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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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nen Genies (wenigstens auf Ostern) einbüssete, die
gleich dem Seekrabben Fühlfäden aufrichten, die
kaum ein Mann umklaftert . . . .

Jenes gerührte Anblicken Klotildens, das ihm
gestern nach der vorigen Hitze kühler Balsam war,
wurd' ihm heute ein sehr heisser: dieses Auge voll
Thränen seinetwegen richtete alle Tage seiner Liebe
gegen sie und ihr ganzes Bild in seinem Herzen auf.
Ich bin über eugt, sogar dem Regierungsrath, der
übrigens durch den gestrigen Leichensermon von sei¬
nem Argwohn so wie durch die republikanische Zer¬
streuung einiges von seiner Liebe hatte verlieren kön¬
nen, entwischte das Trunkne und Träumerische sei¬
ner Augen nicht: das Pfarrhaus selber war heute
zum Glück eine Börse oder ein geistliches Intilli¬
gen komtoir und Werbhaus: der Kaplan registrirte --
nicht etwan französische car tel est notre plaisir
sondern -- die Katechumenen ein, die auf Pfingsten
beichten wollten.

Er wollte nicht eher ins Schloß hinübergehen --
sein verkannter Freund Maz hatt' ihm schon um 10
Uhr aus dem Fenster Morgengruß und Glückwunsch
zum Schneewetter zugerufen -- als bis sein Schlit¬
ten aus der Stadt da war, damit er sogleich abfüh¬
re, weil er drüben keine lächerliche Rührung zeigen
wollte. Seitdem ihm die große Welt zur Werkel¬
tagswelt geworben war, fiel ihm Verstellung vor ihr

nen Genies (wenigſtens auf Oſtern) einbuͤſſete, die
gleich dem Seekrabben Fuͤhlfaͤden aufrichten, die
kaum ein Mann umklaftert . . . .

Jenes geruͤhrte Anblicken Klotildens, das ihm
geſtern nach der vorigen Hitze kuͤhler Balſam war,
wurd' ihm heute ein ſehr heiſſer: dieſes Auge voll
Thraͤnen ſeinetwegen richtete alle Tage ſeiner Liebe
gegen ſie und ihr ganzes Bild in ſeinem Herzen auf.
Ich bin uͤber eugt, ſogar dem Regierungsrath, der
uͤbrigens durch den geſtrigen Leichenſermon von ſei¬
nem Argwohn ſo wie durch die republikaniſche Zer¬
ſtreuung einiges von ſeiner Liebe hatte verlieren koͤn¬
nen, entwiſchte das Trunkne und Traͤumeriſche ſei¬
ner Augen nicht: das Pfarrhaus ſelber war heute
zum Gluͤck eine Boͤrſe oder ein geiſtliches Intilli¬
gen komtoir und Werbhaus: der Kaplan regiſtrirte —
nicht etwan franzoͤſiſche car tel est notre plaisir
ſondern — die Katechumenen ein, die auf Pfingſten
beichten wollten.

Er wollte nicht eher ins Schloß hinuͤbergehen —
ſein verkannter Freund Maz hatt' ihm ſchon um 10
Uhr aus dem Fenſter Morgengruß und Gluͤckwunſch
zum Schneewetter zugerufen — als bis ſein Schlit¬
ten aus der Stadt da war, damit er ſogleich abfuͤh¬
re, weil er druͤben keine laͤcherliche Ruͤhrung zeigen
wollte. Seitdem ihm die große Welt zur Werkel¬
tagswelt geworben war, fiel ihm Verſtellung vor ihr

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[362/0372] nen Genies (wenigſtens auf Oſtern) einbuͤſſete, die gleich dem Seekrabben Fuͤhlfaͤden aufrichten, die kaum ein Mann umklaftert . . . . Jenes geruͤhrte Anblicken Klotildens, das ihm geſtern nach der vorigen Hitze kuͤhler Balſam war, wurd' ihm heute ein ſehr heiſſer: dieſes Auge voll Thraͤnen ſeinetwegen richtete alle Tage ſeiner Liebe gegen ſie und ihr ganzes Bild in ſeinem Herzen auf. Ich bin uͤber eugt, ſogar dem Regierungsrath, der uͤbrigens durch den geſtrigen Leichenſermon von ſei¬ nem Argwohn ſo wie durch die republikaniſche Zer¬ ſtreuung einiges von ſeiner Liebe hatte verlieren koͤn¬ nen, entwiſchte das Trunkne und Traͤumeriſche ſei¬ ner Augen nicht: das Pfarrhaus ſelber war heute zum Gluͤck eine Boͤrſe oder ein geiſtliches Intilli¬ gen komtoir und Werbhaus: der Kaplan regiſtrirte — nicht etwan franzoͤſiſche car tel est notre plaisir ſondern — die Katechumenen ein, die auf Pfingſten beichten wollten. Er wollte nicht eher ins Schloß hinuͤbergehen — ſein verkannter Freund Maz hatt' ihm ſchon um 10 Uhr aus dem Fenſter Morgengruß und Gluͤckwunſch zum Schneewetter zugerufen — als bis ſein Schlit¬ ten aus der Stadt da war, damit er ſogleich abfuͤh¬ re, weil er druͤben keine laͤcherliche Ruͤhrung zeigen wollte. Seitdem ihm die große Welt zur Werkel¬ tagswelt geworben war, fiel ihm Verſtellung vor ihr

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/372>, abgerufen am 24.11.2024.