ten, der Jesuit gab ihm zu verstehen, er habe im Fieber nur dem unverheiratheten Geschlechte, abgeschworen, sein Zölibat erstrecke sich lediglich auf Nonnen und es bliebe ihm also, da ihm das Ge¬ lübde und die Moral den einfachen Ehebruch verbie¬ te, nichts übrig als der doppelte. Januar enthielt sich auch gänzlich alles einfachen. Ich überlasse es dem Leser, die Verbindung zu untersuchen, in wel¬ cher seine größere Liebe gegen seine vier Gros¬ oder Kleinfürsten in Gallien mit seinem Gelübde stand: er übertrug es dem Lord Horion, der ihn durch Frankreich begleitet hatte und da geblieben war, sie ihm noch London mitzubringen, es möchte kosten was es wollte. Der Lord brachte nichts mit als die Nachricht, daß der Infant auf den sieben Inseln verloren, und die drei andern verstorben wä¬ ren; aber der Lord fand etwas in London, nämlich den fünften Infanten. Die Mutter desselben (die Niece des Lords) hatte sich mit dem Obrist-Kam¬ merherrn von Le Baut vermählt; der seine Vermäh¬ lung um einen Quatember zurückdatirte, anstatt sie später anzusagen. Ich habe nie den Zusammenhang dieses Anachronismus mit dem fürstlichen Gelübde einzusehen vermocht. Uebrigens so gefährlich Januar den Eheherren seines Hofes war und so unschäd¬ lich den Vätern: so war doch das tugendhafte Ver¬ trauen, das jene in die weibliche mit ihnen kopu¬
lier¬
ten, der Jeſuit gab ihm zu verſtehen, er habe im Fieber nur dem unverheiratheten Geſchlechte, abgeſchworen, ſein Zoͤlibat erſtrecke ſich lediglich auf Nonnen und es bliebe ihm alſo, da ihm das Ge¬ luͤbde und die Moral den einfachen Ehebruch verbie¬ te, nichts uͤbrig als der doppelte. Januar enthielt ſich auch gaͤnzlich alles einfachen. Ich uͤberlaſſe es dem Leſer, die Verbindung zu unterſuchen, in wel¬ cher ſeine groͤßere Liebe gegen ſeine vier Gros¬ oder Kleinfuͤrſten in Gallien mit ſeinem Geluͤbde ſtand: er uͤbertrug es dem Lord Horion, der ihn durch Frankreich begleitet hatte und da geblieben war, ſie ihm noch London mitzubringen, es moͤchte koſten was es wollte. Der Lord brachte nichts mit als die Nachricht, daß der Infant auf den ſieben Inſeln verloren, und die drei andern verſtorben waͤ¬ ren; aber der Lord fand etwas in London, naͤmlich den fuͤnften Infanten. Die Mutter deſſelben (die Niece des Lords) hatte ſich mit dem Obriſt-Kam¬ merherrn von Le Baut vermaͤhlt; der ſeine Vermaͤh¬ lung um einen Quatember zuruͤckdatirte, anſtatt ſie ſpaͤter anzuſagen. Ich habe nie den Zuſammenhang dieſes Anachroniſmus mit dem fuͤrſtlichen Geluͤbde einzuſehen vermocht. Uebrigens ſo gefaͤhrlich Januar den Eheherren ſeines Hofes war und ſo unſchaͤd¬ lich den Vaͤtern: ſo war doch das tugendhafte Ver¬ trauen, das jene in die weibliche mit ihnen kopu¬
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ten, der Jeſuit gab ihm zu verſtehen, er habe im
Fieber nur dem unverheiratheten Geſchlechte,
abgeſchworen, ſein Zoͤlibat erſtrecke ſich lediglich auf
Nonnen und es bliebe ihm alſo, da ihm das Ge¬
luͤbde und die Moral den einfachen Ehebruch verbie¬
te, nichts uͤbrig als der doppelte. Januar enthielt
ſich auch gaͤnzlich alles einfachen. Ich uͤberlaſſe es
dem Leſer, die Verbindung zu unterſuchen, in wel¬
cher ſeine groͤßere Liebe gegen ſeine vier Gros¬
oder Kleinfuͤrſten in Gallien mit ſeinem Geluͤbde
ſtand: er uͤbertrug es dem Lord Horion, der ihn
durch Frankreich begleitet hatte und da geblieben
war, ſie ihm noch London mitzubringen, es moͤchte
koſten was es wollte. Der Lord brachte nichts mit
als die Nachricht, daß der Infant auf den ſieben
Inſeln verloren, und die drei andern verſtorben waͤ¬
ren; aber der Lord fand etwas in London, naͤmlich
den fuͤnften Infanten. Die Mutter deſſelben (die
Niece des Lords) hatte ſich mit dem Obriſt-Kam¬
merherrn von Le Baut vermaͤhlt; der ſeine Vermaͤh¬
lung um einen Quatember zuruͤckdatirte, anſtatt ſie
ſpaͤter anzuſagen. Ich habe nie den Zuſammenhang
dieſes Anachroniſmus mit dem fuͤrſtlichen Geluͤbde
einzuſehen vermocht. Uebrigens ſo gefaͤhrlich Januar
den Eheherren ſeines Hofes war und ſo unſchaͤd¬
lich den Vaͤtern: ſo war doch das tugendhafte Ver¬
trauen, das jene in die weibliche mit ihnen kopu¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/59>, abgerufen am 25.11.2024.
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