Spielmarken, in effegie, und durchs Kopierpapier, nie in natura selber zu genießen, ich hier weder mei¬ ne Meynung noch die Gründe sagen kan, weil ein ganzes Extrablatt vonnöthen wäre, um nur unter so vielen möglichen Gründen, warum sie überall -- auf den Tapeten -- auf den dessur des portes -- des trumeaux -- des cheminees -- auf den Vasen -- auf den Leuchtern -- auf den plats de menage -- auf den Lichtscheer- Untersätzen -- in ihren Gärten -- auf jedem Quark eine Landschaft, die sie nie betreten, einen Salva¬ tor Rosa-Felsen, den sie nie besteigen, gern sitzen sehen. . . . ich sage, weil unter so vielen Gründen, warum sie es thun und der alten Natur dieses jus imaginum einräumen, der wahre nur von einem Extrablätgen auszuklauben wäre, indem nur das es weitläuftig entscheiden könnte, ob es davon komme, daß ihnen die Natur, wie einem Liebhaber die Ge¬ liebte, bei der ewigen Trennung ihr Portrait ge¬ schenkt -- oder davon, daß die Künstler ihnen, wie den alten Göttern, das gerade am liebsten bringen und opfern, was sie hassen -- oder daß sie dem Kai¬ ser Konstantin gleichen, der zur nämlichen Zeit das wahre Kreutz abschafte, und die Abbildungen dessel¬ ben vermehrte und heiligte -- oder daß sie aus fei¬
Spielmarken, in effegie, und durchs Kopierpapier, nie in natura ſelber zu genießen, ich hier weder mei¬ ne Meynung noch die Gruͤnde ſagen kan, weil ein ganzes Extrablatt vonnoͤthen waͤre, um nur unter ſo vielen moͤglichen Gruͤnden, warum ſie uͤberall — auf den Tapeten — auf den dessur des portes — des trumeaux — des cheminées — auf den Vaſen — auf den Leuchtern — auf den plats de menage — auf den Lichtſcheer- Unterſaͤtzen — in ihren Gaͤrten — auf jedem Quark eine Landſchaft, die ſie nie betreten, einen Salva¬ tor Roſa-Felſen, den ſie nie beſteigen, gern ſitzen ſehen. . . . ich ſage, weil unter ſo vielen Gruͤnden, warum ſie es thun und der alten Natur dieſes jus imaginum einraͤumen, der wahre nur von einem Extrablaͤtgen auszuklauben waͤre, indem nur das es weitlaͤuftig entſcheiden koͤnnte, ob es davon komme, daß ihnen die Natur, wie einem Liebhaber die Ge¬ liebte, bei der ewigen Trennung ihr Portrait ge¬ ſchenkt — oder davon, daß die Kuͤnſtler ihnen, wie den alten Goͤttern, das gerade am liebſten bringen und opfern, was ſie haſſen — oder daß ſie dem Kai¬ ſer Konſtantin gleichen, der zur naͤmlichen Zeit das wahre Kreutz abſchafte, und die Abbildungen deſſel¬ ben vermehrte und heiligte — oder daß ſie aus fei¬
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Spielmarken, in effegie, und durchs Kopierpapier,
nie in natura ſelber zu genießen, ich hier weder mei¬
ne Meynung noch die Gruͤnde ſagen kan, weil ein
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Extrablatt
vonnoͤthen waͤre, um nur unter ſo vielen moͤglichen
Gruͤnden, warum ſie uͤberall — auf den Tapeten —
auf den dessur des portes — des trumeaux — des
cheminées — auf den Vaſen — auf den Leuchtern
— auf den plats de menage — auf den Lichtſcheer-
Unterſaͤtzen — in ihren Gaͤrten — auf jedem Quark
eine Landſchaft, die ſie nie betreten, einen Salva¬
tor Roſa-Felſen, den ſie nie beſteigen, gern ſitzen
ſehen. . . . ich ſage, weil unter ſo vielen Gruͤnden,
warum ſie es thun und der alten Natur dieſes jus
imaginum einraͤumen, der wahre nur von einem
Extrablaͤtgen auszuklauben waͤre, indem nur das es
weitlaͤuftig entſcheiden koͤnnte, ob es davon komme,
daß ihnen die Natur, wie einem Liebhaber die Ge¬
liebte, bei der ewigen Trennung ihr Portrait ge¬
ſchenkt — oder davon, daß die Kuͤnſtler ihnen, wie
den alten Goͤttern, das gerade am liebſten bringen
und opfern, was ſie haſſen — oder daß ſie dem Kai¬
ſer Konſtantin gleichen, der zur naͤmlichen Zeit das
wahre Kreutz abſchafte, und die Abbildungen deſſel¬
ben vermehrte und heiligte — oder daß ſie aus fei¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/318>, abgerufen am 27.11.2024.
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