Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.meine gute Agathe und der Blinde noch nicht da?" Als er den schönen Weg zu den lieblichen Ver¬ meine gute Agathe und der Blinde noch nicht da?« Als er den ſchoͤnen Weg zu den lieblichen Ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0415" n="405"/> meine gute Agathe und der Blinde noch nicht da?«<lb/> — Und beide ſtanden — hinter ihm; und er verbarg<lb/> das Uebermaaß ſeiner Wonne unter Liebkoſungen der<lb/> Schweſter und des Freundes: ſein weiter Leidens¬<lb/> kelch war ja ganz mit Freudenthraͤnen vollgegoſſen.</p><lb/> <p>Als er den ſchoͤnen Weg zu den lieblichen Ver¬<lb/> buͤndeten antrat im gehenden Zirkel drei liebender<lb/> Seelen: ſo kamen ſie ihm alle entgegen mit glaͤnzen¬<lb/> den Zuͤgen — mit ſchwimmenden Blicken — mit<lb/> verſchmerzten Erinnerungen, oder vielmehr mit ge¬<lb/> noſſenen, denn von den zertretenen Freudenblumen<lb/> auf dem Lebenswege wehet Wohlgeruch auf die jetzi¬<lb/> ge Stunde heruͤber, wie ziehende Heere oft aus<lb/> Steppen den Wohlgeruch zerquetſchter Kraͤuter<lb/> ausſchicken. Die Lady wurde von ihren zwei Kin¬<lb/> dern gefuͤhrt und ſagte verbindlich-laͤchelnd: »hier<lb/> »ſtell ich Ihnen meine geliebten Kinder vor, ſetzen<lb/> »Sie die Freundſchaft gegen ſie fort, die Sie ihnen<lb/> »bisher gegeben haben.« — Ihr Sohn Flamin flog,<lb/> »gleichguͤltig gegen Sitte, an ſeinen Hals. Klotilde<lb/> buͤckte ſich tiefer als ſie vor einem Fuͤrſten gethan<lb/> haͤtte und in ihrem Auge ſchwamm die Frage der<lb/> wehmuͤthigen Liebe: »biſt du noch ungluͤcklich? hab'<lb/> »ich noch dein Herz? Warum iſt dein Auge benetzt,<lb/> »warum deine Stimme gebrochen?« — Viktor er¬<lb/> wiederte mit eben ſo viel Zaͤrtlichkeit als Anſtand,<lb/> indem er ſich gegen die Lady wandte: »Sie konuten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [405/0415]
meine gute Agathe und der Blinde noch nicht da?«
— Und beide ſtanden — hinter ihm; und er verbarg
das Uebermaaß ſeiner Wonne unter Liebkoſungen der
Schweſter und des Freundes: ſein weiter Leidens¬
kelch war ja ganz mit Freudenthraͤnen vollgegoſſen.
Als er den ſchoͤnen Weg zu den lieblichen Ver¬
buͤndeten antrat im gehenden Zirkel drei liebender
Seelen: ſo kamen ſie ihm alle entgegen mit glaͤnzen¬
den Zuͤgen — mit ſchwimmenden Blicken — mit
verſchmerzten Erinnerungen, oder vielmehr mit ge¬
noſſenen, denn von den zertretenen Freudenblumen
auf dem Lebenswege wehet Wohlgeruch auf die jetzi¬
ge Stunde heruͤber, wie ziehende Heere oft aus
Steppen den Wohlgeruch zerquetſchter Kraͤuter
ausſchicken. Die Lady wurde von ihren zwei Kin¬
dern gefuͤhrt und ſagte verbindlich-laͤchelnd: »hier
»ſtell ich Ihnen meine geliebten Kinder vor, ſetzen
»Sie die Freundſchaft gegen ſie fort, die Sie ihnen
»bisher gegeben haben.« — Ihr Sohn Flamin flog,
»gleichguͤltig gegen Sitte, an ſeinen Hals. Klotilde
buͤckte ſich tiefer als ſie vor einem Fuͤrſten gethan
haͤtte und in ihrem Auge ſchwamm die Frage der
wehmuͤthigen Liebe: »biſt du noch ungluͤcklich? hab'
»ich noch dein Herz? Warum iſt dein Auge benetzt,
»warum deine Stimme gebrochen?« — Viktor er¬
wiederte mit eben ſo viel Zaͤrtlichkeit als Anſtand,
indem er ſich gegen die Lady wandte: »Sie konuten
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