Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

"gleich dem Quecksilber allda; aber verbunden sind
"wir, aus dem Fakto zu folgern. Wenn ein lachen¬
"der Erbe da seinem Testirer lange Jahre wünscht:
"so hört der gute Mann den Wunsch nicht eher als
"im nächsten Frühjahr, das ihn schon kann todtge¬
"schlagen haben. -- Die besten Weihnachtspredigten
"erbauen nicht eher gute Seelen als im Heumo¬
"nat. -- Vergeblich stattet der Polarhof seine Neu¬
"jahrswünsche vor Serenissimo ab; er hört sie nicht
"als bis es warm wird, nnd dann ist schon die
"Hälfte fehlgeschlagen. Man sollte aber einen Zir¬
"kulierofen als Sprachrohr in die Antichambre
"setzen: damit man in der Wärme die Hof-Lin¬
"guisten hören könnte. -- Ein Bruder Redner wäre
"dort ohne einen Ofenheizer ein geschlagner Mann.
"-- Der Pointeur thut zwar am Thomastag seine
"Flüche; aber am Johannistag, wo er schon wieder
"gewonnen, fahren sie erst herum, und aus den
"Winterkonzerten könnte man Sommerkonzerte ma¬
"chen ohne alle Instrumente: man setzte sich nur in
"den Saal. -- Woher kommts anders, daß die
"Polar-Kriege oft halbe Jahre vor dem Manifest
"geführet werden als daher, daß das schon im Win¬
"ter diktirte Manifest erst bey gutem Wetter laut
"wird? -- Und so kann man von den Winterkam¬
"pagnen der Polar-Armeen nicht eher etwas hören
"als unter den Sommerfeldzügen. -- Ich meines

»gleich dem Queckſilber allda; aber verbunden ſind
»wir, aus dem Fakto zu folgern. Wenn ein lachen¬
»der Erbe da ſeinem Teſtirer lange Jahre wuͤnſcht:
»ſo hoͤrt der gute Mann den Wunſch nicht eher als
»im naͤchſten Fruͤhjahr, das ihn ſchon kann todtge¬
»ſchlagen haben. — Die beſten Weihnachtspredigten
»erbauen nicht eher gute Seelen als im Heumo¬
»nat. — Vergeblich ſtattet der Polarhof ſeine Neu¬
»jahrswuͤnſche vor Serenissimo ab; er hoͤrt ſie nicht
»als bis es warm wird, nnd dann iſt ſchon die
»Haͤlfte fehlgeſchlagen. Man ſollte aber einen Zir¬
»kulierofen als Sprachrohr in die Antichambre
»ſetzen: damit man in der Waͤrme die Hof-Lin¬
»guiſten hoͤren koͤnnte. — Ein Bruder Redner waͤre
»dort ohne einen Ofenheizer ein geſchlagner Mann.
»— Der Pointeur thut zwar am Thomastag ſeine
»Fluͤche; aber am Johannistag, wo er ſchon wieder
»gewonnen, fahren ſie erſt herum, und aus den
»Winterkonzerten koͤnnte man Sommerkonzerte ma¬
»chen ohne alle Inſtrumente: man ſetzte ſich nur in
»den Saal. — Woher kommts anders, daß die
»Polar-Kriege oft halbe Jahre vor dem Manifeſt
»gefuͤhret werden als daher, daß das ſchon im Win¬
»ter diktirte Manifeſt erſt bey gutem Wetter laut
»wird? — Und ſo kann man von den Winterkam¬
»pagnen der Polar-Armeen nicht eher etwas hoͤren
»als unter den Sommerfeldzuͤgen. — Ich meines

