um es mehr zu zeigen, und um nichts vom Fe- lien-Golde weg zu reiben -- und war jedes Wortes gewiß, das er sagen wollte. Er konnte sich aber beym Eintritte nicht viel Vortheil für seine Anrede oder Benevolenz-Kaptanz von dem Umstande versprechen, daß gerade das Subject*) und der Provisor giftigen Bilsensamen in Mör- ser stampften; da nach allen Giftlehrern dieses Giftkraut unter dem Stoßen und Kochen den Arbeiter unter der Hand in ein toll-erboßtes, bissiges Wesen umsetzt. Indeß fing er -- mit dem Goldstück in der Hand, wie ein venedi- scher Sbirre mit einem auf der Mütze -- sein freundschaftliches Anreden mit Vergnügen an, weil er wußte, daß er stets mit der sanften Hir- tenflöte den, dem er sie vor tauben Ohren bließ, leicht hinter dieselben schlagen konnte.
"Herr Amtsbruder, sagt' er, meine de mon- stris epistola (Sendschreiben über Misgebur- ten) kennen Sie wahrscheinlich früher, als ir- gend ein Protomedikus und Obersanitätsrath in
*) Bekanntlich der Name eines pharmazeutischen Beyge- hülsen und Gesellen.
um es mehr zu zeigen, und um nichts vom Fe- lien-Golde weg zu reiben — und war jedes Wortes gewiß, das er ſagen wollte. Er konnte ſich aber beym Eintritte nicht viel Vortheil fuͤr ſeine Anrede oder Benevolenz-Kaptanz von dem Umſtande verſprechen, daß gerade das Subject*) und der Proviſor giftigen Bilſenſamen in Moͤr- ſer ſtampften; da nach allen Giftlehrern dieſes Giftkraut unter dem Stoßen und Kochen den Arbeiter unter der Hand in ein toll-erboßtes, biſſiges Weſen umſetzt. Indeß fing er — mit dem Goldſtuͤck in der Hand, wie ein venedi- ſcher Sbirre mit einem auf der Muͤtze — ſein freundſchaftliches Anreden mit Vergnuͤgen an, weil er wußte, daß er ſtets mit der ſanften Hir- tenfloͤte den, dem er ſie vor tauben Ohren bließ, leicht hinter dieſelben ſchlagen konnte.
„Herr Amtsbruder, ſagt’ er, meine de mon- stris epistola (Sendſchreiben uͤber Misgebur- ten) kennen Sie wahrſcheinlich fruͤher, als ir- gend ein Protomedikus und Oberſanitätsrath in
*) Bekanntlich der Name eines pharmazeutiſchen Beyge- hülſen und Geſellen.
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Wortes gewiß, das er ſagen wollte. Er konnte
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ſeine Anrede oder Benevolenz-Kaptanz von dem
Umſtande verſprechen, daß gerade das Subject *)
und der Proviſor giftigen Bilſenſamen in Moͤr-
ſer ſtampften; da nach allen Giftlehrern dieſes
Giftkraut unter dem Stoßen und Kochen den
Arbeiter unter der Hand in ein toll-erboßtes,
biſſiges Weſen umſetzt. Indeß fing er — mit
dem Goldſtuͤck in der Hand, wie ein venedi-
ſcher Sbirre mit einem auf der Muͤtze — ſein
freundſchaftliches Anreden mit Vergnuͤgen an,
weil er wußte, daß er ſtets mit der ſanften Hir-
tenfloͤte den, dem er ſie vor tauben Ohren bließ,
leicht hinter dieſelben ſchlagen konnte.
„Herr Amtsbruder, ſagt’ er, meine de mon-
stris epistola (Sendſchreiben uͤber Misgebur-
ten) kennen Sie wahrſcheinlich fruͤher, als ir-
gend ein Protomedikus und Oberſanitätsrath in
*) Bekanntlich der Name eines pharmazeutiſchen Beyge-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/108>, abgerufen am 21.07.2024.
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