Ammeublement der Stube und der Aussicht -- ernst¬ haft nach, was er denn eigentlich hier vorhabe mor¬ gen und übermorgen und länger: "morgen zünd' ich "sonach los -- sagt' er und drehte die Quaste der "Fensterschnur -- ich und das Podagra sollen uns "fixiren beim Fürsten -- arg ists, wenn ein Mensch "die atthritische Materie eines Regenten als Was¬ "ser braucht, um seine Mühle zu treiben -- ein "Herz-Polype, eine Kopf-Wassersucht sollte "mich weniger ärgern als Hofmann, beides wären "anständige Gnadenmittel und Flosfedern zum "Steigen. -- Nein, ich bleibe gerade und fest, ganz "aufrecht, ich gebe gleich anfangs nicht nach, damit "sie's nicht anders wissen. -- Nicht einmal ans "Kantoniren und Ankern im Vorzimmer ist zu den¬ "ken." (Auch hatte der Lord dem Selbstsprecher schon die Dispensazionen von der ängstlichen Hoford¬ nung einbedungen). -- "Ach ihr schönen Frühlings¬ "jahre! ihr seid nun über mich weggeflattert und "mit euch die Ruhe und der Scherz und die Wis¬ "senschaften und die Aufrichtigkeit und lauter ähnli¬ "che gute Herzen." -- (Er wirbelte die Quasten¬ schnur plötzlich kürzer hinauf.) "Aber du guter Va¬ "ter, du hast solche Jahre nicht einmal gehabt, du "durchstreifest die Erde und giebst deine Tage Preis "für das Glück der Menschen. -- Nein, dein Sohn "soll dir deine Aufopferungen nicht verderben und
Ammeublement der Stube und der Ausſicht — ernſt¬ haft nach, was er denn eigentlich hier vorhabe mor¬ gen und uͤbermorgen und laͤnger: »morgen zuͤnd' ich »ſonach los — ſagt' er und drehte die Quaſte der »Fenſterſchnur — ich und das Podagra ſollen uns »fixiren beim Fuͤrſten — arg iſts, wenn ein Menſch »die atthritiſche Materie eines Regenten als Waſ¬ »ſer braucht, um ſeine Muͤhle zu treiben — ein »Herz-Polype, eine Kopf-Waſſerſucht ſollte »mich weniger aͤrgern als Hofmann, beides waͤren »anſtaͤndige Gnadenmittel und Flosfedern zum »Steigen. — Nein, ich bleibe gerade und feſt, ganz »aufrecht, ich gebe gleich anfangs nicht nach, damit »ſie's nicht anders wiſſen. — Nicht einmal ans »Kantoniren und Ankern im Vorzimmer iſt zu den¬ »ken.» (Auch hatte der Lord dem Selbſtſprecher ſchon die Diſpenſazionen von der aͤngſtlichen Hoford¬ nung einbedungen). — »Ach ihr ſchoͤnen Fruͤhlings¬ »jahre! ihr ſeid nun uͤber mich weggeflattert und »mit euch die Ruhe und der Scherz und die Wiſ¬ »ſenſchaften und die Aufrichtigkeit und lauter aͤhnli¬ »che gute Herzen.» — (Er wirbelte die Quaſten¬ ſchnur ploͤtzlich kuͤrzer hinauf.) »Aber du guter Va¬ »ter, du haſt ſolche Jahre nicht einmal gehabt, du »durchſtreifeſt die Erde und giebſt deine Tage Preis »fuͤr das Gluͤck der Menſchen. — Nein, dein Sohn »ſoll dir deine Aufopferungen nicht verderben und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0017"n="7"/><choice><sic>Ammeublemenr</sic><corr>Ammeublement</corr></choice> der <choice><sic>Stnbe</sic><corr>Stube</corr></choice> und der Ausſicht — ernſt¬<lb/>
haft nach, was er denn eigentlich hier vorhabe mor¬<lb/>