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="280"/>
»gleich dem Queck&#x017F;ilber allda; aber verbunden &#x017F;ind<lb/>
»wir, aus dem Fakto zu folgern. Wenn ein lachen¬<lb/>
»der Erbe da &#x017F;einem Te&#x017F;tirer lange Jahre wu&#x0364;n&#x017F;cht:<lb/>
»&#x017F;o ho&#x0364;rt der gute Mann den Wun&#x017F;ch nicht eher als<lb/>
»im na&#x0364;ch&#x017F;ten Fru&#x0364;hjahr, das ihn &#x017F;chon kann todtge¬<lb/>
»&#x017F;chlagen haben. &#x2014; Die be&#x017F;ten Weihnachtspredigten<lb/>
»erbauen nicht eher gute Seelen als im Heumo¬<lb/>
»nat. &#x2014; Vergeblich &#x017F;tattet der Polarhof &#x017F;eine Neu¬<lb/>
»jahrswu&#x0364;n&#x017F;che vor <hi rendition="#aq">Serenissimo</hi> ab; er ho&#x0364;rt &#x017F;ie nicht<lb/>
»als bis es <hi rendition="#g">warm</hi> wird, nnd dann i&#x017F;t &#x017F;chon die<lb/>
»Ha&#x0364;lfte fehlge&#x017F;chlagen. Man &#x017F;ollte aber einen <hi rendition="#g">Zir¬</hi><lb/>
»<hi rendition="#g">kulierofen</hi> als Sprachrohr in die Antichambre<lb/>
»&#x017F;etzen: damit man in der <hi rendition="#g">Wa&#x0364;rme</hi> die Hof-Lin¬<lb/>
»gui&#x017F;ten ho&#x0364;ren ko&#x0364;nnte. &#x2014; Ein Bruder Redner wa&#x0364;re<lb/>
»dort ohne einen Ofenheizer ein ge&#x017F;chlagner Mann.<lb/>
»&#x2014; Der Pointeur thut zwar am Thomastag &#x017F;eine<lb/>
»Flu&#x0364;che; aber am Johannistag, wo er &#x017F;chon wieder<lb/>
»gewonnen, fahren &#x017F;ie er&#x017F;t herum, und aus den<lb/>
»Winterkonzerten ko&#x0364;nnte man Sommerkonzerte ma¬<lb/>
»chen ohne alle In&#x017F;trumente: man &#x017F;etzte &#x017F;ich nur in<lb/>
»den Saal. &#x2014; Woher kommts anders, daß die<lb/>
»Polar-Kriege oft halbe Jahre vor dem Manife&#x017F;t<lb/>
»gefu&#x0364;hret werden als daher, daß das &#x017F;chon im Win¬<lb/>
»ter diktirte Manife&#x017F;t er&#x017F;t bey <hi rendition="#g">gutem Wetter</hi> laut<lb/>
»wird? &#x2014; Und &#x017F;o kann man von den Winterkam¬<lb/>
»pagnen der Polar-Armeen nicht eher etwas ho&#x0364;ren<lb/>
»als unter den Sommerfeldzu&#x0364;gen. &#x2014; Ich meines<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0291] »gleich dem Queckſilber allda; aber verbunden ſind »wir, aus dem Fakto zu folgern. Wenn ein lachen¬ »der Erbe da ſeinem Teſtirer lange Jahre wuͤnſcht: »ſo hoͤrt der gute Mann den Wunſch nicht eher als »im naͤchſten Fruͤhjahr, das ihn ſchon kann todtge¬ »ſchlagen haben. — Die beſten Weihnachtspredigten »erbauen nicht eher gute Seelen als im Heumo¬ »nat. — Vergeblich ſtattet der Polarhof ſeine Neu¬ »jahrswuͤnſche vor Serenissimo ab; er hoͤrt ſie nicht »als bis es warm wird, nnd dann iſt ſchon die »Haͤlfte fehlgeſchlagen. Man ſollte aber einen Zir¬ »kulierofen als Sprachrohr in die Antichambre »ſetzen: damit man in der Waͤrme die Hof-Lin¬ »guiſten hoͤren koͤnnte. — Ein Bruder Redner waͤre »dort ohne einen Ofenheizer ein geſchlagner Mann. »— Der Pointeur thut zwar am Thomastag ſeine »Fluͤche; aber am Johannistag, wo er ſchon wieder »gewonnen, fahren ſie erſt herum, und aus den »Winterkonzerten koͤnnte man Sommerkonzerte ma¬ »chen ohne alle Inſtrumente: man ſetzte ſich nur in »den Saal. — Woher kommts anders, daß die »Polar-Kriege oft halbe Jahre vor dem Manifeſt »gefuͤhret werden als daher, daß das ſchon im Win¬ »ter diktirte Manifeſt erſt bey gutem Wetter laut »wird? — Und ſo kann man von den Winterkam¬ »pagnen der Polar-Armeen nicht eher etwas hoͤren »als unter den Sommerfeldzuͤgen. — Ich meines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/291
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/291>, abgerufen am 25.11.2024.