Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Kinn dieses trägen Bock-Insaßen mehr Maulwurfs¬ "Ein Spener, ein Kato der jüngere, sagte Vik¬ Kinn dieſes traͤgen Bock-Inſaßen mehr Maulwurfs¬ »Ein Spener, ein Kato der juͤngere, ſagte Vik¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="189"/> Kinn dieſes traͤgen Bock-Inſaßen mehr Maulwurfs¬<lb/> huͤgel — ſo nenn' ich zierlich die Warzen — vorge¬<lb/> ſtoßen als noͤthig ſind zum Raſiren und Maͤhen.<lb/> Inzwiſchen hobelte der alte Mann an den Sonntags-<lb/> Morgen — denn da ziehen die gemeinen Leute zu¬<lb/> gleich den alten Adam und das alte Hemd aus und<lb/> laſſen Suͤnden und Bart blos die Werkeltage wach¬<lb/> ſen — mit ſeinem Meſſer kuͤhn zwiſchen dem War¬<lb/> zen-Schagrin auf und nieder und ſchnitt ab. Nun<lb/> wuͤrde der Kerl erbaͤrmlich mit ſeinem ſkarifizirten<lb/> Geſichtsvorgrund ausgeſehen haben — ſo daß man<lb/> haͤtte Blut weinen muͤſſen uͤber dasjenige, ſo uͤber<lb/> das Kinn dieſes ſteinernen Flusgottes in rothe Ra¬<lb/> dien ging — wenn der Proſektor wie ein Roͤmer<lb/> ſeine Wunden aus Dummheit vorgezeigt haͤtte; aber<lb/> er zeigte nichts: er zauſete, verſtaͤndiger, Tabaks¬<lb/> ſchwamm in kleine Kappen aus und ſetzte die Muͤtzen<lb/> den Wunden und bleſſirten Warzen auf und praͤſen¬<lb/> tirte ſich ſo.</p><lb/> <p>»Ein Spener, ein Kato der juͤngere, ſagte Vik¬<lb/> »tor komm' einmal in meine Stube und lache nicht,<lb/> »wenn ein Kalkant nachkoͤmmt mit Kaffeetaſſen und<lb/> »mit ſechzehn ſkalpirten Warzen und mit einem in<lb/> »Schwamm brochirten Kinn, das ausſieht wie ein<lb/> »Gartenfelſen mit ſchoͤn vertheiltem Moos bewach¬<lb/> »ſen — ein Spener lache nicht, ſage ich, wenn er<lb/> »kann.«<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0200]
Kinn dieſes traͤgen Bock-Inſaßen mehr Maulwurfs¬
huͤgel — ſo nenn' ich zierlich die Warzen — vorge¬
ſtoßen als noͤthig ſind zum Raſiren und Maͤhen.
Inzwiſchen hobelte der alte Mann an den Sonntags-
Morgen — denn da ziehen die gemeinen Leute zu¬
gleich den alten Adam und das alte Hemd aus und
laſſen Suͤnden und Bart blos die Werkeltage wach¬
ſen — mit ſeinem Meſſer kuͤhn zwiſchen dem War¬
zen-Schagrin auf und nieder und ſchnitt ab. Nun
wuͤrde der Kerl erbaͤrmlich mit ſeinem ſkarifizirten
Geſichtsvorgrund ausgeſehen haben — ſo daß man
haͤtte Blut weinen muͤſſen uͤber dasjenige, ſo uͤber
das Kinn dieſes ſteinernen Flusgottes in rothe Ra¬
dien ging — wenn der Proſektor wie ein Roͤmer
ſeine Wunden aus Dummheit vorgezeigt haͤtte; aber
er zeigte nichts: er zauſete, verſtaͤndiger, Tabaks¬
ſchwamm in kleine Kappen aus und ſetzte die Muͤtzen
den Wunden und bleſſirten Warzen auf und praͤſen¬
tirte ſich ſo.
»Ein Spener, ein Kato der juͤngere, ſagte Vik¬
»tor komm' einmal in meine Stube und lache nicht,
»wenn ein Kalkant nachkoͤmmt mit Kaffeetaſſen und
»mit ſechzehn ſkalpirten Warzen und mit einem in
»Schwamm brochirten Kinn, das ausſieht wie ein
»Gartenfelſen mit ſchoͤn vertheiltem Moos bewach¬
»ſen — ein Spener lache nicht, ſage ich, wenn er
»kann.«
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/200>, abgerufen am 22.07.2024. |