heraus, nämlich sein Schifsjournal, aus dem er für die Laube einen pragmatischen Extrakt auszog -- ich gesteh' es, der Bayreuther Zeitungsschreiber hätte mehr verfälschen, aber schwerlich mehr weglassen können.
Er that sich glaub' ich wieder Schaden bei Klo¬ tilden (wie Vorschub bei der Kaplänin) dadurch, daß er, (da viele Mädgen nur den Spott, aber nicht den Spötter lieben,) -- (allein er peccirte wider Klotildens Brief bloß aus Wohlwollen für die Zu¬ hörer und aus zu starkem Haß des Hofes) -- daß er die Benefizkomödie der Prinzessin nicht von der erhabnen Seite darstellte wie ich, sondern von der lustichen: sie lächelte und Agathe lachte.
Da der Name Emanuel von ihm genannt wurde und sein Haus und sein Berg: so bereitete die Freundschaft und die Vergangenheit auf dem schönsten Auge, worüber noch ein Augenbraunenbo¬ gen, aus einer Schönheitslinie gezogen floß, einen sanften Schimmer aus, der jeden Augenblick zur Freudenthräne werden wollte; aber er mußte zu einer andern werden, als Viktor der Frage um seine Gesundheit, die Klotilde hoffend an ihn als Kunst¬ verständigen that, die Antwort der leis' umschriebe¬ nen Geschichte seines nächtlichen Blutens geben mußte. Er konnte den Schmerz des Mitleidens nicht verhehlen und Klotilde konnt' ihn nicht be¬
heraus, naͤmlich ſein Schifsjournal, aus dem er fuͤr die Laube einen pragmatiſchen Extrakt auszog — ich geſteh' es, der Bayreuther Zeitungsſchreiber haͤtte mehr verfaͤlſchen, aber ſchwerlich mehr weglaſſen koͤnnen.
Er that ſich glaub' ich wieder Schaden bei Klo¬ tilden (wie Vorſchub bei der Kaplaͤnin) dadurch, daß er, (da viele Maͤdgen nur den Spott, aber nicht den Spoͤtter lieben,) — (allein er peccirte wider Klotildens Brief bloß aus Wohlwollen fuͤr die Zu¬ hoͤrer und aus zu ſtarkem Haß des Hofes) — daß er die Benefizkomoͤdie der Prinzeſſin nicht von der erhabnen Seite darſtellte wie ich, ſondern von der luſtichen: ſie laͤchelte und Agathe lachte.
Da der Name Emanuel von ihm genannt wurde und ſein Haus und ſein Berg: ſo bereitete die Freundſchaft und die Vergangenheit auf dem ſchoͤnſten Auge, woruͤber noch ein Augenbraunenbo¬ gen, aus einer Schoͤnheitslinie gezogen floß, einen ſanften Schimmer aus, der jeden Augenblick zur Freudenthraͤne werden wollte; aber er mußte zu einer andern werden, als Viktor der Frage um ſeine Geſundheit, die Klotilde hoffend an ihn als Kunſt¬ verſtaͤndigen that, die Antwort der leiſ' umſchriebe¬ nen Geſchichte ſeines naͤchtlichen Blutens geben mußte. Er konnte den Schmerz des Mitleidens nicht verhehlen und Klotilde konnt' ihn nicht be¬
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heraus, naͤmlich ſein Schifsjournal, aus dem er fuͤr
die Laube einen pragmatiſchen Extrakt auszog —
ich geſteh' es, der Bayreuther Zeitungsſchreiber haͤtte
mehr verfaͤlſchen, aber ſchwerlich mehr weglaſſen
koͤnnen.
Er that ſich glaub' ich wieder Schaden bei Klo¬
tilden (wie Vorſchub bei der Kaplaͤnin) dadurch,
daß er, (da viele Maͤdgen nur den Spott, aber nicht
den Spoͤtter lieben,) — (allein er peccirte wider
Klotildens Brief bloß aus Wohlwollen fuͤr die Zu¬
hoͤrer und aus zu ſtarkem Haß des Hofes) — daß
er die Benefizkomoͤdie der Prinzeſſin nicht von der
erhabnen Seite darſtellte wie ich, ſondern von der
luſtichen: ſie laͤchelte und Agathe lachte.
Da der Name Emanuel von ihm genannt
wurde und ſein Haus und ſein Berg: ſo bereitete
die Freundſchaft und die Vergangenheit auf dem
ſchoͤnſten Auge, woruͤber noch ein Augenbraunenbo¬
gen, aus einer Schoͤnheitslinie gezogen floß, einen
ſanften Schimmer aus, der jeden Augenblick zur
Freudenthraͤne werden wollte; aber er mußte zu
einer andern werden, als Viktor der Frage um ſeine
Geſundheit, die Klotilde hoffend an ihn als Kunſt¬
verſtaͤndigen that, die Antwort der leiſ' umſchriebe¬
nen Geſchichte ſeines naͤchtlichen Blutens geben
mußte. Er konnte den Schmerz des Mitleidens
nicht verhehlen und Klotilde konnt' ihn nicht be¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/370>, abgerufen am 25.11.2024.
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