rede wöchentlich für einen Pfennig Lesegold an Re¬ zensenten ausgebe. --
Damit mir nicht einmal der Ueberschuß des be¬ sagten Schlagsschatzes als todtes Kapital im Hause liegt: so sollen dafür -- wenn ich mich nicht ändere -- die schwerern deutschen Meisterwerke, -- z. B. Friedrich Jakobi's, Klinger's seine, Göthe's Tasso -- desgleichen die bessern satirischen und philosophi¬ schen vom Buchbinder in einer leichtern Damen¬ ausgabe geliefert werden, die ganz aus sogenannten Vexirbänden, wo innen kein Unterziehbuch steckt, be¬ stehen soll. Ich spiele damit denk' ich, den Leserin¬ nen etwas reelles in die Hände, das so gut gebun¬ den und eben so betittelt ist wie die Buchhändler- Ausgabe und in das sie -- weil das harte Steinobst schon ausgekernt und innen nichts ist -- nicht nur eben so viel sondern sechs Loth mehr Seidenfa¬ den und Seidenabschnitzel legen können als in die gedruckte Edition. -- Alwils Briefwechsel -- ein schweres zweidotteriges Straussenei des Autors, das ich vom Buchbinder auf diese Weise habe ausblasen lassen, weil die meisten Leserinnen zu kalt sind, es auszubrüten -- ist jetzt ganz leicht. Aber von den deutschen Romanen werd' ich niemals eine solche Futteral-Edition von leeren Zeremonienwagen des Sonnenwagens veranstalten, weil ich befahre, der Buchhandel schreie über Nachdruck. -- Ich wäre
rede woͤchentlich fuͤr einen Pfennig Leſegold an Re¬ zenſenten ausgebe. —
Damit mir nicht einmal der Ueberſchuß des be¬ ſagten Schlagsſchatzes als todtes Kapital im Hauſe liegt: ſo ſollen dafuͤr — wenn ich mich nicht aͤndere — die ſchwerern deutſchen Meiſterwerke, — z. B. Friedrich Jakobi's, Klinger's ſeine, Goͤthe's Taſſo — desgleichen die beſſern ſatiriſchen und philoſophi¬ ſchen vom Buchbinder in einer leichtern Damen¬ ausgabe geliefert werden, die ganz aus ſogenannten Vexirbaͤnden, wo innen kein Unterziehbuch ſteckt, be¬ ſtehen ſoll. Ich ſpiele damit denk' ich, den Leſerin¬ nen etwas reelles in die Haͤnde, das ſo gut gebun¬ den und eben ſo betittelt iſt wie die Buchhaͤndler- Ausgabe und in das ſie — weil das harte Steinobſt ſchon ausgekernt und innen nichts iſt — nicht nur eben ſo viel ſondern ſechs Loth mehr Seidenfa¬ den und Seidenabſchnitzel legen koͤnnen als in die gedruckte Edition. — Alwils Briefwechſel — ein ſchweres zweidotteriges Strauſſenei des Autors, das ich vom Buchbinder auf dieſe Weiſe habe ausblaſen laſſen, weil die meiſten Leſerinnen zu kalt ſind, es auszubruͤten — iſt jetzt ganz leicht. Aber von den deutſchen Romanen werd' ich niemals eine ſolche Futteral-Edition von leeren Zeremonienwagen des Sonnenwagens veranſtalten, weil ich befahre, der Buchhandel ſchreie uͤber Nachdruck. — Ich waͤre
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rede woͤchentlich fuͤr einen Pfennig Leſegold an Re¬
zenſenten ausgebe. —
Damit mir nicht einmal der Ueberſchuß des be¬
ſagten Schlagsſchatzes als todtes Kapital im Hauſe
liegt: ſo ſollen dafuͤr — wenn ich mich nicht aͤndere
— die ſchwerern deutſchen Meiſterwerke, — z. B.
Friedrich Jakobi's, Klinger's ſeine, Goͤthe's Taſſo
— desgleichen die beſſern ſatiriſchen und philoſophi¬
ſchen vom Buchbinder in einer leichtern Damen¬
ausgabe geliefert werden, die ganz aus ſogenannten
Vexirbaͤnden, wo innen kein Unterziehbuch ſteckt, be¬
ſtehen ſoll. Ich ſpiele damit denk' ich, den Leſerin¬
nen etwas reelles in die Haͤnde, das ſo gut gebun¬
den und eben ſo betittelt iſt wie die Buchhaͤndler-
Ausgabe und in das ſie — weil das harte Steinobſt
ſchon ausgekernt und innen nichts iſt — nicht
nur eben ſo viel ſondern ſechs Loth mehr Seidenfa¬
den und Seidenabſchnitzel legen koͤnnen als in die
gedruckte Edition. — Alwils Briefwechſel — ein
ſchweres zweidotteriges Strauſſenei des Autors, das
ich vom Buchbinder auf dieſe Weiſe habe ausblaſen
laſſen, weil die meiſten Leſerinnen zu kalt ſind, es
auszubruͤten — iſt jetzt ganz leicht. Aber von den
deutſchen Romanen werd' ich niemals eine ſolche
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/129>, abgerufen am 23.11.2024.
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