Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.Kastanienbäumen mit Blüten-Geäder über den Men¬ Ein allerhöchstes Handbillet ist das Tetragramma¬ Sebastian wird von der Freude wie von Haba¬ Kaſtanienbaͤumen mit Bluͤten-Geaͤder uͤber den Men¬ Ein allerhoͤchſtes Handbillet iſt das Tetragramma¬ Sebaſtian wird von der Freude wie von Haba¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="140"/> Kaſtanienbaͤumen mit Bluͤten-Geaͤder uͤber den Men¬<lb/> ſchen zuſammenniſtete, mit geruͤhrtem Zittern ſeinen<lb/> Vater umfaſſen und fuͤr ſeinen Freund ſprechen und<lb/> gluͤhen mit Zunge und Herz. Des Lords Ueberra¬<lb/> ſchung war groͤßer als deſſen Ruͤhrung. »Hier<lb/> »(ſagt' er) iſt deine Bitte auf eine andere Art laͤngſt<lb/> »erfuͤllt; ich wollte dir aber das Vergnuͤgen der<lb/> »Bothſchaft aufheben« — und damit gab er ihm<lb/> ein allerhoͤchſtes Handbillet, worin der Fuͤrſt den<lb/> praktizirenden Advokaten Flamin zum Regierungsrath<lb/> beruft.</p><lb/> <p>Ein allerhoͤchſtes Handbillet iſt das Tetragramma¬<lb/> ton und Gnadenmittel, das die uͤbernatuͤrlichen Wir¬<lb/> kungen und Staats-Wunder thut; und der durch¬<lb/> lauchtige Schreib-Daumen iſt gleichſam ein zauberi¬<lb/> ſcher Diebsdaumen, der die verſchiedenen Raͤder der<lb/> Staats-Repetieruhr, das Heberad, das Zifferblatts¬<lb/> rad, oft bloß den Zeiger voraus oder zuruͤckſtoͤßet,<lb/> je nachdem er eine Stunde fruͤher oder ſpaͤter be¬<lb/> gehrt. Daher ſteigen Miniſter oft hinauf und ſchnei¬<lb/> den ſich einen ſolchen Diebsdaumen fuͤr ihre Ta¬<lb/> ſchen ab.</p><lb/> <p>Sebaſtian wird von der Freude wie von Haba¬<lb/> kuks Engel beim Schopfe erfaſt und durch den Gar¬<lb/> ten gefuͤhrt und mit ſeiner Novelle an den erſten<lb/> beſten getrieben — an den Kaplan, welcher mit ei¬<lb/> nem naͤrriſchen Geſicht beſchwor, es waͤren nur Fin¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [140/0151]
Kaſtanienbaͤumen mit Bluͤten-Geaͤder uͤber den Men¬
ſchen zuſammenniſtete, mit geruͤhrtem Zittern ſeinen
Vater umfaſſen und fuͤr ſeinen Freund ſprechen und
gluͤhen mit Zunge und Herz. Des Lords Ueberra¬
ſchung war groͤßer als deſſen Ruͤhrung. »Hier
»(ſagt' er) iſt deine Bitte auf eine andere Art laͤngſt
»erfuͤllt; ich wollte dir aber das Vergnuͤgen der
»Bothſchaft aufheben« — und damit gab er ihm
ein allerhoͤchſtes Handbillet, worin der Fuͤrſt den
praktizirenden Advokaten Flamin zum Regierungsrath
beruft.
Ein allerhoͤchſtes Handbillet iſt das Tetragramma¬
ton und Gnadenmittel, das die uͤbernatuͤrlichen Wir¬
kungen und Staats-Wunder thut; und der durch¬
lauchtige Schreib-Daumen iſt gleichſam ein zauberi¬
ſcher Diebsdaumen, der die verſchiedenen Raͤder der
Staats-Repetieruhr, das Heberad, das Zifferblatts¬
rad, oft bloß den Zeiger voraus oder zuruͤckſtoͤßet,
je nachdem er eine Stunde fruͤher oder ſpaͤter be¬
gehrt. Daher ſteigen Miniſter oft hinauf und ſchnei¬
den ſich einen ſolchen Diebsdaumen fuͤr ihre Ta¬
ſchen ab.
Sebaſtian wird von der Freude wie von Haba¬
kuks Engel beim Schopfe erfaſt und durch den Gar¬
ten gefuͤhrt und mit ſeiner Novelle an den erſten
beſten getrieben — an den Kaplan, welcher mit ei¬
nem naͤrriſchen Geſicht beſchwor, es waͤren nur Fin¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/151>, abgerufen am 22.07.2024. |