Dieses wissen wir, daß die Kohäsion und Güterge¬ meinschaft zwischen Leib und Seele immer einerlei oder höchstens in den Zeiten größer ist, wo sie an¬ dere kleiner vermuthen; denn der größte Tiefsinn, die heiligsten Empfindungen, der höchste Aufschwung der Phantasie bedürfen gerade das wächserne Flug¬ werk des Körpers am meisten, wie es auch seine dar¬ auf kommende Ermattung verbürgt; je unkörperlicher der Gegenstand der Ideen ist, desto mehr körperliche Hand- und Spanndienste sind zu dessen Festhaltung vonnöthen und höchstens in die Zeiten der dummen Sinnlichkeit, der geistigen Abspannung, des dunkeln Blödsinns müßte man die Zeiten der Loskettung vom Körper fallen lassen. Sogar die moralische Kraft, womit wir aufschießende üppige Triebe des Leibes niedertreten, arbeitet mit körperlichem Brech- und Handwerkszeug; und die Seele bietet nur das Ge¬ hirn gegen den Magen auf. -- Dazu kömmt, daß die Gränzen und die Hindernisse einer solchen Lo߬ fesselung und Ankettung eben so wenig anzugeben wären als die Ursachen derselben. Noch weniger können, wie einige meinen, im Traume die Bande der Seele schlaffer und länger werden. Der Schlaf ist die Ruhe der Nerven nicht des ganzen Körpers. Die unwillkürlichen Muskeln, der Magen, das Herz arbeiten darin fort, nicht viel weniger als im wa¬ chenden Liegen. Nur die Nerven und das Gehirn,
Dieſes wiſſen wir, daß die Kohaͤſion und Guͤterge¬ meinſchaft zwiſchen Leib und Seele immer einerlei oder hoͤchſtens in den Zeiten groͤßer iſt, wo ſie an¬ dere kleiner vermuthen; denn der groͤßte Tiefſinn, die heiligſten Empfindungen, der hoͤchſte Aufſchwung der Phantaſie beduͤrfen gerade das waͤchſerne Flug¬ werk des Koͤrpers am meiſten, wie es auch ſeine dar¬ auf kommende Ermattung verbuͤrgt; je unkoͤrperlicher der Gegenſtand der Ideen iſt, deſto mehr koͤrperliche Hand- und Spanndienſte ſind zu deſſen Feſthaltung vonnoͤthen und hoͤchſtens in die Zeiten der dummen Sinnlichkeit, der geiſtigen Abſpannung, des dunkeln Bloͤdſinns muͤßte man die Zeiten der Loskettung vom Koͤrper fallen laſſen. Sogar die moraliſche Kraft, womit wir aufſchießende uͤppige Triebe des Leibes niedertreten, arbeitet mit koͤrperlichem Brech- und Handwerkszeug; und die Seele bietet nur das Ge¬ hirn gegen den Magen auf. — Dazu koͤmmt, daß die Graͤnzen und die Hinderniſſe einer ſolchen Lo߬ feſſelung und Ankettung eben ſo wenig anzugeben waͤren als die Urſachen derſelben. Noch weniger koͤnnen, wie einige meinen, im Traume die Bande der Seele ſchlaffer und laͤnger werden. Der Schlaf iſt die Ruhe der Nerven nicht des ganzen Koͤrpers. Die unwillkuͤrlichen Muskeln, der Magen, das Herz arbeiten darin fort, nicht viel weniger als im wa¬ chenden Liegen. Nur die Nerven und das Gehirn,
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Dieſes wiſſen wir, daß die Kohaͤſion und Guͤterge¬
meinſchaft zwiſchen Leib und Seele immer einerlei
oder hoͤchſtens in den Zeiten groͤßer iſt, wo ſie an¬
dere kleiner vermuthen; denn der groͤßte Tiefſinn,
die heiligſten Empfindungen, der hoͤchſte Aufſchwung
der Phantaſie beduͤrfen gerade das waͤchſerne Flug¬
werk des Koͤrpers am meiſten, wie es auch ſeine dar¬
auf kommende Ermattung verbuͤrgt; je unkoͤrperlicher
der Gegenſtand der Ideen iſt, deſto mehr koͤrperliche
Hand- und Spanndienſte ſind zu deſſen Feſthaltung
vonnoͤthen und hoͤchſtens in die Zeiten der dummen
Sinnlichkeit, der geiſtigen Abſpannung, des dunkeln
Bloͤdſinns muͤßte man die Zeiten der Loskettung vom
Koͤrper fallen laſſen. Sogar die moraliſche Kraft,
womit wir aufſchießende uͤppige Triebe des Leibes
niedertreten, arbeitet mit koͤrperlichem Brech- und
Handwerkszeug; und die Seele bietet nur das Ge¬
hirn gegen den Magen auf. — Dazu koͤmmt, daß
die Graͤnzen und die Hinderniſſe einer ſolchen Lo߬
feſſelung und Ankettung eben ſo wenig anzugeben
waͤren als die Urſachen derſelben. Noch weniger
koͤnnen, wie einige meinen, im Traume die Bande
der Seele ſchlaffer und laͤnger werden. Der Schlaf
iſt die Ruhe der Nerven nicht des ganzen Koͤrpers.
Die unwillkuͤrlichen Muskeln, der Magen, das Herz
arbeiten darin fort, nicht viel weniger als im wa¬
chenden Liegen. Nur die Nerven und das Gehirn,
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/243>, abgerufen am 22.11.2024.
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