"werden mag und sein Laden der Gallengang. Aber "in Rücksicht der Unwahrscheinlichkeiten besorge sel¬ "ber nur gar zu sehr, daß auch die wenigen, wor¬ "auf wir fussen, am Ende verschwinden. Der ich u. s. w.
Der Scheker, merkt man leicht, will nur mich und den Leser gern mit Hasenschwänzen behängen. Für mich aber ists doch ein herrliches Dokument, daß ich das Meinige gethan und an den Schelm ge¬ schrieben habe. --
Gewisse Menschen sind, wenn sie Abends sehr warm und freundschaftlich waren, am Morgen sehr finster und kalt -- wie des Maupertius Halbsonnen, die nur auf der einen Hälfte brennen und die ver¬ schwinden, wenn sie die erdigte vorkehren -- und waren sie kalt, so werden sie warm. Flamin vergas am Morgen entweder den warmen Abend oder die Nachtkälte. Heute ist das Kirchgangsfest! -- Dro¬ ben bei Sebastian rückt' er wie ein Deutscher Po¬ lizei-Puritaner und Purist, mit Speyteufeln nnd Musketenfeuer aus gegen den Kirchgang -- ge¬ gen Kindtaufsschmäuse -- gegen das Holzfällen zu Weihnachten und Pfingsten -- gegen Feiertage und gegen allen Spas der Menschen.
Viktor wurde von unserm Jahrhundert durch nichts so erzürnt als durch dessen stolze Kreuzpredig¬
ten
»werden mag und ſein Laden der Gallengang. Aber »in Ruͤckſicht der Unwahrſcheinlichkeiten beſorge ſel¬ »ber nur gar zu ſehr, daß auch die wenigen, wor¬ »auf wir fuſſen, am Ende verſchwinden. Der ich u. ſ. w.
Der Scheker, merkt man leicht, will nur mich und den Leſer gern mit Haſenſchwaͤnzen behaͤngen. Fuͤr mich aber iſts doch ein herrliches Dokument, daß ich das Meinige gethan und an den Schelm ge¬ ſchrieben habe. —
Gewiſſe Menſchen ſind, wenn ſie Abends ſehr warm und freundſchaftlich waren, am Morgen ſehr finſter und kalt — wie des Maupertius Halbſonnen, die nur auf der einen Haͤlfte brennen und die ver¬ ſchwinden, wenn ſie die erdigte vorkehren — und waren ſie kalt, ſo werden ſie warm. Flamin vergas am Morgen entweder den warmen Abend oder die Nachtkaͤlte. Heute iſt das Kirchgangsfeſt! — Dro¬ ben bei Sebaſtian ruͤckt' er wie ein Deutſcher Po¬ lizei-Puritaner und Puriſt, mit Speyteufeln nnd Musketenfeuer aus gegen den Kirchgang — ge¬ gen Kindtaufsſchmaͤuſe — gegen das Holzfaͤllen zu Weihnachten und Pfingſten — gegen Feiertage und gegen allen Spas der Menſchen.
Viktor wurde von unſerm Jahrhundert durch nichts ſo erzuͤrnt als durch deſſen ſtolze Kreuzpredig¬
ten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0123"n="112"/>
»werden mag und ſein Laden der Gallengang. Aber<lb/>
»in Ruͤckſicht der Unwahrſcheinlichkeiten beſorge ſel¬<lb/>
»ber nur gar zu ſehr, daß auch die wenigen, wor¬<lb/>
»auf wir fuſſen, am Ende verſchwinden. Der ich<lb/>
u. ſ. w.</p><lb/><p>Der Scheker, merkt man leicht, will nur mich<lb/>
und den Leſer gern mit Haſenſchwaͤnzen behaͤngen.<lb/>
Fuͤr mich aber iſts doch ein herrliches Dokument,<lb/>
daß ich das Meinige gethan und an den Schelm ge¬<lb/>ſchrieben habe. —</p><lb/><p>Gewiſſe Menſchen ſind, wenn ſie Abends ſehr<lb/>
warm und freundſchaftlich waren, am Morgen ſehr<lb/>
finſter <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> kalt — wie des Maupertius Halbſonnen,<lb/>
die nur auf der einen Haͤlfte brennen und die ver¬<lb/>ſchwinden, wenn ſie die erdigte vorkehren — und<lb/>
waren ſie kalt, ſo werden ſie warm. Flamin vergas<lb/>
am Morgen entweder den warmen Abend oder die<lb/>
Nachtkaͤlte. Heute iſt das Kirchgangsfeſt! — Dro¬<lb/>
ben bei Sebaſtian ruͤckt' er wie ein Deutſcher <hirendition="#g">Po¬<lb/>
lizei</hi>-<hirendition="#g">Puritaner</hi> und Puriſt, mit Speyteufeln<lb/>
nnd Musketenfeuer aus gegen den Kirchgang — ge¬<lb/>
gen Kindtaufsſchmaͤuſe — gegen das Holzfaͤllen zu<lb/>
Weihnachten und Pfingſten — gegen Feiertage und<lb/>
gegen allen Spas der Menſchen.</p><lb/><p>Viktor wurde von unſerm Jahrhundert <choice><sic>dnrch</sic><corr>durch</corr></choice><lb/>
nichts ſo erzuͤrnt als durch deſſen ſtolze Kreuzpredig¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[112/0123]
»werden mag und ſein Laden der Gallengang. Aber
»in Ruͤckſicht der Unwahrſcheinlichkeiten beſorge ſel¬
»ber nur gar zu ſehr, daß auch die wenigen, wor¬
»auf wir fuſſen, am Ende verſchwinden. Der ich
u. ſ. w.
Der Scheker, merkt man leicht, will nur mich
und den Leſer gern mit Haſenſchwaͤnzen behaͤngen.
Fuͤr mich aber iſts doch ein herrliches Dokument,
daß ich das Meinige gethan und an den Schelm ge¬
ſchrieben habe. —
Gewiſſe Menſchen ſind, wenn ſie Abends ſehr
warm und freundſchaftlich waren, am Morgen ſehr
finſter und kalt — wie des Maupertius Halbſonnen,
die nur auf der einen Haͤlfte brennen und die ver¬
ſchwinden, wenn ſie die erdigte vorkehren — und
waren ſie kalt, ſo werden ſie warm. Flamin vergas
am Morgen entweder den warmen Abend oder die
Nachtkaͤlte. Heute iſt das Kirchgangsfeſt! — Dro¬
ben bei Sebaſtian ruͤckt' er wie ein Deutſcher Po¬
lizei-Puritaner und Puriſt, mit Speyteufeln
nnd Musketenfeuer aus gegen den Kirchgang — ge¬
gen Kindtaufsſchmaͤuſe — gegen das Holzfaͤllen zu
Weihnachten und Pfingſten — gegen Feiertage und
gegen allen Spas der Menſchen.
Viktor wurde von unſerm Jahrhundert durch
nichts ſo erzuͤrnt als durch deſſen ſtolze Kreuzpredig¬
ten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/123>, abgerufen am 12.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.