Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Leute -- (er nicht: denn die Gefühllosigkeit der Jetzt konnten die Supplementbände der allge¬ Leute — (er nicht: denn die Gefuͤhlloſigkeit der Jetzt konnten die Supplementbaͤnde der allge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="66"/> Leute — (er nicht: denn die Gefuͤhlloſigkeit der<lb/> Magnaten arbeitet fuͤr das Gefuͤhl der Minoriten)<lb/> — ſich droben ein wenig umſchauen koͤnnten. Man<lb/> ſah da die Saͤulenordnung des Schoͤpfers, die<lb/> Schweizerberge ſtehen und den Rhein mit ſeinen<lb/> Schiffen ziehen. Am Thurm waren zwei von der<lb/> Natur ablaktirte und in einander gewundne Linden¬<lb/> baͤume hinaufgeſtiegen, um oben mit ihrem Geſtraͤu¬<lb/> che, das man zu einer gruͤnen Niſche ausgehoͤlet und<lb/> mit einer Grasbank unterbauet hatte, zuweilen einen<lb/> geruͤhrten Inſulaner zu faͤcheln. Das liebende Per¬<lb/> ſonale erſtieg die Zinne und brachte in der laͤndli¬<lb/> chen Bruſt eine Ruhe mit, die darin uͤber das ganze<lb/> Herz mit dem Himmel auseinander wallete, der dieſe<lb/> Guten mit ſeinen verhuͤllten Sonnen umzog. Noch<lb/> eine Wolke gluͤhte ſich ab, aber ſie zerſtoß ehe ſie<lb/> ausbrannte.</p><lb/> <p>Jetzt konnten die Supplementbaͤnde der allge¬<lb/> meinen Welthiſtorie von — St. Luͤne bequem nach¬<lb/> geliefert werden. Eymann konnte ſeine Foliobaͤnde<lb/><hi rendition="#aq">gravaminum</hi> uͤber die Konſiſtorialraͤthe und Ratten<lb/> einreichen. Auf einmal wurde unten Agathe wie<lb/> ihre H. Namensblaſe angerufen vom Blasbalgtreter<lb/><hi rendition="#aq">loci</hi>, der Dorfs-Lehnlakei <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> Pfarrkutſcher war.<lb/> Wenn einige Autores ſagen, der Kutſcher war blind<lb/> und der Gaul taub: ſo kehren ſie die Sache gerade<lb/> um. Der Kerl war taub. Er hatte in ſeinem <hi rendition="#aq">mou¬<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0077]
Leute — (er nicht: denn die Gefuͤhlloſigkeit der
Magnaten arbeitet fuͤr das Gefuͤhl der Minoriten)
— ſich droben ein wenig umſchauen koͤnnten. Man
ſah da die Saͤulenordnung des Schoͤpfers, die
Schweizerberge ſtehen und den Rhein mit ſeinen
Schiffen ziehen. Am Thurm waren zwei von der
Natur ablaktirte und in einander gewundne Linden¬
baͤume hinaufgeſtiegen, um oben mit ihrem Geſtraͤu¬
che, das man zu einer gruͤnen Niſche ausgehoͤlet und
mit einer Grasbank unterbauet hatte, zuweilen einen
geruͤhrten Inſulaner zu faͤcheln. Das liebende Per¬
ſonale erſtieg die Zinne und brachte in der laͤndli¬
chen Bruſt eine Ruhe mit, die darin uͤber das ganze
Herz mit dem Himmel auseinander wallete, der dieſe
Guten mit ſeinen verhuͤllten Sonnen umzog. Noch
eine Wolke gluͤhte ſich ab, aber ſie zerſtoß ehe ſie
ausbrannte.
Jetzt konnten die Supplementbaͤnde der allge¬
meinen Welthiſtorie von — St. Luͤne bequem nach¬
geliefert werden. Eymann konnte ſeine Foliobaͤnde
gravaminum uͤber die Konſiſtorialraͤthe und Ratten
einreichen. Auf einmal wurde unten Agathe wie
ihre H. Namensblaſe angerufen vom Blasbalgtreter
loci, der Dorfs-Lehnlakei und Pfarrkutſcher war.
Wenn einige Autores ſagen, der Kutſcher war blind
und der Gaul taub: ſo kehren ſie die Sache gerade
um. Der Kerl war taub. Er hatte in ſeinem mou¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/77>, abgerufen am 20.02.2025. |