Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.nerem Gefühl das dauerhafte aber musivische Ge¬ Die Fürstin hatte zwei Verhüllungen, wovon er nerem Gefuͤhl das dauerhafte aber muſiviſche Ge¬ Die Fuͤrſtin hatte zwei Verhuͤllungen, wovon er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0319" n="309"/> nerem Gefuͤhl das dauerhafte aber muſiviſche Ge¬<lb/> maͤlde der Natur, in dem ganze Bergruͤcken die mu¬<lb/> ſiviſchen Steingen ſind, den zaͤrtern aber kleinern<lb/> Vexirbilder der Kuͤnſtler nachſetzen muͤßten — oder<lb/> daß ſie Leuten glichen (wenn's ſolche gaͤbe) die auf<lb/> den Theatervorhang ſich die ganze Oper mit allen<lb/> Dekorazionen abmalen ließen, um ſich das Aufzie¬<lb/> hen des Vorhanges und das Beſchauen der Akte zu<lb/> erſparen — — — Und doch, wenn das Extrablaͤtt¬<lb/> gen mitten im Entſcheiden waͤre, wuͤrde jeder aus<lb/> Hundshunger nach bloßen Faktis, Reißaus nehmen<lb/> und auf nichts ausreiten als auf die Fortſetzung der<lb/> Faktorum und auf<lb/><hi rendition="#g">das Ende des Extrablattes</hi>.</p><lb/> <p>Die Fuͤrſtin hatte zwei Verhuͤllungen, wovon er<lb/> die eine ſehr liebte und die andre ſehr haßte. Die<lb/> geliebte war ein Schleier, der fuͤr ihre wunden Au¬<lb/> gen eine Bandage war; ihm aber war einer die Fo¬<lb/> lie und Faſſung des weiblichen Geſichts und er<lb/> machte ſich anheiſchig, den Satz als Reſpondent und<lb/> Praͤſes zugleich zu vertheidigen, daß die Tugend nie<lb/> beſſer mit Schoͤnheit belohnet werde als in St. Fe¬<lb/> rieux bei Beſancon: denn beim Sittenfeſte bekommt<lb/> dort das beſte Maͤdchen einen <hi rendition="#g">Schleier</hi> zu 6 Li¬<lb/> vres. — Die verhaßte Verhuͤllung waren die Hand¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0319]
nerem Gefuͤhl das dauerhafte aber muſiviſche Ge¬
maͤlde der Natur, in dem ganze Bergruͤcken die mu¬
ſiviſchen Steingen ſind, den zaͤrtern aber kleinern
Vexirbilder der Kuͤnſtler nachſetzen muͤßten — oder
daß ſie Leuten glichen (wenn's ſolche gaͤbe) die auf
den Theatervorhang ſich die ganze Oper mit allen
Dekorazionen abmalen ließen, um ſich das Aufzie¬
hen des Vorhanges und das Beſchauen der Akte zu
erſparen — — — Und doch, wenn das Extrablaͤtt¬
gen mitten im Entſcheiden waͤre, wuͤrde jeder aus
Hundshunger nach bloßen Faktis, Reißaus nehmen
und auf nichts ausreiten als auf die Fortſetzung der
Faktorum und auf
das Ende des Extrablattes.
Die Fuͤrſtin hatte zwei Verhuͤllungen, wovon er
die eine ſehr liebte und die andre ſehr haßte. Die
geliebte war ein Schleier, der fuͤr ihre wunden Au¬
gen eine Bandage war; ihm aber war einer die Fo¬
lie und Faſſung des weiblichen Geſichts und er
machte ſich anheiſchig, den Satz als Reſpondent und
Praͤſes zugleich zu vertheidigen, daß die Tugend nie
beſſer mit Schoͤnheit belohnet werde als in St. Fe¬
rieux bei Beſancon: denn beim Sittenfeſte bekommt
dort das beſte Maͤdchen einen Schleier zu 6 Li¬
vres. — Die verhaßte Verhuͤllung waren die Hand¬
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