die meisten Thorheiten unter Leuten, die man nicht achtet.
"Da nun Klotilde dem Fürsten gefalle: so werde "dieser Matthieu, der um sie schon vor einigen Jah¬ "ren geworben, sie zu seinen Eroberungen zu ma¬ "chen suchen, um durch sie viel wichtigere zu ma¬ "chen."
Pfui! rief Viktors ganze Seele, jetzt seh' ich erst alle Stacheln der Dornenkrone, die auf dein Herz gedrücket wird, du gute Klotilde! "Matthieu "wäre längst mit seinen Heyrathsanträgen weiter "herausgegangen, hätt' er die gegenwärtigen Aus¬ "sichten (eines -- Ehebruchs) näher gehabt. Viel¬ "leicht sey auch Matthieu noch über die Zurückkunft "ihres Bruders (Flamins, wegen ihrer verkleinerten "Erbschaft) in Sorge, ob ihn gleich der Tod seiner "seiner Schwester (der beerbten Giulia) ein wenig "entschädige. Daher liebe die Fürstin Klotilden, da "deren Heyrath mit Matthieu nur eine Sache des "Interesse sey. Käm' es aber wirklich zu einer "Vermählung, wie wahrscheinlich sey, da Matthieu "sie schon durch Grobheit dem Kammerherrn abnö¬ "thigen würde." . . . .
Es ist ein eigner Zug Mazens, daß er gegen Schwache grob und oft gegen dieselbe Person rauh und wieder fein war -- "so könnte Matthieu und "Jenner sich im wechselseitigen Vergeben üben;
die meiſten Thorheiten unter Leuten, die man nicht achtet.
»Da nun Klotilde dem Fuͤrſten gefalle: ſo werde »dieſer Matthieu, der um ſie ſchon vor einigen Jah¬ »ren geworben, ſie zu ſeinen Eroberungen zu ma¬ »chen ſuchen, um durch ſie viel wichtigere zu ma¬ »chen.»
Pfui! rief Viktors ganze Seele, jetzt ſeh' ich erſt alle Stacheln der Dornenkrone, die auf dein Herz gedruͤcket wird, du gute Klotilde! »Matthieu »waͤre laͤngſt mit ſeinen Heyrathsantraͤgen weiter »herausgegangen, haͤtt' er die gegenwaͤrtigen Aus¬ »ſichten (eines — Ehebruchs) naͤher gehabt. Viel¬ »leicht ſey auch Matthieu noch uͤber die Zuruͤckkunft »ihres Bruders (Flamins, wegen ihrer verkleinerten »Erbſchaft) in Sorge, ob ihn gleich der Tod ſeiner »ſeiner Schweſter (der beerbten Giulia) ein wenig »entſchaͤdige. Daher liebe die Fuͤrſtin Klotilden, da »deren Heyrath mit Matthieu nur eine Sache des »Intereſſe ſey. Kaͤm' es aber wirklich zu einer »Vermaͤhlung, wie wahrſcheinlich ſey, da Matthieu »ſie ſchon durch Grobheit dem Kammerherrn abnoͤ¬ »thigen wuͤrde.» . . . .
Es iſt ein eigner Zug Mazens, daß er gegen Schwache grob und oft gegen dieſelbe Perſon rauh und wieder fein war — »ſo koͤnnte Matthieu und »Jenner ſich im wechſelſeitigen Vergeben uͤben;
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die meiſten Thorheiten unter Leuten, die man nicht
achtet.
»Da nun Klotilde dem Fuͤrſten gefalle: ſo werde
»dieſer Matthieu, der um ſie ſchon vor einigen Jah¬
»ren geworben, ſie zu ſeinen Eroberungen zu ma¬
»chen ſuchen, um durch ſie viel wichtigere zu ma¬
»chen.»
Pfui! rief Viktors ganze Seele, jetzt ſeh' ich
erſt alle Stacheln der Dornenkrone, die auf dein
Herz gedruͤcket wird, du gute Klotilde! »Matthieu
»waͤre laͤngſt mit ſeinen Heyrathsantraͤgen weiter
»herausgegangen, haͤtt' er die gegenwaͤrtigen Aus¬
»ſichten (eines — Ehebruchs) naͤher gehabt. Viel¬
»leicht ſey auch Matthieu noch uͤber die Zuruͤckkunft
»ihres Bruders (Flamins, wegen ihrer verkleinerten
»Erbſchaft) in Sorge, ob ihn gleich der Tod ſeiner
»ſeiner Schweſter (der beerbten Giulia) ein wenig
»entſchaͤdige. Daher liebe die Fuͤrſtin Klotilden, da
»deren Heyrath mit Matthieu nur eine Sache des
»Intereſſe ſey. Kaͤm' es aber wirklich zu einer
»Vermaͤhlung, wie wahrſcheinlich ſey, da Matthieu
»ſie ſchon durch Grobheit dem Kammerherrn abnoͤ¬
»thigen wuͤrde.» . . . .
Es iſt ein eigner Zug Mazens, daß er gegen
Schwache grob und oft gegen dieſelbe Perſon rauh
und wieder fein war — »ſo koͤnnte Matthieu und
»Jenner ſich im wechſelſeitigen Vergeben uͤben;
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/309>, abgerufen am 23.11.2024.
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