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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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schämte sich jeder Freude, die nicht wenigstens in
zwei Bissen, in einen für einen Moitisten zu theilen
war -- er sagte, die Stirne eines Hospodars müßte
die Härte seiner Krone angenommen haben, weils
sonst ein solcher Mensch unmöglich ertrüge, was oft
bloß seinetwegen gemacht würde von einem ganzen
Lande, die Musik -- die Ehrenbogen -- die Karmi¬
na -- das Freudengeschrei in Prosa und die entsetz¬
lichen Kanonaden. -- --

Er hatte jetzt in St. Lüne nichts mehr abzuthun,
als eine bloße platte -- Höflichkeit: denn so viel
darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein
Held, den ich zu meinem erkiese, schon hoffentlich so
viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬
herrn Le Baut und sagt: a revoir! -- An solche
Staatsvisiten muß er sich ohnehin jetzt gewöhnen.

Maz saß auch drüben, dieser mit struppichten ab¬
gezauseten hängenden Flügeln hingeworfene Amor der
Kammerherrin -- diese badinirte über die eitleln
Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls seiner
Liebe bekannten -- Le Baut spielte Schach mit
Mazen -- Klotilden saß an ihrem Arbeitstischgen
voll seidner Blumen mitten unter diesen edeln Dril¬
lingen. . . . Ihr armen Töchter! was für Leute
müsset ihr nicht oft bewillkommen und aushören! --

ſchaͤmte ſich jeder Freude, die nicht wenigſtens in
zwei Biſſen, in einen fuͤr einen Moitiſten zu theilen
war — er ſagte, die Stirne eines Hoſpodars muͤßte
die Haͤrte ſeiner Krone angenommen haben, weils
ſonſt ein ſolcher Menſch unmoͤglich ertruͤge, was oft
bloß ſeinetwegen gemacht wuͤrde von einem ganzen
Lande, die Muſik — die Ehrenbogen — die Karmi¬
na — das Freudengeſchrei in Proſa und die entſetz¬
lichen Kanonaden. — —

Er hatte jetzt in St. Luͤne nichts mehr abzuthun,
als eine bloße platte — Hoͤflichkeit: denn ſo viel
darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein
Held, den ich zu meinem erkieſe, ſchon hoffentlich ſo
viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬
herrn Le Baut und ſagt: à revoir! — An ſolche
Staatsviſiten muß er ſich ohnehin jetzt gewoͤhnen.

Maz ſaß auch druͤben, dieſer mit ſtruppichten ab¬
gezauſeten haͤngenden Fluͤgeln hingeworfene Amor der
Kammerherrin — dieſe badinirte uͤber die eitleln
Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls ſeiner
Liebe bekannten — Le Baut ſpielte Schach mit
Mazen — Klotilden ſaß an ihrem Arbeitstiſchgen
voll ſeidner Blumen mitten unter dieſen edeln Dril¬
lingen. . . . Ihr armen Toͤchter! was fuͤr Leute
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[373/0384] ſchaͤmte ſich jeder Freude, die nicht wenigſtens in zwei Biſſen, in einen fuͤr einen Moitiſten zu theilen war — er ſagte, die Stirne eines Hoſpodars muͤßte die Haͤrte ſeiner Krone angenommen haben, weils ſonſt ein ſolcher Menſch unmoͤglich ertruͤge, was oft bloß ſeinetwegen gemacht wuͤrde von einem ganzen Lande, die Muſik — die Ehrenbogen — die Karmi¬ na — das Freudengeſchrei in Proſa und die entſetz¬ lichen Kanonaden. — — Er hatte jetzt in St. Luͤne nichts mehr abzuthun, als eine bloße platte — Hoͤflichkeit: denn ſo viel darf ich wohl ohne Eitelkeit behaupten, daß ein Held, den ich zu meinem erkieſe, ſchon hoffentlich ſo viel Lebensart habe, daß er hingeht zum Kammer¬ herrn Le Baut und ſagt: à revoir! — An ſolche Staatsviſiten muß er ſich ohnehin jetzt gewoͤhnen. Maz ſaß auch druͤben, dieſer mit ſtruppichten ab¬ gezauſeten haͤngenden Fluͤgeln hingeworfene Amor der Kammerherrin — dieſe badinirte uͤber die eitleln Blicke mit ihm, die den intermittirenden Puls ſeiner Liebe bekannten — Le Baut ſpielte Schach mit Mazen — Klotilden ſaß an ihrem Arbeitstiſchgen voll ſeidner Blumen mitten unter dieſen edeln Dril¬ lingen. . . . Ihr armen Toͤchter! was fuͤr Leute muͤſſet ihr nicht oft bewillkommen und aushoͤren! —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/384>, abgerufen am 25.11.2024.