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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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"und Spielwerk und Dunst, wenn er nicht fühlte,
"daß er's wäre -- -- o Gott, dieses Gefühl ist un¬
"sere Unsterblichkeit!" -- --

Klotilde, um ihn von dieser verheerenden Begei¬
sterung herabzuziehen, nahm ihn bei der Hand und
sagte: "Leben Sie wohl, Verehrungswürdiger, ich
"nehme heute noch Abschied, weil ich morgen aus
"Maienthal gehe -- leben Sie glücklich, glücklich,
"bis wir uns wieder sehen; mein Herz vergisset Ihre
"Größe nie aber ich sehe Sie bald wieder". . . . .
Ihre Wehmuth, über den Gedanken an sein geweis¬
sagtes Sterben, ihre Furcht eines ewigen Abschieds
erdrückten die andern Worte, denn sie wollte mehr
sagen und wärmer danken. Emanuel sagte: "Wir
"sehen uns nicht wieder, Klotilde: denn ich sterb'
"in vier Wochen." -- O Gott! nein! sagte Klotilde
mit dem innigsten heissesten Tone. -- "Mein guter
"Emanel, sagte Viktor, quäle diese Gequälte nicht
"-- Fasse dich, Gemarterte, unser Freund bleibt ge¬
"wiß bei uns." -- Hier hob Emanuel groß sein
Auge in den Himmel und sagte mit einem Blick, in
dem eine Welt war: "Ewiger! könntest du mich bis¬
"her so getäuscht haben? -- Nein, nein, am läng¬
"sten Tage ziehen mich deine Sterne auf und deine
"Erde kühlt mein Herz -- Und dich, du gute Klo¬
"tilde, du Seele vom Himmel, dich seh ich also
"heute gewiß, bei Gott! zum letztenmal mit deinen

»und Spielwerk und Dunſt, wenn er nicht fuͤhlte,
»daß er's waͤre — — o Gott, dieſes Gefuͤhl iſt un¬
»ſere Unſterblichkeit!« — —

Klotilde, um ihn von dieſer verheerenden Begei¬
ſterung herabzuziehen, nahm ihn bei der Hand und
ſagte: »Leben Sie wohl, Verehrungswuͤrdiger, ich
»nehme heute noch Abſchied, weil ich morgen aus
»Maienthal gehe — leben Sie gluͤcklich, gluͤcklich,
»bis wir uns wieder ſehen; mein Herz vergiſſet Ihre
»Groͤße nie aber ich ſehe Sie bald wieder«. . . . .
Ihre Wehmuth, uͤber den Gedanken an ſein geweiſ¬
ſagtes Sterben, ihre Furcht eines ewigen Abſchieds
erdruͤckten die andern Worte, denn ſie wollte mehr
ſagen und waͤrmer danken. Emanuel ſagte: »Wir
»ſehen uns nicht wieder, Klotilde: denn ich ſterb'
»in vier Wochen.« — O Gott! nein! ſagte Klotilde
mit dem innigſten heiſſeſten Tone. — »Mein guter
»Emanel, ſagte Viktor, quaͤle dieſe Gequaͤlte nicht
»— Faſſe dich, Gemarterte, unſer Freund bleibt ge¬
»wiß bei uns.« — Hier hob Emanuel groß ſein
Auge in den Himmel und ſagte mit einem Blick, in
dem eine Welt war: »Ewiger! koͤnnteſt du mich bis¬
»her ſo getaͤuſcht haben? — Nein, nein, am laͤng¬
»ſten Tage ziehen mich deine Sterne auf und deine
»Erde kuͤhlt mein Herz — Und dich, du gute Klo¬
»tilde, du Seele vom Himmel, dich ſeh ich alſo
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[221/0231] »und Spielwerk und Dunſt, wenn er nicht fuͤhlte, »daß er's waͤre — — o Gott, dieſes Gefuͤhl iſt un¬ »ſere Unſterblichkeit!« — — Klotilde, um ihn von dieſer verheerenden Begei¬ ſterung herabzuziehen, nahm ihn bei der Hand und ſagte: »Leben Sie wohl, Verehrungswuͤrdiger, ich »nehme heute noch Abſchied, weil ich morgen aus »Maienthal gehe — leben Sie gluͤcklich, gluͤcklich, »bis wir uns wieder ſehen; mein Herz vergiſſet Ihre »Groͤße nie aber ich ſehe Sie bald wieder«. . . . . Ihre Wehmuth, uͤber den Gedanken an ſein geweiſ¬ ſagtes Sterben, ihre Furcht eines ewigen Abſchieds erdruͤckten die andern Worte, denn ſie wollte mehr ſagen und waͤrmer danken. Emanuel ſagte: »Wir »ſehen uns nicht wieder, Klotilde: denn ich ſterb' »in vier Wochen.« — O Gott! nein! ſagte Klotilde mit dem innigſten heiſſeſten Tone. — »Mein guter »Emanel, ſagte Viktor, quaͤle dieſe Gequaͤlte nicht »— Faſſe dich, Gemarterte, unſer Freund bleibt ge¬ »wiß bei uns.« — Hier hob Emanuel groß ſein Auge in den Himmel und ſagte mit einem Blick, in dem eine Welt war: »Ewiger! koͤnnteſt du mich bis¬ »her ſo getaͤuſcht haben? — Nein, nein, am laͤng¬ »ſten Tage ziehen mich deine Sterne auf und deine »Erde kuͤhlt mein Herz — Und dich, du gute Klo¬ »tilde, du Seele vom Himmel, dich ſeh ich alſo »heute gewiß, bei Gott! zum letztenmal mit deinen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/231>, abgerufen am 27.11.2024.