Verstellte und wahre Ohnmacht Klotildens -- Julius -- Ema¬ nuels Brief über Gott --
Gutes, schönes Geschlecht! so oft ich ein demante¬ nes Herz über deinem warmen hängen sehe: so frag' ich: trägst du etwan ein abgebildetes darum auf dei¬ ner Brust, um dem Amor, dem Schicksal und der Verläumdung das gleiche Ziel ihrer verschiedenen Pfeile zu bezeichnen, wie der arme Soldat, der kniend umgeschossen wird, durch ein in Papier ge¬ schnittenes Herz den Kugeln seiner Kameraden die Stelle des schlagenden anweist? -- -- Wenn dieses Kapitel geendigt ist, wird mich der Leser nicht mehr fragen warum ichs so angefangen habe. . .
Es war schon im März, wo die höhern Stände wegen ihres sitzenden Winterschlafes mehr voll- als kaltblütig sind -- wers nicht weiß, denkt, ihr Ueber¬ fluß am Blute rühre mehr vom Aussaugen des frem¬ den her -- wo die Krankheiten ihre Visittenkarten in Gestalt der Rezepte beim ganzen Hof abgeben; wo die Augen der Fürstin, das Aether-Embanpoint
25. Hundspoſttag.
Verſtellte und wahre Ohnmacht Klotildens — Julius — Ema¬ nuels Brief über Gott —
Gutes, ſchoͤnes Geſchlecht! ſo oft ich ein demante¬ nes Herz uͤber deinem warmen haͤngen ſehe: ſo frag' ich: traͤgſt du etwan ein abgebildetes darum auf dei¬ ner Bruſt, um dem Amor, dem Schickſal und der Verlaͤumdung das gleiche Ziel ihrer verſchiedenen Pfeile zu bezeichnen, wie der arme Soldat, der kniend umgeſchoſſen wird, durch ein in Papier ge¬ ſchnittenes Herz den Kugeln ſeiner Kameraden die Stelle des ſchlagenden anweiſt? — — Wenn dieſes Kapitel geendigt iſt, wird mich der Leſer nicht mehr fragen warum ichs ſo angefangen habe. . .
Es war ſchon im Maͤrz, wo die hoͤhern Staͤnde wegen ihres ſitzenden Winterſchlafes mehr voll- als kaltbluͤtig ſind — wers nicht weiß, denkt, ihr Ueber¬ fluß am Blute ruͤhre mehr vom Ausſaugen des frem¬ den her — wo die Krankheiten ihre Viſittenkarten in Geſtalt der Rezepte beim ganzen Hof abgeben; wo die Augen der Fuͤrſtin, das Aether-Embanpoint
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25. Hundspoſttag.
Verſtellte und wahre Ohnmacht Klotildens — Julius — Ema¬
nuels Brief über Gott —
Gutes, ſchoͤnes Geſchlecht! ſo oft ich ein demante¬
nes Herz uͤber deinem warmen haͤngen ſehe: ſo frag'
ich: traͤgſt du etwan ein abgebildetes darum auf dei¬
ner Bruſt, um dem Amor, dem Schickſal und der
Verlaͤumdung das gleiche Ziel ihrer verſchiedenen
Pfeile zu bezeichnen, wie der arme Soldat, der
kniend umgeſchoſſen wird, durch ein in Papier ge¬
ſchnittenes Herz den Kugeln ſeiner Kameraden die
Stelle des ſchlagenden anweiſt? — — Wenn dieſes
Kapitel geendigt iſt, wird mich der Leſer nicht mehr
fragen warum ichs ſo angefangen habe. . .
Es war ſchon im Maͤrz, wo die hoͤhern Staͤnde
wegen ihres ſitzenden Winterſchlafes mehr voll- als
kaltbluͤtig ſind — wers nicht weiß, denkt, ihr Ueber¬
fluß am Blute ruͤhre mehr vom Ausſaugen des frem¬
den her — wo die Krankheiten ihre Viſittenkarten
in Geſtalt der Rezepte beim ganzen Hof abgeben;
wo die Augen der Fuͤrſtin, das Aether-Embanpoint
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/260>, abgerufen am 22.12.2024.
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