besser weiß -- Agnola wuste den Inhalt der Uhr gewiß recht gut; ja ich stelle mir sogar vor, sie ha¬ be, da ihr die erzürnte Joachime Viktors gerades Geständniß seines concepit hinterbrachte, Mazen oder Joachimen erlaubt, den gegenwärtigen Ge¬ brauchszettul zu entwerfen, nach welchem hier der Eheherr das Sebastiansche Billetdoux einzunehmen bekömmt. --
-- "sie habe vielmehr (fuhr er fort) seiner "Schwester lange darauf die Uhr mit dem Blätgen "geschenkt -- Joachime hab' es in Viktors Gegenwart "herausgezogen und der hab' es für schicklich gehal¬ "ten, ihr eben dieses frei zu bekennen, was sie und "er selber aus Ehrfurcht noch nicht der Fürstin ent¬ "deckt hätten -- Inzwischen sei ihm seine Schwe¬ "ster darauf ausgewichen -- worauf er sich Klo¬ "tilden genähert, vielleicht nach einer väterli¬ "chen Instrukzion, um den Bruder in nähern "Verhältnissen zu haben -- Aber allemal misch' er "in väterliche Plane des Ehrgeizes eigne des Ver¬ "gnügens und sei gutgesinnt, so wie die Engländer, "die er für verkapte Franzosen halte" --
Der Fürst versteckte unter der ganzen Projekzion dieser Desseins seine Furcht unter Zorn; Matthieu, der die Maske und das Gesicht sah, schnitt bis¬ her alles nach jener zu und machte den scheinbaren Mangel an Furcht zum Deckmantel seiner Kühnheit,
beſſer weiß — Agnola wuſte den Inhalt der Uhr gewiß recht gut; ja ich ſtelle mir ſogar vor, ſie ha¬ be, da ihr die erzuͤrnte Joachime Viktors gerades Geſtaͤndniß ſeines concepit hinterbrachte, Mazen oder Joachimen erlaubt, den gegenwaͤrtigen Ge¬ brauchszettul zu entwerfen, nach welchem hier der Eheherr das Sebaſtianſche Billetdoux einzunehmen bekoͤmmt. —
— »ſie habe vielmehr (fuhr er fort) ſeiner »Schweſter lange darauf die Uhr mit dem Blaͤtgen »geſchenkt — Joachime hab' es in Viktors Gegenwart »herausgezogen und der hab' es fuͤr ſchicklich gehal¬ »ten, ihr eben dieſes frei zu bekennen, was ſie und »er ſelber aus Ehrfurcht noch nicht der Fuͤrſtin ent¬ »deckt haͤtten — Inzwiſchen ſei ihm ſeine Schwe¬ »ſter darauf ausgewichen — worauf er ſich Klo¬ »tilden genaͤhert, vielleicht nach einer vaͤterli¬ »chen Inſtrukzion, um den Bruder in naͤhern »Verhaͤltniſſen zu haben — Aber allemal miſch' er »in vaͤterliche Plane des Ehrgeizes eigne des Ver¬ »gnuͤgens und ſei gutgeſinnt, ſo wie die Englaͤnder, »die er fuͤr verkapte Franzoſen halte» —
Der Fuͤrſt verſteckte unter der ganzen Projekzion dieſer Deſſeins ſeine Furcht unter Zorn; Matthieu, der die Maſke und das Geſicht ſah, ſchnitt bis¬ her alles nach jener zu und machte den ſcheinbaren Mangel an Furcht zum Deckmantel ſeiner Kuͤhnheit,
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beſſer weiß — Agnola wuſte den Inhalt der Uhr
gewiß recht gut; ja ich ſtelle mir ſogar vor, ſie ha¬
be, da ihr die erzuͤrnte Joachime Viktors gerades
Geſtaͤndniß ſeines concepit hinterbrachte, Mazen
oder Joachimen erlaubt, den gegenwaͤrtigen Ge¬
brauchszettul zu entwerfen, nach welchem hier der
Eheherr das Sebaſtianſche Billetdoux einzunehmen
bekoͤmmt. —
— »ſie habe vielmehr (fuhr er fort) ſeiner
»Schweſter lange darauf die Uhr mit dem Blaͤtgen
»geſchenkt — Joachime hab' es in Viktors Gegenwart
»herausgezogen und der hab' es fuͤr ſchicklich gehal¬
»ten, ihr eben dieſes frei zu bekennen, was ſie und
»er ſelber aus Ehrfurcht noch nicht der Fuͤrſtin ent¬
»deckt haͤtten — Inzwiſchen ſei ihm ſeine Schwe¬
»ſter darauf ausgewichen — worauf er ſich Klo¬
»tilden genaͤhert, vielleicht nach einer vaͤterli¬
»chen Inſtrukzion, um den Bruder in naͤhern
»Verhaͤltniſſen zu haben — Aber allemal miſch' er
»in vaͤterliche Plane des Ehrgeizes eigne des Ver¬
»gnuͤgens und ſei gutgeſinnt, ſo wie die Englaͤnder,
»die er fuͤr verkapte Franzoſen halte» —
Der Fuͤrſt verſteckte unter der ganzen Projekzion
dieſer Deſſeins ſeine Furcht unter Zorn; Matthieu,
der die Maſke und das Geſicht ſah, ſchnitt bis¬
her alles nach jener zu und machte den ſcheinbaren
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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