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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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brennte die buntesten Feuerwerke des Witzes ab, ja
es hingen aus meinem Maul philosophische Schlu߬
ketten, wie aus eines Taschenspielers seinem Bän¬
der, in Zaspeln heraus: hälf's mir was? --

Dennoch müssen Bänder heraushängen und Feuer¬
werke abbrennen; es soll aber so werden: Wie von
jedem Jahre so viele Stunden restiren, daß aus den
Restanten von vier Jahren ein Schalltag zu machen
ist -- und wie mir selber nach vier Hundsposttagen
allzeit so viel Nachschriften, so viel Witz und Scharf¬
sinn ganz unnütz als Ladenhüter liegen bleiben, daß
daraus recht gut ein eigner Schalltag zu formiren
wäre: So soll er auch formirt werden, so oft vier
Hunds-Dynastien vorüber sind; nur das braucht es
noch, daß ich vorher mit dem Leser folgenden Gränz-
und Hausvertrag abschließe und ratifizire, also und
dergestallt:

I. Daß von Seiten des Lesers dem Berghaupt¬
mann auf St. Johannis für ihn und seine Erben
zugestanden und bewilligt werde, von nun an nach
jedem vierten Hundsposttage einen witzigen und ge¬
lehrten Schalltag, in dem keine Historie ist, zu ver¬
fertigen und drucken zu lassen.

II. Daß von Seiten des Berghauptmanns dem
Leser bewilligt wird, jeden Schalltag zu überschla¬
gen und nur die Geschichtstage zu lesen -- wofür
beide Potenzen entsagen allen beneficiis juris -- re¬

Hesperus. I. Th. J

brennte die bunteſten Feuerwerke des Witzes ab, ja
es hingen aus meinem Maul philoſophiſche Schlu߬
ketten, wie aus eines Taſchenſpielers ſeinem Baͤn¬
der, in Zaſpeln heraus: haͤlf's mir was? —

Dennoch muͤſſen Baͤnder heraushaͤngen und Feuer¬
werke abbrennen; es ſoll aber ſo werden: Wie von
jedem Jahre ſo viele Stunden reſtiren, daß aus den
Reſtanten von vier Jahren ein Schalltag zu machen
iſt — und wie mir ſelber nach vier Hundspoſttagen
allzeit ſo viel Nachſchriften, ſo viel Witz und Scharf¬
ſinn ganz unnuͤtz als Ladenhuͤter liegen bleiben, daß
daraus recht gut ein eigner Schalltag zu formiren
waͤre: So ſoll er auch formirt werden, ſo oft vier
Hunds-Dynaſtien voruͤber ſind; nur das braucht es
noch, daß ich vorher mit dem Leſer folgenden Graͤnz-
und Hausvertrag abſchließe und ratifizire, alſo und
dergeſtallt:

I. Daß von Seiten des Leſers dem Berghaupt¬
mann auf St. Johannis fuͤr ihn und ſeine Erben
zugeſtanden und bewilligt werde, von nun an nach
jedem vierten Hundspoſttage einen witzigen und ge¬
lehrten Schalltag, in dem keine Hiſtorie iſt, zu ver¬
fertigen und drucken zu laſſen.

II. Daß von Seiten des Berghauptmanns dem
Leſer bewilligt wird, jeden Schalltag zu uͤberſchla¬
gen und nur die Geſchichtstage zu leſen — wofuͤr
beide Potenzen entſagen allen beneficiis jurisre¬

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[129/0140] brennte die bunteſten Feuerwerke des Witzes ab, ja es hingen aus meinem Maul philoſophiſche Schlu߬ ketten, wie aus eines Taſchenſpielers ſeinem Baͤn¬ der, in Zaſpeln heraus: haͤlf's mir was? — Dennoch muͤſſen Baͤnder heraushaͤngen und Feuer¬ werke abbrennen; es ſoll aber ſo werden: Wie von jedem Jahre ſo viele Stunden reſtiren, daß aus den Reſtanten von vier Jahren ein Schalltag zu machen iſt — und wie mir ſelber nach vier Hundspoſttagen allzeit ſo viel Nachſchriften, ſo viel Witz und Scharf¬ ſinn ganz unnuͤtz als Ladenhuͤter liegen bleiben, daß daraus recht gut ein eigner Schalltag zu formiren waͤre: So ſoll er auch formirt werden, ſo oft vier Hunds-Dynaſtien voruͤber ſind; nur das braucht es noch, daß ich vorher mit dem Leſer folgenden Graͤnz- und Hausvertrag abſchließe und ratifizire, alſo und dergeſtallt: I. Daß von Seiten des Leſers dem Berghaupt¬ mann auf St. Johannis fuͤr ihn und ſeine Erben zugeſtanden und bewilligt werde, von nun an nach jedem vierten Hundspoſttage einen witzigen und ge¬ lehrten Schalltag, in dem keine Hiſtorie iſt, zu ver¬ fertigen und drucken zu laſſen. II. Daß von Seiten des Berghauptmanns dem Leſer bewilligt wird, jeden Schalltag zu uͤberſchla¬ gen und nur die Geſchichtstage zu leſen — wofuͤr beide Potenzen entſagen allen beneficiis juris — re¬ Heſperus. I. Th. J

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/140>, abgerufen am 28.11.2024.