Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.min als Roturier und als Mann von Ehre durchaus Flamin tauchte Matthieu's Bild in einen ganz *) Petrarka mied (wie deutsche Rezensenten) die Nachtigallen
und suchte die Frösche. min als Roturier und als Mann von Ehre durchaus Flamin tauchte Matthieu's Bild in einen ganz *) Petrarka mied (wie deutſche Rezenſenten) die Nachtigallen
und ſuchte die Froͤſche. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="82"/> min als Roturier und als Mann von Ehre durchaus<lb/> ſeine buͤrgerlichen Viſiten dem kammerherrlichen Hauſe<lb/> nicht aufdrang. Klotilde kam oft; und war dadurch<lb/> in einem mir bis jetzt unaufgeloͤſeten Widerſpruch<lb/> mit ihrem weiblich erhabnen Karakter.</p><lb/> <p>Flamin tauchte Matthieu's Bild in einen ganz<lb/> andern Faͤrbekeſſel als der Mutter ihren: ein luͤder¬<lb/> liches Genie war er und nichts ſchlimmers. Er<lb/> machte alles in der Welt nach und ihn konnte man<lb/> nicht nachmachen — er konnte alle Akteurs der<lb/> Flachſenfinger Truppe nachagiren und traveſtiren, und<lb/> die Logen auch — er verſtand alle Wiſſenſchaften<lb/> und parlirte alle Sprachen der Europaͤer, ja ſogar<lb/> der Nachtigal und des Hahns, ſo taͤuſchend, daß Pe¬<lb/> trarka <note place="foot" n="*)"><lb/> Petrarka mied (wie deutſche Rezenſenten) die Nachtigallen<lb/> und ſuchte die Froͤſche.</note> und Petrus davon gelaufen waͤren — er<lb/> konnte uͤberall thun was er wollte und jede Hofda¬<lb/> me entſchuldigte ſich mit der andern — denn es ge¬<lb/> hoͤrte einmal zum Ton in Flachſenfingen, ſeine Treue<lb/> einmal auf die Probe geſetzt zu haben. — Man<lb/> ſagt, die Liebe gegen ihn wurde wie ein <hi rendition="#g">Strumpf</hi>,<lb/> bei der <hi rendition="#g">Wade</hi> zu ſtricken angefangen, es iſt aber<lb/> grundfalſch — es iſt daher bei ſo einer ununterbro¬<lb/> chenen Maͤßigkeit in Hofluſtbarkeiten kein Wunder,<lb/> daß er ſtaͤrker und <hi rendition="#g">geſuͤnder</hi> war als der ganze<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0093]
min als Roturier und als Mann von Ehre durchaus
ſeine buͤrgerlichen Viſiten dem kammerherrlichen Hauſe
nicht aufdrang. Klotilde kam oft; und war dadurch
in einem mir bis jetzt unaufgeloͤſeten Widerſpruch
mit ihrem weiblich erhabnen Karakter.
Flamin tauchte Matthieu's Bild in einen ganz
andern Faͤrbekeſſel als der Mutter ihren: ein luͤder¬
liches Genie war er und nichts ſchlimmers. Er
machte alles in der Welt nach und ihn konnte man
nicht nachmachen — er konnte alle Akteurs der
Flachſenfinger Truppe nachagiren und traveſtiren, und
die Logen auch — er verſtand alle Wiſſenſchaften
und parlirte alle Sprachen der Europaͤer, ja ſogar
der Nachtigal und des Hahns, ſo taͤuſchend, daß Pe¬
trarka *) und Petrus davon gelaufen waͤren — er
konnte uͤberall thun was er wollte und jede Hofda¬
me entſchuldigte ſich mit der andern — denn es ge¬
hoͤrte einmal zum Ton in Flachſenfingen, ſeine Treue
einmal auf die Probe geſetzt zu haben. — Man
ſagt, die Liebe gegen ihn wurde wie ein Strumpf,
bei der Wade zu ſtricken angefangen, es iſt aber
grundfalſch — es iſt daher bei ſo einer ununterbro¬
chenen Maͤßigkeit in Hofluſtbarkeiten kein Wunder,
daß er ſtaͤrker und geſuͤnder war als der ganze
*)
Petrarka mied (wie deutſche Rezenſenten) die Nachtigallen
und ſuchte die Froͤſche.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/93>, abgerufen am 20.02.2025. |