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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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sollte aus dieser sanft irrenden Gondel hinausgewor¬
fen werden ins Sklavenschif des Hofs -- aus der
priesterlichen Laiterie in die fürstliche Arsenikhütte,
aus dem Philantropistenwäldgen der häuslichen Liebe
auf das Eisfeld des Kurialhasses. Das war ihm in
der Laube so hart! -- und in Tostatos Bude so
lieb! -- Wenn die Wünsche und die Lagen des
Menschen sich mit einander umkehren: so klagt er
doch wieder die Lagen, nicht die Wünsche an. "Er
wolle sich selber, sagt' er, auslachen, aber er habe
doch hundert Gründe, in St. Lüne zu zögern von
einem Tage zum andern -- es eckle ihn so sehr seine
Absicht an, einem Menschen (dem Fürsten) aus an¬
dern Motiven zu gefallen als aus Liebe -- es sey
noch unwahrscheinlicher daß er selber gefalle, als daß
es ihm gefalle -- er wolle lieber seinen eignen Lau¬
nen als gekrönten schmeicheln und er wisse gewiß, im
ersten Monat sag' er dem Minister von Schleunes
Satiren ins Gesicht und im zweiten dem Fürsten --
und überhaupt werd' er jetzt mitten im Sommer ei¬
nen vollständigen Hof-Filou schlecht zu machen wis¬
sen, im Winter eher u. s. w."

Außer diesen hundert Gründen hatt' er noch
schwächere, die er gar nicht erwähnte, wie etwan
solche: er wollte gern um Klotilden seyn, weil er
ihr nothwendig, gleichsam um sein Betragen zu
rechtfertigen -- aber welches denn, mein Trauter,

ſollte aus dieſer ſanft irrenden Gondel hinausgewor¬
fen werden ins Sklavenſchif des Hofs — aus der
prieſterlichen Laiterie in die fuͤrſtliche Arſenikhuͤtte,
aus dem Philantropiſtenwaͤldgen der haͤuslichen Liebe
auf das Eisfeld des Kurialhaſſes. Das war ihm in
der Laube ſo hart! — und in Toſtatos Bude ſo
lieb! — Wenn die Wuͤnſche und die Lagen des
Menſchen ſich mit einander umkehren: ſo klagt er
doch wieder die Lagen, nicht die Wuͤnſche an. »Er
wolle ſich ſelber, ſagt' er, auslachen, aber er habe
doch hundert Gruͤnde, in St. Luͤne zu zoͤgern von
einem Tage zum andern — es eckle ihn ſo ſehr ſeine
Abſicht an, einem Menſchen (dem Fuͤrſten) aus an¬
dern Motiven zu gefallen als aus Liebe — es ſey
noch unwahrſcheinlicher daß er ſelber gefalle, als daß
es ihm gefalle — er wolle lieber ſeinen eignen Lau¬
nen als gekroͤnten ſchmeicheln und er wiſſe gewiß, im
erſten Monat ſag' er dem Miniſter von Schleunes
Satiren ins Geſicht und im zweiten dem Fuͤrſten —
und uͤberhaupt werd' er jetzt mitten im Sommer ei¬
nen vollſtaͤndigen Hof-Filou ſchlecht zu machen wiſ¬
ſen, im Winter eher u. ſ. w.«

Außer dieſen hundert Gruͤnden hatt' er noch
ſchwaͤchere, die er gar nicht erwaͤhnte, wie etwan
ſolche: er wollte gern um Klotilden ſeyn, weil er
ihr nothwendig, gleichſam um ſein Betragen zu
rechtfertigen — aber welches denn, mein Trauter,

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[365/0376] ſollte aus dieſer ſanft irrenden Gondel hinausgewor¬ fen werden ins Sklavenſchif des Hofs — aus der prieſterlichen Laiterie in die fuͤrſtliche Arſenikhuͤtte, aus dem Philantropiſtenwaͤldgen der haͤuslichen Liebe auf das Eisfeld des Kurialhaſſes. Das war ihm in der Laube ſo hart! — und in Toſtatos Bude ſo lieb! — Wenn die Wuͤnſche und die Lagen des Menſchen ſich mit einander umkehren: ſo klagt er doch wieder die Lagen, nicht die Wuͤnſche an. »Er wolle ſich ſelber, ſagt' er, auslachen, aber er habe doch hundert Gruͤnde, in St. Luͤne zu zoͤgern von einem Tage zum andern — es eckle ihn ſo ſehr ſeine Abſicht an, einem Menſchen (dem Fuͤrſten) aus an¬ dern Motiven zu gefallen als aus Liebe — es ſey noch unwahrſcheinlicher daß er ſelber gefalle, als daß es ihm gefalle — er wolle lieber ſeinen eignen Lau¬ nen als gekroͤnten ſchmeicheln und er wiſſe gewiß, im erſten Monat ſag' er dem Miniſter von Schleunes Satiren ins Geſicht und im zweiten dem Fuͤrſten — und uͤberhaupt werd' er jetzt mitten im Sommer ei¬ nen vollſtaͤndigen Hof-Filou ſchlecht zu machen wiſ¬ ſen, im Winter eher u. ſ. w.« Außer dieſen hundert Gruͤnden hatt' er noch ſchwaͤchere, die er gar nicht erwaͤhnte, wie etwan ſolche: er wollte gern um Klotilden ſeyn, weil er ihr nothwendig, gleichſam um ſein Betragen zu rechtfertigen — aber welches denn, mein Trauter,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/376>, abgerufen am 25.11.2024.