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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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lichkeit arbeitet sich, weil sie immer niederwärts ins
Grab sieht, in die gekrümte Attitüde hinein. --
Ich schließe mit dem Troste, daß Bücken Aufgebla¬
senheit nicht ausschließe, sondern ein; da eben
der Zirkel, dessen Segment man wird, unzählig
um die geschwollne Kugelfläche läuft. ....

Ich würde wahrhaftig dieses Extrablatt eines
überschrieben haben -- so daß es also der Leser hät¬
te überspringen können -- wenn ich nicht gewollt
hätte, daß er's läse, um sich zu zerstreuen, und die
trüben Stunden meines Viktors leichter mit ihm
auszudauern. Denn jeder Glockenschlag ist der aus
einer Todtenglocke gehende Todtenmarsch seiner schö¬
nern gescheiterten Stunden. Viktor war kaum ei¬
nige Tage zu Hause: so ging das gekrönte Paar
ins Bad. Ohne es zu wissen, that und beantworte
er sich den ganzen Tag die Fragen: was werden bei¬
de, was Flamin, was Matthieu -- der nicht sein
Brautführer, sondern sein sabinischer Räuber seyn
will -- zur Verlobung sagen?

Noch am Morgen, wo er nach Maienthal ab¬
reißte, empfing er zwei neue Knochensplitterungen
des Muths. Der Apotheker konnte sich das Ver¬
gnügen nicht versagen, dem Hofmedikus seines zu
nehmen, indem er die (wahrscheinlich falsche) Both¬
schaft brachte, der Hofjunker habe den Kammer¬
herrn gefordert wegen des über Klotilden gebrochnen

lichkeit arbeitet ſich, weil ſie immer niederwaͤrts ins
Grab ſieht, in die gekruͤmte Attituͤde hinein. —
Ich ſchließe mit dem Troſte, daß Buͤcken Aufgebla¬
ſenheit nicht ausſchließe, ſondern ein; da eben
der Zirkel, deſſen Segment man wird, unzaͤhlig
um die geſchwollne Kugelflaͤche laͤuft. ....

Ich wuͤrde wahrhaftig dieſes Extrablatt eines
uͤberſchrieben haben — ſo daß es alſo der Leſer haͤt¬
te uͤberſpringen koͤnnen — wenn ich nicht gewollt
haͤtte, daß er's laͤſe, um ſich zu zerſtreuen, und die
truͤben Stunden meines Viktors leichter mit ihm
auszudauern. Denn jeder Glockenſchlag iſt der aus
einer Todtenglocke gehende Todtenmarſch ſeiner ſchoͤ¬
nern geſcheiterten Stunden. Viktor war kaum ei¬
nige Tage zu Hauſe: ſo ging das gekroͤnte Paar
ins Bad. Ohne es zu wiſſen, that und beantworte
er ſich den ganzen Tag die Fragen: was werden bei¬
de, was Flamin, was Matthieu — der nicht ſein
Brautfuͤhrer, ſondern ſein ſabiniſcher Raͤuber ſeyn
will — zur Verlobung ſagen?

Noch am Morgen, wo er nach Maienthal ab¬
reißte, empfing er zwei neue Knochenſplitterungen
des Muths. Der Apotheker konnte ſich das Ver¬
gnuͤgen nicht verſagen, dem Hofmedikus ſeines zu
nehmen, indem er die (wahrſcheinlich falſche) Both¬
ſchaft brachte, der Hofjunker habe den Kammer¬
herrn gefordert wegen des uͤber Klotilden gebrochnen

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[253/0263] lichkeit arbeitet ſich, weil ſie immer niederwaͤrts ins Grab ſieht, in die gekruͤmte Attituͤde hinein. — Ich ſchließe mit dem Troſte, daß Buͤcken Aufgebla¬ ſenheit nicht ausſchließe, ſondern ein; da eben der Zirkel, deſſen Segment man wird, unzaͤhlig um die geſchwollne Kugelflaͤche laͤuft. .... Ich wuͤrde wahrhaftig dieſes Extrablatt eines uͤberſchrieben haben — ſo daß es alſo der Leſer haͤt¬ te uͤberſpringen koͤnnen — wenn ich nicht gewollt haͤtte, daß er's laͤſe, um ſich zu zerſtreuen, und die truͤben Stunden meines Viktors leichter mit ihm auszudauern. Denn jeder Glockenſchlag iſt der aus einer Todtenglocke gehende Todtenmarſch ſeiner ſchoͤ¬ nern geſcheiterten Stunden. Viktor war kaum ei¬ nige Tage zu Hauſe: ſo ging das gekroͤnte Paar ins Bad. Ohne es zu wiſſen, that und beantworte er ſich den ganzen Tag die Fragen: was werden bei¬ de, was Flamin, was Matthieu — der nicht ſein Brautfuͤhrer, ſondern ſein ſabiniſcher Raͤuber ſeyn will — zur Verlobung ſagen? Noch am Morgen, wo er nach Maienthal ab¬ reißte, empfing er zwei neue Knochenſplitterungen des Muths. Der Apotheker konnte ſich das Ver¬ gnuͤgen nicht verſagen, dem Hofmedikus ſeines zu nehmen, indem er die (wahrſcheinlich falſche) Both¬ ſchaft brachte, der Hofjunker habe den Kammer¬ herrn gefordert wegen des uͤber Klotilden gebrochnen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/263>, abgerufen am 23.11.2024.