes Wort hoͤren, ge-
ſchweige Vernunft, nicht nur nach Lebensluft
des Lebens, ſogar nach Ehren-Wind der Fama
mußten beyde ſchnappen — die ſchoͤnſten Tha-
ten und Stoͤße entwiſchten der Geſchichte. Gluͤck-
licher Weiſe ſtieß der Hallore und Fluß-Mi-
neur unten auf den Schiebkarren, womit Män-
nike als auf einem Triumphkarren vor wenigen
Minuten, wie ein glaͤnzender Waſſermann oder
waͤſſriges Meteor gefahren war, und ſich von
der Bruͤcke hatte mit Lob beregnen laſſen. —
Der Hallore faßte den Vorſpringer, und ſtuͤlpte
ihn ſo abgemeſſen auf den Karrn, daß deſſen
Geſicht aufs Rad hinausſah, und die beyden
Beine mit den Zaͤhen auf die Karren-Gabel
feſt geheftet lagen. So ſchob er den verdienten
Artiſten ans Ufer hinaus, wo er erwartete, was
die Welt zu ſeiner Fiſchgerechtigkeit, Fiſcher zu
fangen, ſagen wuͤrde.

Die Freude war allgemein, Hr. Männike
wuͤnſchte waͤhrend derſelben auf dem terminiren-
den Teller Bruͤckenzoll im ſchoͤnern Sinne ein-

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[106/0124] von beyden den andern genug — keiner konnte im lauten Waſſer ſein eignes Wort hoͤren, ge- ſchweige Vernunft, nicht nur nach Lebensluft des Lebens, ſogar nach Ehren-Wind der Fama mußten beyde ſchnappen — die ſchoͤnſten Tha- ten und Stoͤße entwiſchten der Geſchichte. Gluͤck- licher Weiſe ſtieß der Hallore und Fluß-Mi- neur unten auf den Schiebkarren, womit Män- nike als auf einem Triumphkarren vor wenigen Minuten, wie ein glaͤnzender Waſſermann oder waͤſſriges Meteor gefahren war, und ſich von der Bruͤcke hatte mit Lob beregnen laſſen. — Der Hallore faßte den Vorſpringer, und ſtuͤlpte ihn ſo abgemeſſen auf den Karrn, daß deſſen Geſicht aufs Rad hinausſah, und die beyden Beine mit den Zaͤhen auf die Karren-Gabel feſt geheftet lagen. So ſchob er den verdienten Artiſten ans Ufer hinaus, wo er erwartete, was die Welt zu ſeiner Fiſchgerechtigkeit, Fiſcher zu fangen, ſagen wuͤrde. Die Freude war allgemein, Hr. Männike wuͤnſchte waͤhrend derſelben auf dem terminiren- den Teller Bruͤckenzoll im ſchoͤnern Sinne ein-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/124>, abgerufen am 24.11.2024.