nicht wie die Scholastiker die vegetative, sensitive und intellektuelle Seele -- noch wie die Fanatiker die drei Theile des Menschen: sondern etwas recht ähnliches, seine humoristische empfindsame und philosophische Seele. Wer ihm eine davon wegnähme, sagt' er, der könnt' ihm immer auch die restirenden gar ausziehen. Ja zuweilen, wenn gerade die humoristische auf der alternirenden Querbank oben an saß, trieb er den Leichtsinn so weit, daß er den Wunsch äußerte, in Abrahä Schoos machte man Spas und er könnte sich auf die zwölf Stühle mit seinen drei Seelen zugleich niederlassen. -- --
Seine Nachmittage übergab er bald einer strö¬ menden Laune, die ihre rechten Zuhörer nicht ein¬ mal fand -- bald den Pfarrleuten -- bald der gan¬ zen St. Lüner Schuljugend, deren Magen er (zur Aergerniß eines jeden guten Pädagogen) mehr als ihre Köpfe verproviantirte, weil er glaubte, in den kurzen Jahren, wo das Geiferfleckgen sich ausbreitet bis zu einer Serviette, nehme das Vergnügen seinen Weg über die Kinderserviette und habe keinen Ein¬ gang als den Mund. Er ging nie ohne eine ganze Operationskasse voll kleines Geld in der Weste aus: "ich vertheil' es ohne allen Verstand, sagt' er; "aber wenn aus diesem herumgesäeten metallischen "Saamen ganze Freudenabende für arme Teufel auf¬ "gehen; und wenn sie die unschuldigen gerade so
nicht wie die Scholaſtiker die vegetative, ſenſitive und intellektuelle Seele — noch wie die Fanatiker die drei Theile des Menſchen: ſondern etwas recht aͤhnliches, ſeine humoriſtiſche empfindſame und philoſophiſche Seele. Wer ihm eine davon wegnaͤhme, ſagt' er, der koͤnnt' ihm immer auch die reſtirenden gar ausziehen. Ja zuweilen, wenn gerade die humoriſtiſche auf der alternirenden Querbank oben an ſaß, trieb er den Leichtſinn ſo weit, daß er den Wunſch aͤußerte, in Abrahaͤ Schoos machte man Spas und er koͤnnte ſich auf die zwoͤlf Stuͤhle mit ſeinen drei Seelen zugleich niederlaſſen. — —
Seine Nachmittage uͤbergab er bald einer ſtroͤ¬ menden Laune, die ihre rechten Zuhoͤrer nicht ein¬ mal fand — bald den Pfarrleuten — bald der gan¬ zen St. Luͤner Schuljugend, deren Magen er (zur Aergerniß eines jeden guten Paͤdagogen) mehr als ihre Koͤpfe verproviantirte, weil er glaubte, in den kurzen Jahren, wo das Geiferfleckgen ſich ausbreitet bis zu einer Serviette, nehme das Vergnuͤgen ſeinen Weg uͤber die Kinderſerviette und habe keinen Ein¬ gang als den Mund. Er ging nie ohne eine ganze Operationskaſſe voll kleines Geld in der Weſte aus: »ich vertheil' es ohne allen Verſtand, ſagt' er; »aber wenn aus dieſem herumgeſaͤeten metalliſchen »Saamen ganze Freudenabende fuͤr arme Teufel auf¬ »gehen; und wenn ſie die unſchuldigen gerade ſo
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nicht wie die Scholaſtiker die vegetative, ſenſitive
und intellektuelle Seele — noch wie die Fanatiker
die drei Theile des Menſchen: ſondern etwas recht
aͤhnliches, ſeine humoriſtiſche empfindſame
und philoſophiſche Seele. Wer ihm eine davon
wegnaͤhme, ſagt' er, der koͤnnt' ihm immer auch die
reſtirenden gar ausziehen. Ja zuweilen, wenn gerade
die humoriſtiſche auf der alternirenden Querbank
oben an ſaß, trieb er den Leichtſinn ſo weit, daß er
den Wunſch aͤußerte, in Abrahaͤ Schoos machte
man Spas und er koͤnnte ſich auf die zwoͤlf Stuͤhle
mit ſeinen drei Seelen zugleich niederlaſſen. — —
Seine Nachmittage uͤbergab er bald einer ſtroͤ¬
menden Laune, die ihre rechten Zuhoͤrer nicht ein¬
mal fand — bald den Pfarrleuten — bald der gan¬
zen St. Luͤner Schuljugend, deren Magen er (zur
Aergerniß eines jeden guten Paͤdagogen) mehr als
ihre Koͤpfe verproviantirte, weil er glaubte, in den
kurzen Jahren, wo das Geiferfleckgen ſich ausbreitet
bis zu einer Serviette, nehme das Vergnuͤgen ſeinen
Weg uͤber die Kinderſerviette und habe keinen Ein¬
gang als den Mund. Er ging nie ohne eine ganze
Operationskaſſe voll kleines Geld in der Weſte aus:
»ich vertheil' es ohne allen Verſtand, ſagt' er;
»aber wenn aus dieſem herumgeſaͤeten metalliſchen
»Saamen ganze Freudenabende fuͤr arme Teufel auf¬
»gehen; und wenn ſie die unſchuldigen gerade ſo
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/182>, abgerufen am 27.11.2024.
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