die sich so wenig als ein Genie fortpflanzt, -- denn sie ist selber ein körperliches, eine Einzig- perle -- nicht einmal ein Sonntagskind, son- dern ein Schalttagskind -- ersetzen, ich bitte jeden? Ich für meine Person könnte für der- gleichen viel hingeben, ich könnte z. B. mit einer weiblichen Misgeburt, wenn sie sonst durchaus nicht wohlfeiler zu haben wäre, in den Stand der Ehe treten; und ich will Dirs nicht ver- stecken, Theoda, -- da die Sache aus reiner Wissenschaftsliebe geschah, und ich gerade an der Epistel de monstris schrieb -- daß ich an Dei- ner seel. Mutter während ihrer guten Hoffnung eben nicht sehr darauf dachte, aufrechte Tanz- bären, Affen, oder kleine Schrecken und meine Kabinets-Preziosen fern von ihr zu halten, weil sie doch im schlimmsten Falle bloß mit einem mon- strösen Eheseegen mein Kabinett um ein Stück bereichert hätte; aber leider, hätt' ich bey- nah' gesagt, aber gottlos sie bescheerte mir Dich als eine Bestätigung der Lavaterschen Bemer- kung, daß die Mütter, die sich in der Schwan- gerschaft vor Zerrgeburten am meisten gefürchtet,
die ſich ſo wenig als ein Genie fortpflanzt, — denn ſie iſt ſelber ein koͤrperliches, eine Einzig- perle — nicht einmal ein Sonntagskind, ſon- dern ein Schalttagskind — erſetzen, ich bitte jeden? Ich fuͤr meine Perſon koͤnnte fuͤr der- gleichen viel hingeben, ich koͤnnte z. B. mit einer weiblichen Misgeburt, wenn ſie ſonſt durchaus nicht wohlfeiler zu haben waͤre, in den Stand der Ehe treten; und ich will Dirs nicht ver- ſtecken, Theoda, — da die Sache aus reiner Wiſſenſchaftsliebe geſchah, und ich gerade an der Epiſtel de monstris ſchrieb — daß ich an Dei- ner ſeel. Mutter waͤhrend ihrer guten Hoffnung eben nicht ſehr darauf dachte, aufrechte Tanz- baͤren, Affen, oder kleine Schrecken und meine Kabinets-Prezioſen fern von ihr zu halten, weil ſie doch im ſchlimmſten Falle bloß mit einem mon- ſtroͤſen Eheſeegen mein Kabinett um ein Stuͤck bereichert haͤtte; aber leider, haͤtt’ ich bey- nah’ geſagt, aber gottlos ſie beſcheerte mir Dich als eine Beſtaͤtigung der Lavaterſchen Bemer- kung, daß die Muͤtter, die ſich in der Schwan- gerſchaft vor Zerrgeburten am meiſten gefuͤrchtet,
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die ſich ſo wenig als ein Genie fortpflanzt, —
denn ſie iſt ſelber ein koͤrperliches, eine Einzig-
perle — nicht einmal ein Sonntagskind, ſon-
dern ein Schalttagskind — erſetzen, ich bitte
jeden? Ich fuͤr meine Perſon koͤnnte fuͤr der-
gleichen viel hingeben, ich koͤnnte z. B. mit einer
weiblichen Misgeburt, wenn ſie ſonſt durchaus
nicht wohlfeiler zu haben waͤre, in den Stand
der Ehe treten; und ich will Dirs nicht ver-
ſtecken, Theoda, — da die Sache aus reiner
Wiſſenſchaftsliebe geſchah, und ich gerade an der
Epiſtel de monstris ſchrieb — daß ich an Dei-
ner ſeel. Mutter waͤhrend ihrer guten Hoffnung
eben nicht ſehr darauf dachte, aufrechte Tanz-
baͤren, Affen, oder kleine Schrecken und meine
Kabinets-Prezioſen fern von ihr zu halten, weil
ſie doch im ſchlimmſten Falle bloß mit einem mon-
ſtroͤſen Eheſeegen mein Kabinett um ein Stuͤck
bereichert haͤtte; aber leider, haͤtt’ ich bey-
nah’ geſagt, aber gottlos ſie beſcheerte mir Dich
als eine Beſtaͤtigung der Lavaterſchen Bemer-
kung, daß die Muͤtter, die ſich in der Schwan-
gerſchaft vor Zerrgeburten am meiſten gefuͤrchtet,
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/101>, abgerufen am 27.11.2024.
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