Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.mir auch die halben Beweise recht gut bekannt, wo¬ Ich komme von meinem Versprechen ganz ab, ei¬ X 2
mir auch die halben Beweiſe recht gut bekannt, wo¬ Ich komme von meinem Verſprechen ganz ab, ei¬ X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0333" n="323"/> mir auch die halben Beweiſe recht gut bekannt, wo¬<lb/> mit ſich dieſe Sekte deckt, — die Bigotterie der<lb/> Fuͤrſtin — ihr Beichtabend — ihre bisherige Auf¬<lb/> merkſamkeit fuͤr meinen Helden — das Verdecken<lb/> der gemalten Marie und das Enthuͤllen der gebilde¬<lb/> ten — und alle Umſtaͤnde meiner Erzaͤhlung. Aber<lb/> ich kann ſo etwas von einer Freundin Klotildens<lb/> (dieſe muͤßte ſich denn gerade deswegen von ihr ge¬<lb/> ſchieden oder aus Seelenguͤte dieſe dem maͤnnlichen<lb/> Geſchlechte gewoͤhnlichern Eilboten des Tempera¬<lb/> ments gar nicht begriffen haben) — unmoͤglich eher<lb/> denken als bis mich in der Folge offenbare Spuren<lb/> eines mehr <hi rendition="#g">erbitterten</hi> als <hi rendition="#g">gekraͤnkten</hi> Weibes<lb/> dazu noͤthigen. —</p><lb/> <p>Ich komme von meinem Verſprechen ganz ab, ei¬<lb/> niges naͤher zu legen, was gewiß bei Unpartheiiſchen<lb/> meinen Held wo nicht rechtfertigt doch entſchuldigt,<lb/> daß er nach dem Kuſſe ſo zu ſagen wieder tugend¬<lb/> haft wurde. Ich ſtelle keck unter ſeine Milderungs¬<lb/> gruͤnde ſeine Unbekanntſchaft mit ſolchen Weibern,<lb/> die gleich den Spartern, muthig nicht nach der <hi rendition="#g">Zahl</hi><lb/> der Feinde ihrer Tugend fragen ſondern nach dem<lb/><hi rendition="#g">Orte</hi> derſelben: er war wohl bei ihnen und in ih¬<lb/> rem Lager, aber ſeine Tugend hinderte ſie, ihm die<lb/> ihrige zu zeigen. — Nicht ſo viel wie durch jenes<lb/> wird er durch die Einwirkung des Nachtwaͤchters<lb/> und durch das Erinnern an den Tod entſchuldigt;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0333]
mir auch die halben Beweiſe recht gut bekannt, wo¬
mit ſich dieſe Sekte deckt, — die Bigotterie der
Fuͤrſtin — ihr Beichtabend — ihre bisherige Auf¬
merkſamkeit fuͤr meinen Helden — das Verdecken
der gemalten Marie und das Enthuͤllen der gebilde¬
ten — und alle Umſtaͤnde meiner Erzaͤhlung. Aber
ich kann ſo etwas von einer Freundin Klotildens
(dieſe muͤßte ſich denn gerade deswegen von ihr ge¬
ſchieden oder aus Seelenguͤte dieſe dem maͤnnlichen
Geſchlechte gewoͤhnlichern Eilboten des Tempera¬
ments gar nicht begriffen haben) — unmoͤglich eher
denken als bis mich in der Folge offenbare Spuren
eines mehr erbitterten als gekraͤnkten Weibes
dazu noͤthigen. —
Ich komme von meinem Verſprechen ganz ab, ei¬
niges naͤher zu legen, was gewiß bei Unpartheiiſchen
meinen Held wo nicht rechtfertigt doch entſchuldigt,
daß er nach dem Kuſſe ſo zu ſagen wieder tugend¬
haft wurde. Ich ſtelle keck unter ſeine Milderungs¬
gruͤnde ſeine Unbekanntſchaft mit ſolchen Weibern,
die gleich den Spartern, muthig nicht nach der Zahl
der Feinde ihrer Tugend fragen ſondern nach dem
Orte derſelben: er war wohl bei ihnen und in ih¬
rem Lager, aber ſeine Tugend hinderte ſie, ihm die
ihrige zu zeigen. — Nicht ſo viel wie durch jenes
wird er durch die Einwirkung des Nachtwaͤchters
und durch das Erinnern an den Tod entſchuldigt;
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