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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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Ständgen und so laute -- überhaupt zwei solche ge¬
ächtete Hof-Refugies in Babylon sind des Teufels
lebendig, bis sie in der alten heiligen Stadt wieder
sitzen und wenn sie gerade eine schöne Tochter ha¬
ben, so wird diese zur Vorspan der Fahrt gebraucht
und zur Montgolfiere des Steigens . . .

"O komm nur, Klotilde -- rief er glühend --
"Der Hof-Pfuhl wird mir dann ein italienischer
"Keller, ein Blumenparterre -- bist nur du beim
"Minister, so hab' ich Geist genug und sprühe or¬
"dentlich -- was wird mein Vater sagen, wenn er
"uns mit zwei Laufzäumen stehen sieht, an einem
"hast du die Fürstin, am andern ich den Mann --
". . ." Jetzt fielen ihm Klotildens neuliche Inju¬
rien gegen das Hofleben wie Eiszapfen in sein ko¬
chendes Blut; aber er dachte, "Weibern gefallen
"doch die Hof-Lager des Glanzes ein wenig mehr
"als sie selber vermuthen und sagen, weit mehr als
"den Männern. -- Halte denn ers mit ähnlicher
"Seelen-Konstituzion nicht auch aus? -- Sie, als
"Stieftochter des Fürsten und als eine schöne dazu
"habe nur halbes Elend, gegen ihn gehalten --
"und wisse sie denn, ob sie nicht einmal aus ihrem
"Feld-Etat in die Hofgarnison zurückgesetzt werde
"durch einen Zufall." Unter dem Zufalle verstand
er eine Heyrath mit -- Sebastian. Endlich beru¬
higte er sich mit dem, was ich auch glaube, daß

Staͤndgen und ſo laute — uͤberhaupt zwei ſolche ge¬
aͤchtete Hof-Refugies in Babylon ſind des Teufels
lebendig, bis ſie in der alten heiligen Stadt wieder
ſitzen und wenn ſie gerade eine ſchoͤne Tochter ha¬
ben, ſo wird dieſe zur Vorſpan der Fahrt gebraucht
und zur Montgolfiere des Steigens . . .

»O komm nur, Klotilde — rief er gluͤhend —
»Der Hof-Pfuhl wird mir dann ein italieniſcher
»Keller, ein Blumenparterre — biſt nur du beim
»Miniſter, ſo hab' ich Geiſt genug und ſpruͤhe or¬
»dentlich — was wird mein Vater ſagen, wenn er
»uns mit zwei Laufzaͤumen ſtehen ſieht, an einem
»haſt du die Fuͤrſtin, am andern ich den Mann —
». . .» Jetzt fielen ihm Klotildens neuliche Inju¬
rien gegen das Hofleben wie Eiszapfen in ſein ko¬
chendes Blut; aber er dachte, »Weibern gefallen
»doch die Hof-Lager des Glanzes ein wenig mehr
»als ſie ſelber vermuthen und ſagen, weit mehr als
»den Maͤnnern. — Halte denn ers mit aͤhnlicher
»Seelen-Konſtituzion nicht auch aus? — Sie, als
»Stieftochter des Fuͤrſten und als eine ſchoͤne dazu
»habe nur halbes Elend, gegen ihn gehalten —
»und wiſſe ſie denn, ob ſie nicht einmal aus ihrem
»Feld-Etat in die Hofgarniſon zuruͤckgeſetzt werde
»durch einen Zufall.» Unter dem Zufalle verſtand
er eine Heyrath mit — Sebaſtian. Endlich beru¬
higte er ſich mit dem, was ich auch glaube, daß

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[42/0052] Staͤndgen und ſo laute — uͤberhaupt zwei ſolche ge¬ aͤchtete Hof-Refugies in Babylon ſind des Teufels lebendig, bis ſie in der alten heiligen Stadt wieder ſitzen und wenn ſie gerade eine ſchoͤne Tochter ha¬ ben, ſo wird dieſe zur Vorſpan der Fahrt gebraucht und zur Montgolfiere des Steigens . . . »O komm nur, Klotilde — rief er gluͤhend — »Der Hof-Pfuhl wird mir dann ein italieniſcher »Keller, ein Blumenparterre — biſt nur du beim »Miniſter, ſo hab' ich Geiſt genug und ſpruͤhe or¬ »dentlich — was wird mein Vater ſagen, wenn er »uns mit zwei Laufzaͤumen ſtehen ſieht, an einem »haſt du die Fuͤrſtin, am andern ich den Mann — ». . .» Jetzt fielen ihm Klotildens neuliche Inju¬ rien gegen das Hofleben wie Eiszapfen in ſein ko¬ chendes Blut; aber er dachte, »Weibern gefallen »doch die Hof-Lager des Glanzes ein wenig mehr »als ſie ſelber vermuthen und ſagen, weit mehr als »den Maͤnnern. — Halte denn ers mit aͤhnlicher »Seelen-Konſtituzion nicht auch aus? — Sie, als »Stieftochter des Fuͤrſten und als eine ſchoͤne dazu »habe nur halbes Elend, gegen ihn gehalten — »und wiſſe ſie denn, ob ſie nicht einmal aus ihrem »Feld-Etat in die Hofgarniſon zuruͤckgeſetzt werde »durch einen Zufall.» Unter dem Zufalle verſtand er eine Heyrath mit — Sebaſtian. Endlich beru¬ higte er ſich mit dem, was ich auch glaube, daß

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/52>, abgerufen am 21.11.2024.