und daß er auf dem letztern, wenn der Lord ihm seine Hand dazu biete, schneller zu Klotilden auf ähnliche Stufen kommen würde -- und daß die Bitte, von der er in seinen Briefen an Viktor ge¬ sprochen, eben die sey, alles dem Lord wieder zu er¬ zählen und seinen Beistand zu begehren. -- Im Grunde konnte nur sein wilder Arm den Degen bes¬ ser als die Gerechtigkeitswage halten. Eine fürch¬ terliche Anlage zur Eifersucht, die schon von künsti¬ gen Möglichkeiten Zuckungen bekömmt, war die Hauptursache. Viktor freuete sich, daß er seinen Gefühlen die beste Sprache geben konnte, nämlich Handlung, und sagte ihm alles mit Entzücken über sein Zutrauen und über das Aussenbleiben befürchte¬ ter Neuigkeiten zu. -- So gingen sie, von neuem an einander befestigt, zur Ruhe, und das Zwillingsge¬ stirn -- dieser fortbrennende verschlungne Name der Freundschaft -- schimmerte in Westen sympathetisch aus der irdischen Ewigkeit herüber und das Herz des Löwen war zu seiner Rechten angezündet. . .
Auf diese Erde sind Menschen gelegt und an den Fußboden befestigt, die sich nie aufrichten zum Anblick einer Freundschaft, welche um zwei Seelen nicht erdigte, metallene und schmutzige Bande legt, sondern die geistigen, die selber diese Welt mit einer andern und den Menschen mit Gott verweben. Sol¬ che zum Schmutz Erniedrigte sind es, die gleich den
und daß er auf dem letztern, wenn der Lord ihm ſeine Hand dazu biete, ſchneller zu Klotilden auf aͤhnliche Stufen kommen wuͤrde — und daß die Bitte, von der er in ſeinen Briefen an Viktor ge¬ ſprochen, eben die ſey, alles dem Lord wieder zu er¬ zaͤhlen und ſeinen Beiſtand zu begehren. — Im Grunde konnte nur ſein wilder Arm den Degen beſ¬ ſer als die Gerechtigkeitswage halten. Eine fuͤrch¬ terliche Anlage zur Eiferſucht, die ſchon von kuͤnſti¬ gen Moͤglichkeiten Zuckungen bekoͤmmt, war die Haupturſache. Viktor freuete ſich, daß er ſeinen Gefuͤhlen die beſte Sprache geben konnte, naͤmlich Handlung, und ſagte ihm alles mit Entzuͤcken uͤber ſein Zutrauen und uͤber das Auſſenbleiben befuͤrchte¬ ter Neuigkeiten zu. — So gingen ſie, von neuem an einander befeſtigt, zur Ruhe, und das Zwillingsge¬ ſtirn — dieſer fortbrennende verſchlungne Name der Freundſchaft — ſchimmerte in Weſten ſympathetiſch aus der irdiſchen Ewigkeit heruͤber und das Herz des Loͤwen war zu ſeiner Rechten angezuͤndet. . .
Auf dieſe Erde ſind Menſchen gelegt und an den Fußboden befeſtigt, die ſich nie aufrichten zum Anblick einer Freundſchaft, welche um zwei Seelen nicht erdigte, metallene und ſchmutzige Bande legt, ſondern die geiſtigen, die ſelber dieſe Welt mit einer andern und den Menſchen mit Gott verweben. Sol¬ che zum Schmutz Erniedrigte ſind es, die gleich den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0087"n="76"/>
und daß er auf dem letztern, wenn der Lord ihm<lb/>ſeine Hand dazu biete, ſchneller zu Klotilden auf<lb/>
aͤhnliche Stufen kommen wuͤrde — und daß die<lb/>
Bitte, von der er in ſeinen Briefen an Viktor ge¬<lb/>ſprochen, eben die ſey, alles dem Lord wieder zu er¬<lb/>
zaͤhlen und ſeinen Beiſtand zu begehren. — Im<lb/>
Grunde konnte nur ſein wilder Arm den Degen beſ¬<lb/>ſer als die Gerechtigkeitswage halten. Eine fuͤrch¬<lb/>
terliche Anlage zur Eiferſucht, die ſchon von kuͤnſti¬<lb/>
gen Moͤglichkeiten Zuckungen bekoͤmmt, war die<lb/>
Haupturſache. Viktor freuete ſich, daß er ſeinen<lb/>
Gefuͤhlen die beſte Sprache geben konnte, naͤmlich<lb/>
Handlung, und ſagte ihm alles mit Entzuͤcken uͤber<lb/>ſein Zutrauen und uͤber das Auſſenbleiben befuͤrchte¬<lb/>
ter Neuigkeiten zu. — So gingen ſie, von neuem an<lb/>
einander befeſtigt, zur Ruhe, und das Zwillingsge¬<lb/>ſtirn — dieſer fortbrennende verſchlungne Name der<lb/>
Freundſchaft —ſchimmerte in Weſten ſympathetiſch<lb/>
aus der <hirendition="#g">irdiſchen</hi> Ewigkeit heruͤber und das Herz<lb/>
des Loͤwen war zu ſeiner Rechten angezuͤndet. . .</p><lb/><p>Auf dieſe Erde ſind Menſchen gelegt und an<lb/>
den Fußboden befeſtigt, die ſich nie aufrichten zum<lb/>
Anblick einer Freundſchaft, welche um zwei Seelen<lb/>
nicht erdigte, metallene und ſchmutzige Bande legt,<lb/>ſondern die geiſtigen, die ſelber dieſe Welt mit einer<lb/>
andern und den Menſchen mit Gott verweben. Sol¬<lb/>
che zum Schmutz Erniedrigte ſind es, die gleich den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[76/0087]
und daß er auf dem letztern, wenn der Lord ihm
ſeine Hand dazu biete, ſchneller zu Klotilden auf
aͤhnliche Stufen kommen wuͤrde — und daß die
Bitte, von der er in ſeinen Briefen an Viktor ge¬
ſprochen, eben die ſey, alles dem Lord wieder zu er¬
zaͤhlen und ſeinen Beiſtand zu begehren. — Im
Grunde konnte nur ſein wilder Arm den Degen beſ¬
ſer als die Gerechtigkeitswage halten. Eine fuͤrch¬
terliche Anlage zur Eiferſucht, die ſchon von kuͤnſti¬
gen Moͤglichkeiten Zuckungen bekoͤmmt, war die
Haupturſache. Viktor freuete ſich, daß er ſeinen
Gefuͤhlen die beſte Sprache geben konnte, naͤmlich
Handlung, und ſagte ihm alles mit Entzuͤcken uͤber
ſein Zutrauen und uͤber das Auſſenbleiben befuͤrchte¬
ter Neuigkeiten zu. — So gingen ſie, von neuem an
einander befeſtigt, zur Ruhe, und das Zwillingsge¬
ſtirn — dieſer fortbrennende verſchlungne Name der
Freundſchaft — ſchimmerte in Weſten ſympathetiſch
aus der irdiſchen Ewigkeit heruͤber und das Herz
des Loͤwen war zu ſeiner Rechten angezuͤndet. . .
Auf dieſe Erde ſind Menſchen gelegt und an
den Fußboden befeſtigt, die ſich nie aufrichten zum
Anblick einer Freundſchaft, welche um zwei Seelen
nicht erdigte, metallene und ſchmutzige Bande legt,
ſondern die geiſtigen, die ſelber dieſe Welt mit einer
andern und den Menſchen mit Gott verweben. Sol¬
che zum Schmutz Erniedrigte ſind es, die gleich den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/87>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.