leum des Frühlings, das die Erde jährlich zum An¬ denken der Schöpfung begeht -- Eilet, eh' die Mi¬ nuten auf eurem Leben wie die breiten Wellen auf den zwei Bächen, jetzt noch fliehend, und schillernd, und tönend, zerspringen und auslöschen an einer Trauerweide -- eilet eh' die Blumen eurer Tage und die Blumen der Wiese von dem Abende überzo¬ gen werden, wo sie statt der Lebens- und Feuerluft nur giftige verhauchen -- und genießet den ersten Pfingsttag eh' er verrinnt!
-- Und er ist verronnen, und ein Sommer liegt heute schon wie ein Grab auf ihm; aber die drei guten Menschen haben geeilt und ihn genossen eh' er sich entfärbte. . . . Sie wandelten unter die aus allen Gesträuchen fliegende Zephyre hinein, die die Säemaschinen der Blumen sind -- sie traten vor die fünf Taschenspiegel der Sonne, vor die Teiche, da die Flüsse Pfeilerspiegel sind und die bunten Ufer die Spiegeltische -- sie sahen wie die Natur gleich Christus ihre Wunder verbirgt, aber sie sahen auch die Brautfackel des vermählenden Maies, die Sonne, und eine Hochzeitkammer in jedem singenden Gipfel und ein Brautbett in jedem Blumenkelch -- sie, die Hochtzeitgäste der Erde schlugen die Biene nicht weg, die um sie honigtrunken taumelte, und trieben die äzende Mutter nicht auf, vor der der junge Vo¬ gel mit zitternden Flügeln zerfloß -- und als sie auf
leum des Fruͤhlings, das die Erde jaͤhrlich zum An¬ denken der Schoͤpfung begeht — Eilet, eh' die Mi¬ nuten auf eurem Leben wie die breiten Wellen auf den zwei Baͤchen, jetzt noch fliehend, und ſchillernd, und toͤnend, zerſpringen und ausloͤſchen an einer Trauerweide — eilet eh' die Blumen eurer Tage und die Blumen der Wieſe von dem Abende uͤberzo¬ gen werden, wo ſie ſtatt der Lebens- und Feuerluft nur giftige verhauchen — und genießet den erſten Pfingſttag eh' er verrinnt!
— Und er iſt verronnen, und ein Sommer liegt heute ſchon wie ein Grab auf ihm; aber die drei guten Menſchen haben geeilt und ihn genoſſen eh' er ſich entfaͤrbte. . . . Sie wandelten unter die aus allen Geſtraͤuchen fliegende Zephyre hinein, die die Saͤemaſchinen der Blumen ſind — ſie traten vor die fuͤnf Taſchenſpiegel der Sonne, vor die Teiche, da die Fluͤſſe Pfeilerſpiegel ſind und die bunten Ufer die Spiegeltiſche — ſie ſahen wie die Natur gleich Chriſtus ihre Wunder verbirgt, aber ſie ſahen auch die Brautfackel des vermaͤhlenden Maies, die Sonne, und eine Hochzeitkammer in jedem ſingenden Gipfel und ein Brautbett in jedem Blumenkelch — ſie, die Hochtzeitgaͤſte der Erde ſchlugen die Biene nicht weg, die um ſie honigtrunken taumelte, und trieben die aͤzende Mutter nicht auf, vor der der junge Vo¬ gel mit zitternden Fluͤgeln zerfloß — und als ſie auf
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leum des Fruͤhlings, das die Erde jaͤhrlich zum An¬
denken der Schoͤpfung begeht — Eilet, eh' die Mi¬
nuten auf eurem Leben wie die breiten Wellen auf
den zwei Baͤchen, jetzt noch fliehend, und ſchillernd,
und toͤnend, zerſpringen und ausloͤſchen an einer
Trauerweide — eilet eh' die Blumen eurer Tage
und die Blumen der Wieſe von dem Abende uͤberzo¬
gen werden, wo ſie ſtatt der Lebens- und Feuerluft
nur giftige verhauchen — und genießet den erſten
Pfingſttag eh' er verrinnt!
— Und er iſt verronnen, und ein Sommer liegt
heute ſchon wie ein Grab auf ihm; aber die drei
guten Menſchen haben geeilt und ihn genoſſen eh'
er ſich entfaͤrbte. . . . Sie wandelten unter die aus
allen Geſtraͤuchen fliegende Zephyre hinein, die die
Saͤemaſchinen der Blumen ſind — ſie traten vor die
fuͤnf Taſchenſpiegel der Sonne, vor die Teiche, da
die Fluͤſſe Pfeilerſpiegel ſind und die bunten Ufer
die Spiegeltiſche — ſie ſahen wie die Natur gleich
Chriſtus ihre Wunder verbirgt, aber ſie ſahen auch
die Brautfackel des vermaͤhlenden Maies, die Sonne,
und eine Hochzeitkammer in jedem ſingenden Gipfel
und ein Brautbett in jedem Blumenkelch — ſie, die
Hochtzeitgaͤſte der Erde ſchlugen die Biene nicht
weg, die um ſie honigtrunken taumelte, und trieben
die aͤzende Mutter nicht auf, vor der der junge Vo¬
gel mit zitternden Fluͤgeln zerfloß — und als ſie auf
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/144>, abgerufen am 27.11.2024.
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