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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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Hunde und biographischen Leithämmel so lange herum¬
beißen als sie wollen. .... Es war schon
gegen das Ende des Oktobers und meiner Robinso¬
nade auf der Johannisinsel, als der alte gute Frei¬
tag dieses Robinsons, mein D. Fenk von seiner
langen botanischen Alpenreise, nach Scheerau heim¬
kehrte, aber sogleich wieder in die See stach und
auf meinem Johannitermeisterthum ausstieg.

Wir setzten uns nieder zu zwei oder drei Gän¬
gen mit historischen Eingeschneizes (Ragout) von
Reiseanekdoten. Zuletzt macht' ich ihn -- wie alle
Gelehrte thun -- auf das aufmerksam, was ich
schriebe, auf mein neuestes Opusculum, das so ver¬
dammt hoch vor uns aufgebettet stand wie ein Ster¬
nenkegel: "es ist ganz flüchtig, (sagt' ich) von mir
"gefallen, oft zu Nachts, so wie Voltaire oder die
"Pfauhennen im Schlafe Eier aufs Stroh herunter
"-- springen lassen. Ich habe die Welt mit die¬
"sem Legat von drei Heftlein gern bedacht; aber
"das Legat wartet noch aufs letzte Kapitel -- sonst
"wird die Hundsarbeit im edeln Sinn eine im
"schlechten. Er las das ganze Vermächtniß vor
meinen Augen durch -- welches für einen Autor
eine närrische schwüle Empfindung ist -- und
schwepperte oft mit den zwei Armen auf und nieder
und wollte den Verfasser roth machen durch über¬
treibendes Lob; aber es war nichts, denn ein Ver¬

Hunde und biographiſchen Leithaͤmmel ſo lange herum¬
beißen als ſie wollen. .... Es war ſchon
gegen das Ende des Oktobers und meiner Robinſo¬
nade auf der Johannisinſel, als der alte gute Frei¬
tag dieſes Robinſons, mein D. Fenk von ſeiner
langen botaniſchen Alpenreiſe, nach Scheerau heim¬
kehrte, aber ſogleich wieder in die See ſtach und
auf meinem Johannitermeiſterthum ausſtieg.

Wir ſetzten uns nieder zu zwei oder drei Gaͤn¬
gen mit hiſtoriſchen Eingeſchneizes (Ragout) von
Reiſeanekdoten. Zuletzt macht' ich ihn — wie alle
Gelehrte thun — auf das aufmerkſam, was ich
ſchriebe, auf mein neueſtes Opusculum, das ſo ver¬
dammt hoch vor uns aufgebettet ſtand wie ein Ster¬
nenkegel: »es iſt ganz fluͤchtig, (ſagt' ich) von mir
»gefallen, oft zu Nachts, ſo wie Voltaire oder die
»Pfauhennen im Schlafe Eier aufs Stroh herunter
»— ſpringen laſſen. Ich habe die Welt mit die¬
»ſem Legat von drei Heftlein gern bedacht; aber
»das Legat wartet noch aufs letzte Kapitel — ſonſt
»wird die Hundsarbeit im edeln Sinn eine im
»ſchlechten. Er las das ganze Vermaͤchtniß vor
meinen Augen durch — welches fuͤr einen Autor
eine naͤrriſche ſchwuͤle Empfindung iſt — und
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[415/0425] Hunde und biographiſchen Leithaͤmmel ſo lange herum¬ beißen als ſie wollen. .... Es war ſchon gegen das Ende des Oktobers und meiner Robinſo¬ nade auf der Johannisinſel, als der alte gute Frei¬ tag dieſes Robinſons, mein D. Fenk von ſeiner langen botaniſchen Alpenreiſe, nach Scheerau heim¬ kehrte, aber ſogleich wieder in die See ſtach und auf meinem Johannitermeiſterthum ausſtieg. Wir ſetzten uns nieder zu zwei oder drei Gaͤn¬ gen mit hiſtoriſchen Eingeſchneizes (Ragout) von Reiſeanekdoten. Zuletzt macht' ich ihn — wie alle Gelehrte thun — auf das aufmerkſam, was ich ſchriebe, auf mein neueſtes Opusculum, das ſo ver¬ dammt hoch vor uns aufgebettet ſtand wie ein Ster¬ nenkegel: »es iſt ganz fluͤchtig, (ſagt' ich) von mir »gefallen, oft zu Nachts, ſo wie Voltaire oder die »Pfauhennen im Schlafe Eier aufs Stroh herunter »— ſpringen laſſen. Ich habe die Welt mit die¬ »ſem Legat von drei Heftlein gern bedacht; aber »das Legat wartet noch aufs letzte Kapitel — ſonſt »wird die Hundsarbeit im edeln Sinn eine im »ſchlechten. Er las das ganze Vermaͤchtniß vor meinen Augen durch — welches fuͤr einen Autor eine naͤrriſche ſchwuͤle Empfindung iſt — und ſchwepperte oft mit den zwei Armen auf und nieder und wollte den Verfaſſer roth machen durch uͤber¬ treibendes Lob; aber es war nichts, denn ein Ver¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/425>, abgerufen am 23.11.2024.