gen und uͤbermorgen und laͤnger: »morgen zuͤnd' ich<lb/>
»ſonach los —ſagt' er und drehte die Quaſte der<lb/>
»Fenſterſchnur — ich und das Podagra ſollen uns<lb/>
»fixiren beim Fuͤrſten — arg iſts, wenn ein Menſch<lb/>
»die atthritiſche Materie eines Regenten als Waſ¬<lb/>
»ſer braucht, um ſeine Muͤhle zu treiben — ein<lb/>
»<hirendition="#g">Herz-Polype</hi>, eine <hirendition="#g">Kopf</hi>-Waſſerſucht ſollte<lb/>
»mich weniger aͤrgern als Hofmann, beides waͤren<lb/>
»anſtaͤndige <hirendition="#g">Gnadenmittel</hi> und Flosfedern zum<lb/>
»Steigen. — Nein, ich bleibe gerade und feſt, ganz<lb/>
»aufrecht, ich gebe gleich anfangs nicht nach, damit<lb/>
»ſie's nicht anders wiſſen. — Nicht einmal ans<lb/>
»Kantoniren und Ankern im Vorzimmer iſt zu den¬<lb/>
»ken.» (Auch hatte der Lord dem Selbſtſprecher<lb/>ſchon die Diſpenſazionen von der aͤngſtlichen Hoford¬<lb/>
nung einbedungen). — »Ach ihr ſchoͤnen Fruͤhlings¬<lb/>
»jahre! ihr ſeid nun uͤber mich weggeflattert und<lb/>
»mit euch die Ruhe und der Scherz und die Wiſ¬<lb/>
»ſenſchaften und die Aufrichtigkeit und lauter aͤhnli¬<lb/>
»che gute Herzen.» — (Er wirbelte die Quaſten¬<lb/>ſchnur ploͤtzlich kuͤrzer hinauf.) »Aber du guter Va¬<lb/>
»ter, du haſt ſolche Jahre nicht einmal gehabt, du<lb/>
»durchſtreifeſt die Erde und giebſt deine Tage Preis<lb/>
»fuͤr das Gluͤck der Menſchen. — Nein, dein Sohn<lb/>
»ſoll dir deine Aufopferungen nicht verderben und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[7/0017]
Ammeublement der Stube und der Ausſicht — ernſt¬
haft nach, was er denn eigentlich hier vorhabe mor¬
gen und uͤbermorgen und laͤnger: »morgen zuͤnd' ich
»ſonach los — ſagt' er und drehte die Quaſte der
»Fenſterſchnur — ich und das Podagra ſollen uns
»fixiren beim Fuͤrſten — arg iſts, wenn ein Menſch
»die atthritiſche Materie eines Regenten als Waſ¬
»ſer braucht, um ſeine Muͤhle zu treiben — ein
»Herz-Polype, eine Kopf-Waſſerſucht ſollte
»mich weniger aͤrgern als Hofmann, beides waͤren
»anſtaͤndige Gnadenmittel und Flosfedern zum
»Steigen. — Nein, ich bleibe gerade und feſt, ganz
»aufrecht, ich gebe gleich anfangs nicht nach, damit
»ſie's nicht anders wiſſen. — Nicht einmal ans
»Kantoniren und Ankern im Vorzimmer iſt zu den¬
»ken.» (Auch hatte der Lord dem Selbſtſprecher
ſchon die Diſpenſazionen von der aͤngſtlichen Hoford¬
nung einbedungen). — »Ach ihr ſchoͤnen Fruͤhlings¬
»jahre! ihr ſeid nun uͤber mich weggeflattert und
»mit euch die Ruhe und der Scherz und die Wiſ¬
»ſenſchaften und die Aufrichtigkeit und lauter aͤhnli¬
»che gute Herzen.» — (Er wirbelte die Quaſten¬
ſchnur ploͤtzlich kuͤrzer hinauf.) »Aber du guter Va¬
»ter, du haſt ſolche Jahre nicht einmal gehabt, du
»durchſtreifeſt die Erde und giebſt deine Tage Preis
»fuͤr das Gluͤck der Menſchen. — Nein, dein Sohn
»ſoll dir deine Aufopferungen nicht verderben und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/17>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.