Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Wohnung -- und daß er ein Italiener sey mit Na¬ Jetzt aber entlief sie ihm: der Flachsenfingische Wohnung — und daß er ein Italiener ſey mit Na¬ Jetzt aber entlief ſie ihm: der Flachſenfingiſche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0249" n="238"/> Wohnung — und daß er ein Italiener ſey mit Na¬<lb/> men — — <hi rendition="#g">Toſtato</hi>. Ach! den kannte ja Viktor<lb/> ſo gut. Ohne weitere Frage — er gieng ohnehin<lb/> mit jedem Maͤdgen und mit jedem Spitzhunde ein<lb/> Paar Sabbatherwege und ſagte, zwiſchen einem<lb/> neuen und einem ſchoͤnen Geſichte wuͤrd' er gar kei¬<lb/> nen Unterſchied machen, wenn er auch muͤſte —<lb/> marſchirte er mit ihr gerade hin zum Vater beim<lb/> Grafen. Er enthuͤlſete immer mehr an ſeiner klei¬<lb/> nen Geſellſchaftsdame: ſie war nicht nur auſſeror¬<lb/> dentlich ſchoͤn, ſondern auch eben ſo — dumm.</p><lb/> <p>Jetzt aber entlief ſie ihm: der Flachſenfingiſche<lb/> Hofſtaat kam gefahren und ſie muſte das Ausſteigen<lb/> der Damen ſehen. Er hielt ſich nahe an den<lb/> Schwanz des ganzen Corps, der noch auf der Straße<lb/> aufſtreifte, indes der halbe Rumpf ſchon im Schloſſe<lb/> ſteckte. Der nachfahrende Schwanz war etwas kurz<lb/> und duͤnn, der Hofapotheker <hi rendition="#g">Zeuſel</hi>, der aus Eitel¬<lb/> keit mit ſeinen 54 Jahren und Jugendkleidern und<lb/> mit ſeiner ſtoßenden Kutſche bey der Sache war.<lb/> Das kleinſte Maͤnchen von der Welt war im groͤſten<lb/> Wagen von der Welt ſo wenig fuͤr ein <hi rendition="#aq">ens</hi> zu neh¬<lb/> men, daß ich ſeinen Wagen fuͤr einen leeren Zere¬<lb/> monienwagen anrechne, in dem ihn der Kutſcher wie<lb/> einen duͤrren Kern in einer Wallnuß ſchuͤttelte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0249]
Wohnung — und daß er ein Italiener ſey mit Na¬
men — — Toſtato. Ach! den kannte ja Viktor
ſo gut. Ohne weitere Frage — er gieng ohnehin
mit jedem Maͤdgen und mit jedem Spitzhunde ein
Paar Sabbatherwege und ſagte, zwiſchen einem
neuen und einem ſchoͤnen Geſichte wuͤrd' er gar kei¬
nen Unterſchied machen, wenn er auch muͤſte —
marſchirte er mit ihr gerade hin zum Vater beim
Grafen. Er enthuͤlſete immer mehr an ſeiner klei¬
nen Geſellſchaftsdame: ſie war nicht nur auſſeror¬
dentlich ſchoͤn, ſondern auch eben ſo — dumm.
Jetzt aber entlief ſie ihm: der Flachſenfingiſche
Hofſtaat kam gefahren und ſie muſte das Ausſteigen
der Damen ſehen. Er hielt ſich nahe an den
Schwanz des ganzen Corps, der noch auf der Straße
aufſtreifte, indes der halbe Rumpf ſchon im Schloſſe
ſteckte. Der nachfahrende Schwanz war etwas kurz
und duͤnn, der Hofapotheker Zeuſel, der aus Eitel¬
keit mit ſeinen 54 Jahren und Jugendkleidern und
mit ſeiner ſtoßenden Kutſche bey der Sache war.
Das kleinſte Maͤnchen von der Welt war im groͤſten
Wagen von der Welt ſo wenig fuͤr ein ens zu neh¬
men, daß ich ſeinen Wagen fuͤr einen leeren Zere¬
monienwagen anrechne, in dem ihn der Kutſcher wie
einen duͤrren Kern in einer Wallnuß ſchuͤttelte.
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