mal hart werden könnte gegen einen harten, der über die Menschen stets ungerecht richtet.
"Wie gesagt -- fuhr Vult fort -- das thut er nicht, der Poet. Vergeblich reitet ihm ein leiblicher Zwillingsbruder, wie dem Suworow ein Kosak, nach und hat den leichten Nachtstuhl für ihn am Halse hängen, so daß er sich nur zu setzen brauchte aufs Gestelle -- er thuts nicht, sondern er zeigt sich -- und mehr dazu -- der Welt" --
"An Menschheit glauben, versetzte Walt, an fremde und eigne -- durch sein Inneres ein Fremdes ehren und kennen -- das ists, worauf das Leben und die Ehre ankommt; alles Uebrige hole der Henker. Wie, größere Leute haben in größern Gefahren auf Leben und Tod vertrauet, ein Alexander hat seinen Schein-Gift während der Brief-Lesung seines Arztes getrunken; und ich sollte den heißen Thränen eines menschenfreund¬ lichen Mädchens nicht glauben? Nein, lieber nehm' ich diesen Stab, der ein Bettelstab ist, und gehe damit so weit mich meine Füße tra¬ gen"..
mal hart werden koͤnnte gegen einen harten, der uͤber die Menſchen ſtets ungerecht richtet.
„Wie geſagt — fuhr Vult fort — das thut er nicht, der Poet. Vergeblich reitet ihm ein leiblicher Zwillingsbruder, wie dem Suworow ein Koſak, nach und hat den leichten Nachtſtuhl fuͤr ihn am Halſe haͤngen, ſo daß er ſich nur zu ſetzen brauchte aufs Geſtelle — er thuts nicht, ſondern er zeigt ſich — und mehr dazu — der Welt” —
„An Menſchheit glauben, verſetzte Walt, an fremde und eigne — durch ſein Inneres ein Fremdes ehren und kennen — das iſts, worauf das Leben und die Ehre ankommt; alles Uebrige hole der Henker. Wie, groͤßere Leute haben in groͤßern Gefahren auf Leben und Tod vertrauet, ein Alexander hat ſeinen Schein-Gift waͤhrend der Brief-Leſung ſeines Arztes getrunken; und ich ſollte den heißen Thraͤnen eines menſchenfreund¬ lichen Maͤdchens nicht glauben? Nein, lieber nehm' ich dieſen Stab, der ein Bettelſtab iſt, und gehe damit ſo weit mich meine Fuͤße tra¬ gen”..
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0092"n="86"/>
mal hart werden koͤnnte gegen einen harten, der<lb/>
uͤber die Menſchen ſtets ungerecht richtet.</p><lb/><p>„Wie geſagt — fuhr Vult fort — das thut<lb/>
er nicht, der Poet. Vergeblich reitet ihm ein<lb/>
leiblicher Zwillingsbruder, wie dem Suworow<lb/>
ein Koſak, nach und hat den leichten Nachtſtuhl<lb/>
fuͤr ihn am Halſe haͤngen, ſo daß er ſich nur zu<lb/>ſetzen brauchte aufs Geſtelle — er thuts nicht,<lb/>ſondern er zeigt ſich — und mehr dazu — der<lb/>
Welt”—</p><lb/><p>„An Menſchheit glauben, verſetzte Walt,<lb/>
an fremde und eigne — durch ſein Inneres ein<lb/>
Fremdes ehren und kennen — das iſts, worauf<lb/>
das Leben und die Ehre ankommt; alles Uebrige<lb/>
hole der Henker. Wie, groͤßere Leute haben in<lb/>
groͤßern Gefahren auf Leben und Tod vertrauet,<lb/>
ein Alexander hat ſeinen Schein-Gift waͤhrend<lb/>
der Brief-Leſung ſeines Arztes getrunken; und<lb/>
ich ſollte den heißen Thraͤnen eines menſchenfreund¬<lb/>
lichen Maͤdchens nicht glauben? Nein, lieber<lb/>
nehm' ich dieſen Stab, der ein Bettelſtab iſt,<lb/>
und gehe damit ſo weit mich meine Fuͤße tra¬<lb/>
gen”..</p><lb/></div></body></text></TEI>
[86/0092]
mal hart werden koͤnnte gegen einen harten, der
uͤber die Menſchen ſtets ungerecht richtet.
„Wie geſagt — fuhr Vult fort — das thut
er nicht, der Poet. Vergeblich reitet ihm ein
leiblicher Zwillingsbruder, wie dem Suworow
ein Koſak, nach und hat den leichten Nachtſtuhl
fuͤr ihn am Halſe haͤngen, ſo daß er ſich nur zu
ſetzen brauchte aufs Geſtelle — er thuts nicht,
ſondern er zeigt ſich — und mehr dazu — der
Welt” —
„An Menſchheit glauben, verſetzte Walt,
an fremde und eigne — durch ſein Inneres ein
Fremdes ehren und kennen — das iſts, worauf
das Leben und die Ehre ankommt; alles Uebrige
hole der Henker. Wie, groͤßere Leute haben in
groͤßern Gefahren auf Leben und Tod vertrauet,
ein Alexander hat ſeinen Schein-Gift waͤhrend
der Brief-Leſung ſeines Arztes getrunken; und
ich ſollte den heißen Thraͤnen eines menſchenfreund¬
lichen Maͤdchens nicht glauben? Nein, lieber
nehm' ich dieſen Stab, der ein Bettelſtab iſt,
und gehe damit ſo weit mich meine Fuͤße tra¬
gen”..
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/92>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.